The European Commission has announced plans to present a new “Pact on Migration and Asylum” during the German EU Council Presidency. It is expected to provide impetus for the long-overdue reform of the Common European Asylum System, for the strengthening of the EU’s external borders, and for improved cooperation on migration policy with third countries. Many EU states see the latter as being particularly urgent in order to persuade countries of origin to readmit citizens who are obliged to leave the EU. In addition to positive incentives, sanctions against third countries that are unwilling to cooperate are increasingly being discussed. Although sanctions can have a short-term effect, they do not appear to be sustainable and can jeopardise more far-reaching goals of European foreign and development policy. Therefore, during its Presidency, Germany should instead advocate for migration policy instruments that aim to achieve a long-term and fair balance of interests between the EU and third countries.
Im Dezember hat die Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion (UEMOA) gemeinsam mit Frankreich das Ende des Franc CFA (FCFA) verkündet. Die neue Währung namens Eco soll am 1. Juli in Umlauf kommen. Aber auch sie bleibt an den Euro gebunden. Was ändert sich?
Evita Schmieg: Frankreich wird nicht mehr wie bisher im Aufsichtsgremium der westafrikanischen Zentralbank vertreten sein. Und die UEMOA-Länder, also Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Guinea-Bissau, Mali, Niger, Senegal und Togo, werden wiederum nicht mehr verpflichtet sein, die Hälfte ihrer Devisenreserven bei der französischen Zentralbank zu hinterlegen. Frankreich garantiert aber weiterhin die Stabilität des Wechselkurses, indem es selbst Devisen aufkauft, wenn die westafrikanische Währung droht abzusacken, oder verkauft, wenn sie droht zu steigen – ein eher unwahrscheinliches Szenario. Das war auch schon in der Vergangenheit so. De facto ändert sich also nicht viel.
Warum ist die UEMOA dann nicht einfach beim FCFA geblieben? Was hat sie von diesem Schritt?
Es ist vor allem eine emotionale politische Veränderung. Der FCFA hatte immer den Nimbus des kolonialen Instruments. Auch wenn aktuell davon nicht die Rede ist, wird es zudem nun leichter, das System weiter zu verändern. Theoretisch könnte die UEMOA irgendwann den Eco nicht an den Euro, sondern an einen Währungskorb binden, also eine rechnerische Zusammenstellung verschiedener Währungen, die für die Region wichtig sind. Würde dann noch auf die französische Sicherung der Währung verzichtet, wäre man auch nicht mehr so direkt von Europa abhängig. Aber wie gesagt, das steht im Moment nicht an.
Und was hat Frankreich zu diesem Schritt bewogen?
Ich weiß nicht, von wem die Initiative ausging. Es ist aber schwer vorstellbar, dass Frankreich diese Veränderung unbedingt herbeiführen wollte. Das Land zieht aus der Veränderung ja keinen Nutzen. Ich habe aber den Eindruck, es ist ein bisschen politische Verpflichtung. Schon im Zusammenhang mit der Beutekunst und auch mit dem FCFA wurde Frankreich als postkolonialistisch kritisiert. Dem Land wurde vorgeworfen, dass es nur Geld in die Region steckt, um seine Exporte dorthin zu stabilisieren oder Investitionen zu schützen. Ökonomisch betrachtet ist das nicht ganz richtig. Es stimmt zwar, dass Frankreich über Jahrzehnte Geld investiert hat, um die westafrikanischen Wirtschaften zu stabilisieren, und natürlich hat das auch Frankreich geholfen. Für die Wirtschaft des Landes sind die westafrikanischen Wirtschaften aber so unbedeutend, dass das keine große Überlegung gewesen sein kann. Der Anteil Westafrikas am französischen Außenhandel beträgt weniger als zwei Prozent. Allerdings hat Frankreich immer ein Interesse an einer stabilen Region gehabt. Das gilt gerade auch jetzt, wo Westafrika mit terroristischen Strömungen zu kämpfen hat.
Wie müsste sich der Eco entwickeln, um sich als Erfolg zu erweisen?
Da gibt es im Prinzip zwei Antworten. Eine für die UEMOA und eine für die Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten ECOWAS (Economic Community of West African States), zu der auch die UEMOA-Staaten gehören. Für die UEMOA, die mit Frankreich schon vorher einen festen Wechselkurs hatte, ist der Eco eine Erfolgsgeschichte, wenn alles so bleibt, wie es ist. Also wenn die Länder es schaffen, ohne riesige Devisendefizite zu wirtschaften, die Währung stabil bleibt und Frankreich nicht intervenieren muss.
Das klingt nicht besonders ambitioniert.
Man muss dabei bedenken, dass die Währungsunion und die Währungsstabilität gegenüber dem Euro bereits in den vergangenen Jahren erfolgreich war, eben weil es in der Region gelungen ist, die Währung stabil zu halten und mehr Investoren anzulocken als andere afrikanische Länder. Nur weil Frankreich nicht mehr im Aufsichtsgremium vertreten ist, ist jetzt kein größerer Erfolg zu erwarten. Deswegen sage ich, ist es ein Erfolg, wenn alles so bleibt. Es wäre ja auch denkbar, dass jetzt, wo kein Franzose mehr im Aufsichtsgremium sitzt, die Disziplin etwas lockerer wird und mehr Inflation entsteht, die Währung unter Druck gerät und Spekulanten auf ihren Absturz wetten. Das wäre dann ein Misserfolg. Aber davon gehe ich aufgrund der bisherigen Entwicklung nicht aus.
Und inwiefern könnte der Eco für die ECOWAS zum Erfolg werden?
Der ECOWAS gehören neben den acht Staaten der westafrikanischen Währungsunion weitere Länder wie Gambia, Guinea, Liberia oder Sierra Leone an. Sie hatte bereits im Jahr 2003 beschlossen, 2020 eine gemeinsame Währung namens Eco einzuführen. Davon ist sie weit entfernt. Als Voraussetzung für die Währungsunion wurden eine Reihe Konvergenzkriterien definiert, die aktuell keines der Länder vollständig erfüllt, darunter ein Haushaltsdefizit unter drei Prozent und eine Inflation unter zehn Prozent. Zudem weisen die Länder tendenziell eine höhere Inflation als die Länder der UEMOA auf, die eine strengere Haushaltsdisziplin verfolgen. Auch unterschiedliche Politiken, Währungen, Sprachen und Haltungen zu freiem Handel machen die ECOWAS zu keinem optimalen Währungsraum. Aber langfristig wäre es für die größere Region natürlich ein Erfolg, wenn es gelänge, diese Währungsunion herzustellen. Der UEMOA-Eco könnte eine Keimzelle dieser Währungsunion sein.
Das Interview führte Cetin Demirci von der Online-Redaktion.
When Covid-19 began to spread in Europe, France and Germany prohibited the export of medical equipment, while Italy asked in vain for supplies of protective equipment under the EU Civil Protection Mechanism. Neither the European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) nor the member states themselves were aware of the available capacities of European health systems. The Covid-19 crisis made the lack of European coordination crystal clear.
Consequently, there are many voices in favour of strengthening the ECDC. The EU agency supports member states by collecting, processing, and analysing data on disease outbreaks and through the surveillance and early detection of health risks. Currently, the agency is further developing its capacities of disease prevention, which also come under its mandate. Ideally, the ECDC would support member states in collecting reliable health data while providing them with knowledge about the situations of their European neighbours. This would show how much protective equipment and health personnel are available in the respective member states and how much is presumably needed in case of a disease outbreak. The EU as well as the member states would benefit from a better overview of capacities and of the burden of disease in Europe; acting in solidarity would become possible with a common database. In addition to strengthening the EU internally, it would also become more capable of acting as a partner worldwide: In cooperation with the World Health Organization (WHO) Regional Office for Europe, the ECDC could provide reliable and standardised data, thereby contributing to the global containment of pandemics.
Is the criticism of the ECDC justified?This ideal situation is not yet in sight: The ECDC is, in particular, being criticised for its lack of visibility, support, and misinterpretation. It is presumed, for instance, that the Early Warning and Response System (EWRS) operated by the ECDC did not work properly, so that the risk of infection by Covid-19 was still being assessed as “low to moderate” at the end of February. Furthermore, the laboratory capacities for diagnosing the virus in the countries had been misjudged. All this criticism ignores, however, that the ECDC can only accurately assess the situation if member states submit their data properly and in a timely manner.
That said, the agency does not yet possess any regulative powers and cannot oblige the countries to collect and transmit the necessary data. Moreover, the ECDC is neither staffed nor funded sufficiently to effectively coordinate and harmonise health data. To put it in perspective: Whereas the US Centers for Disease Control and Prevention employed 10,796 and had a budget of $8.25 billion in 2018, the ECDC only employed 271 and had around €58 million at its disposal in that same year. The Covid-19 outbreak has opened a long-known wound: Member states have not adequately provided the ECDC with the skills and resources to fulfil its mandate. This must change.
Harmonise and expand data collectionIn the future, the ECDC should be able to ensure that member states transmit high-quality and reliable data to the agency. To do this, it must first be given an appropriate mandate. The agency should then focus on developing monitoring mechanisms to ensure reliable and consistent data. It must be able to transmit these data to WHO in a timely and seamless manner. The digital infrastructure must therefore be compatible with WHO data collection practices.
Apart from communicable diseases, data collection should also include non-communicable diseases such as cancer and cases of antimicrobial resistance. This would not only be in line with the European Commission’s current health policy priorities, but it would also establish the links between communicable diseases such as Covid-19 and non-communicable diseases or levels of antimicrobial resistance in Europe.
In addition to disease-specific data that are already collected centrally and are of particular importance in the Covid-19 crisis, the ECDC should also pay more attention to data on the capacities of national health systems. This would enable the ECDC to better fulfil its mandate of disease prevention and promote the resilience of European health systems – an interest probably shared by all member states.
Resources as the key to performanceStrengthening the ECDC in those areas has to be accompanied by an increase in resources. Staff is needed at three levels. Firstly, on the part of national public health institutes such as the Robert Koch Institute in Germany, the contact points responsible for communicating with the ECDC need to be sufficiently equipped. Secondly, increasing the core staff of the ECDC is essential to enable the agency to set norms and standards for data collection based on its own expertise; this has to be done in collaboration with the WHO European Regional Office. Finally, the ECDC needs intermediaries to communicate with each member state and to ensure that they fulfil their obligations.
Financial support is needed for the expansion of data systems and capacity-building in disease prevention. With the revised EU budget for 2020, the ECDC has been allocated a further €3.6 million to deal with Covid-19. But also the new EU budget should allocate more money to the ECDC, not only for acute crisis management, but also for disease prevention and the strengthening of health systems.
Upgrading the ECDC into a central information point for health in the EU will provide the basis for a common European health policy. Germany should use its forthcoming EU presidency to initiate deeper integration in the health sector as well as the strengthening of the ECDC. German health minister Jens Spahn’s push for a European health data area is already setting the right tone.
According to the dictionary, a “corona” is the bright circle of light around the sun during a total eclipse. While the darkness of the corona pandemic is not total, the death toll and economic consequences that have come with it are devastating. This puts the EU “to the greatest test” in its history, according to Chancellor Angela Merkel. Against this backdrop, Germany will take over the EU Council presidency on 1 July 2020 – caught between high expectations on the one hand, and the diminished influence of a presidency on the other. The task of the German presidency is twofold: Contain the negative fallout from the crisis and use its integrative momentum for the revitalisation of a crisis-prone European Union. Ultimately, EU members can only achieve this together, but the German presidency can contribute a great deal by forging compromises, providing incentives, and orienting itself towards the model of a solidarity-based and autonomous Europe – even beyond the Council presidency.
Als Reaktion der EU auf die sozioökonomischen Folgen der Corona-Pandemie hat die Europäische Kommission am 27. Mai 2020 ein umfassendes Maßnahmenpaket vorgelegt. Es besteht aus zwei Komponenten. Zum einen soll der ursprüngliche Vorschlag der Kommission vom Mai 2018 für den Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) 2021–2027 auf 1,8 Billionen Euro aufgestockt werden. Zum anderen schlägt die Kommission unter dem Titel »Next Generation EU« einen befristeten Konjunkturhaushalt in Höhe von 750 Milliarden Euro vor.
Dieses weitreichende Paket, das die Kommission in wenigen Wochen erstellte, kann bewirken, dass die europäische Budgetpolitik fundamental umgestaltet wird und dass die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten zwischen der EU und den Mitgliedstaaten neu aufgeteilt werden. Das Ergebnis könnte eine deutliche Vertiefung der europäischen Integration sein.
Unter dem Leitgedanken »Leave no one behind« hat sich die Weltgemeinschaft mit der Agenda 2030 zum Ziel gesetzt, die Lebensbedingungen armer und marginalisierter Gruppen zu verbessern. Zu ihnen gehören in vielen Fällen auch Geflüchtete und Migranten. In den für die Umsetzung der Agenda 2030 maßgebenden Zielen nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) werden sie allerdings kaum berücksichtigt. Als Folge dessen wächst die Gefahr, dass sich bestehende Benachteiligungen verstetigen oder stärker ausprägen. Fünf Jahre nach Verabschiedung der SDGs ist die Bilanz ernüchternd: Noch immer fehlen in den meisten Ländern nach Migrationsstatus disaggregierte Daten, die notwendig sind, um Veränderungen in der Lebenssituation migrantischer Bevölkerungsgruppen nachvollziehen und überprüfen zu können. Im Kontext ihres umfassenden Engagements für die Umsetzung der SDGs sollte sich die Bundesregierung dafür einsetzen, dass Geflüchtete und Migranten im Follow-Up und Review der Agenda 2030 systematisch berücksichtigt werden.
Die EU-Kommission hat angekündigt, während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft einen neuen »Pakt für Migration und Asyl« zu präsentieren. Erwartet werden Impulse für die lang ausstehende Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems, eine Stärkung der EU-Außengrenzen und die migrationspolitische Kooperation mit Drittstaaten. Letzteres sehen viele Staaten der EU als besonders dringlich an, um Herkunftsländer zur Rückübernahme ausreisepflichtiger Staatsbürger zu bewegen. Neben positiven Anreizen werden zunehmend Sanktionsmöglichkeiten gegenüber kooperationsunwilligen Drittstaaten diskutiert. Zwar können Strafmaßnahmen kurzfristig wirken, erscheinen aber wenig nachhaltig und gefährden weitergehende Ziele der Europäischen Außen- und Entwicklungspolitik. Daher sollte sich Deutschland während seiner Ratspräsidentschaft eher für migrationspolitische Instrumente einsetzen, die einen langfristigen und fairen Interessenausgleich der EU mit Drittstaaten zum Ziel haben.
Wirtschaftsaufschwung, Korruptionsbekämpfung und eine eiserne Hand gegen Gewaltkriminalität hat Jair Bolsonaro im Wahlkampf versprochen – heute bilden sie die schwachen Flanken des Präsidenten: Brasilien ist ein Epizentrum der Covid‑19-Pandemie geworden. Auch wenn Bolsonaro diese kleinredet und sich gegen die Eindämmungsmaßnahmen stellt, zeitigen das Virus und das chaotische Krisenmanagement gravierende sanitäre, soziale und ökonomische Folgen für Bürgerinnen und Bürger. Ermittlungen, unter anderem wegen Korruption, sowie die Enthüllungen des zurückgetretenen Justizministers nehmen den Präsidenten und seine Familie ins Visier. Während die Mordrate im Jahr 2020 wieder ansteigt, plädierte Bolsonaro in einer Kabinettsitzung für den bewaffneten Widerstand der Bevölkerung gegen die Politik des Gesundheitsschutzes in den Bundesstaaten. Der vom Impeachment bedrohte Präsident ringt um sein politisches Überleben und fordert dabei rechtsstaatliche und demokratische Prinzipien heraus.
A little more than a year has passed since the coup that toppled President Omar al-Bashir. On 25 June, the Sudan Partnership Conference – convened by Germany in concert with Sudan, the European Union and the United Nations – will coordinate action to overcome the country’s economic difficulties. The timing is favourable for Sudan’s supporters and international donors to contribute to the democratic transition. They should grasp the historic opportunity.
Despite massive economic problems, political fragmentation and a deteriorating standard of living in the face of the Covid-19 pandemic, the transitional government of Prime Minister Abdalla Hamdok still enjoys the confidence of the population. The Islamist military kleptocracy it replaced had ruled the country for three decades. Under President Bashir the regime invested primarily in the military, but neglected energy, health and the long overdue modernisation of agriculture. Revenues from currency transactions, gold smuggling and investment deals flowed straight into the bank accounts of members of the party/military complex.
The new government now has to deal with that legacy, and has appointed a committee to investigate corruption, money-laundering and patronage networks between business, the military and the former ruling party. Monthly payments of tens of millions of dollars into President Bashir’s private bank account have been identified and the assets and investments of members of the old regime have been frozen. But it remains unclear when – if at all – funds held abroad will be located, recovered and returned to the state. The strongest and most influential political figure, militia leader Mohamed Hamdan Dagalo (Hemedti) – who serves as Deputy Chairman of the Sovereignty Council – participates at least symbolically in the government’s new course by acquiescing to taxation of parts of his gold mining and other businesses. But this still leaves the government far short of the resources it needs to satisfy the needs of the population and invest in sectors capable of creating urgently needed employment. This exacerbates the risk of waning support for democratisation and failure of the political reset. A military coup or Libyan-style destabilisation are both plausible scenarios, and would have destabilising effects far beyond the country’s borders.
No economic upturn without political stabilityStabilisation will require concerted international efforts. Any financial assistance should be aligned with a process seeking political stability, integration of the armed opposition and participation by civilian actors of the revolution in course-setting decisions about the country’s political future. Substantial support for rebuilding the Sudanese economy is expected to come above all from the international financial institutions (IFIs). Sudan is still on Washington’s list of State Sponsors of Terrorism (SST), and therefore excluded from access to funding from the World Bank and the International Monetary Fund (IMF). Nevertheless, European/American cooperation, in particular in the Friends of Sudan group, has led the World Bank to prepare debt relief processes and the IMF to support necessary economic reforms with its own expertise. All involved regard the political transformation as a historic opportunity whose success is closely bound up with economic developments. Alongside the IFIs, the Paris Club of creditor countries and donor countries are expected to participate in economic reconstruction. At the conference, effort will also need to go into persuading China and Sudan’s wealthy allies in the Gulf to see the transition as a stabilisation that also serves their interests – and commit billions in investments. Whether the country’s desolate critical infrastructure can be stabilised, for example in the energy and power sectors, will also depend on their commitments. The pandemic has highlighted the importance of a functioning health sector for meeting the needs of the population, and thus also for political legitimacy. Without a reliable electricity supply economic recovery will be difficult and investments, for example in major agricultural projects, are unlikely to be profitable.
The Partnership Conference comes at an opportune juncture. The Sudanese government hopes for substantial support for economic development. Hopefully it will be clear on 25 June that this is only possible if all involved work together on a joint solution. All parties should also be aware that economic recovery cannot succeed without political stability and political stability in Sudan cannot succeed without the political transition. Therefore financial assistance must always be aligned with the transition process.
This text has also been published at fairobserver.com.
Seit Kurzem liegen zentrale Ergebnisse des seit Dezember 2018 laufenden »Reformprozess BMZ 2030« der deutschen Entwicklungspolitik vor. Kirchliche und nicht-staatliche Entwicklungsorganisationen (NGOs) kritisieren die Fokussierung auf fünf sogenannte Kernthemen: »Friedenssicherung«, »Ernährungssicherung«, »Ausbildung und nachhaltiges Wachstum«, »Energie, Klima, Umwelt und natürliche Ressourcen« sowie »Gesundheit«. Auch sei die Reduzierung der Partnerländer für die bilaterale Zusammenarbeit um etwa 25 Länder (von rund 85 auf 60) problematisch. Doch sowohl die thematische als auch die geographische Fokussierung birgt auch Chancen. Es kommt darauf an, diese gut zu nutzen.
Thematische Fokussierung statt VerzettelungDie Kritik der NGOs an der geplanten thematischen Fokussierung auf Kernthemen ist nachvollziehbar: Die Beschränkung birgt die Gefahr, dass Lücken – z.B. im Wassersektor – entstehen, die weder von anderen Organisationen noch von den Entwicklungsländern selbst aufgefangen werden (können). Durch die Reform besteht jedoch auch die Chance, dass die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) sich weniger verzettelt. Die Reduktion der Themen bietet das Potenzial, Ressourcen zu bündeln und langjährige und nachgefragte technische Expertise der deutschen EZ gezielt auszubauen und konzentrierter einzusetzen, beispielsweise im Bereich berufliche Bildung. Die in der Reform als Qualitätskriterien vorgesehenen Bedingungen Umwelt- und Klimaverträglichkeit, Armutsorientierung und Geschlechtergerechtigkeit sind zwar keine Unbekannten. Zentral ist aber, dass sie konsequenter als bisher angewandt werden. Besonderes Potenzial bietet die geplante thematische Fokussierung, wenn sie nicht nur von deutscher Seite als Kernthema gesetzt wird, sondern genug Spielraum besteht, die Projekte auf die Entwicklungsprioritäten und -bedarfe der jeweiligen Partnerländer auszurichten. Schlussendlich sollte die deutsche Entwicklungspolitik auch vor Ort strategisch mit anderen internationalen Akteuren abgestimmt sein und sich operativ besser mit anderen Gebern ergänzen.
Enger Kreis statt GießkannenprinzipDie geplante Fokussierung der bilateralen Zusammenarbeit auf weniger und vor allem reformorientiertere Länder könnte, so befürchten die Kritiker aus der Zivilgesellschaft, zu weniger Unterstützung für viele der ärmsten Menschen der Welt führen, die zu den Hauptzielgruppen von EZ gehören: Diese leben oft in Ländern mit schlechter Regierungsführung, Korruption oder Gewaltkonflikten. Das BMZ nennt aber als Auswahlkriterien für eine künftige bilaterale Zusammenarbeit neben Bedürftigkeit auch Reformorientierung und gute Regierungsführung. Darüber hinaus wirkt die angekündigte Länderauswahl inkonsequent: So ist beispielsweise geplant, Zusammenarbeit mit Ländern wie Myanmar oder Burundi wegen deren schlechter Regierungsführung einzustellen. Gleichzeitig soll die Zusammenarbeit mit Ägypten fortgesetzt werden, trotz der bekannten massiven Menschenrechtsverletzungen durch die dortige Regierung. Länder wie Sierra Leone oder Liberia hingegen, die auch aufgrund zurückliegender Bürgerkriege aktuell zu den ärmsten Ländern der Welt zählen, weisen relativ reformorientierte Regierungen auf – der geplante Rückzug der deutschen EZ aus diesen Ländern leuchtet angesichts der genannten Kriterien daher weniger ein. Für eine reibungslose und glaubwürdige Umsetzung der Reform ist vor diesem Hintergrund wichtig, dass das BMZ seine Kriterien für die Länderauswahl transparent und nachvollziehbar anlegt.
Für Länder, für die weiterhin bilaterale EZ vorgesehen ist, bietet die geographische Engführung dennoch Potenzial. Da die Hilfen nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip verteilt werden, besteht die Aussicht auf eine langfristige und engagierte Zusammenarbeit, die Transformationsprozesse hin zu Demokratisierung, Achtung der Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit unterstützt. Gerade die langfristige Fokussierung auf weniger Länder kann es Deutschland ermöglichen, als engagierter und vertrauenswürdiger Partner wahrgenommen zu werden und so tatsächlich schrittweise gesellschaftliche und politische Verbesserungen für die dort lebenden Menschen zu unterstützen. Ausschlaggebend dafür ist aber, dass die EZ strategisch entsprechend ausgerichtet und auf dieser Grundlage konsequent umgesetzt wird.
Ein Jahr nach dem Sturz des Präsidenten Umar al-Bashir im Sudan findet am 25. Juni eine von Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Sudan, der EU und den Vereinten Nationen einberufene Sudan-Partnerkonferenz statt, bei der es um die Stabilisierung der maroden Wirtschaft des Landes gehen soll. Der Zeitpunkt für die geladenen internationalen Geber und Unterstützer des Sudan ist günstig, zur demokratischen Transition im Sudan beizutragen. Diese historische Chance sollten sie nutzen.
Ein Jahr nach dem Sturz des Bashir-Regimes ist es der Regierung um Premierminister Abdalla Hamdok trotz einer fragmentierten politischen Landschaft und massiver wirtschaftlicher Probleme gelungen, das Vertrauen der Bevölkerung zu erhalten – selbst angesichts von Covid-19, das die Lebensbedingungen noch einmal verschlechtert. In den dreißig Jahren zuvor wurde das Land von einer islamistisch-militärischen Kleptokratie regiert: Unter dem Regime von Präsident Bashir wurde vor allem in Militärausgaben investiert; Energieversorgung, Gesundheitssektor und die dringend nötige Modernisierung des Landwirtschaftssektors wurden vernachlässigt. Erlöse aus Devisengeschäften, Goldschmuggel und Investitionsverträgen flossen auf die Konten von Angehörigen des Partei-Militär-Komplexes.
Mit diesem Defizit muss die heutige Regierung klarkommen. Unter anderem hat sie ein Komitee zur Aufarbeitung von Korruption, Geldwäsche und Vernetzungen zwischen Partei, Militär und Wirtschaft einberufen. Das hat monatliche Eingänge auf das Privatkonto des ehemaligen Präsidenten Bashir in zweistelliger Millionenhöhe festgestellt. Vermögen und Anlagen des alten Regimes wurden eingefroren. Ob und wann Gelder auch auf Auslandskonten gefunden, ausgelöst und dem Staat wieder zur Verfügung gestellt werden können, ist allerdings ungeklärt. Der stärkste und einflussreichste Mann im Staat, Milizenführer Mohamed Hamdan Dagalo (Hemedti), der in der Übergangsregierung den Rang des stellvertretenden Militärratsvorsitzenden innehat, beteiligt sich zumindest symbolisch am neuen Kurs der Regierung, indem er zulässt, dass Teile seiner Goldminen und Geschäfte besteuert werden. Damit stehen der Regierung jedoch längst nicht genug Mittel zur Verfügung, um die Bevölkerung verlässlich zu versorgen und in Sektoren zu investieren, die dringend benötigte Arbeitsplätze schaffen. Und so steigt das Risiko, dass die Zustimmung der Bevölkerung für die Politik der Demokratisierung sinkt – und der politische Neuanfang mit den Akteurinnen und Akteuren der Revolution scheitert. Ein Militärputsch oder ein libysches Szenario der Desintegration wären nicht ausgeschlossen und hätten destabilisierende Auswirkungen weit über die Landesgrenzen hinaus.
Wirtschaftlicher Aufschwung nicht ohne politische StabilitätUm dies abzuwenden, bedarf es einer großen, internationalen Kraftanstrengung. Finanzielle Hilfen sollten dabei auf einen Prozess ausgerichtet sein, der auf politische Stabilität, die Integration der bewaffneten Opposition und die Beteiligung ziviler Akteure der Revolution an wegweisenden Entscheidungen über die politische Zukunft des Landes zielt. Substantielle Unterstützung für den Aufbau der sudanesischen Wirtschaft ist vor allem von den internationalen Finanzinstitutionen (IFI) zu erwarten. Bislang ist der Zugang zu Mitteln der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) für den Sudan blockiert, da das Land auf der Liste der terrorunterstützenden Staaten (SST) der amerikanischen Regierung steht. Dennoch hat vor allem die europäisch-US-amerikanische Kooperation in der »Friends of Sudan«-Unterstützergruppe dazu geführt, dass die Weltbank Entschuldungsprozesse für den Sudan vorbereitet und der Währungsfonds nötige Wirtschaftsreformen durch eigene Expertise unterstützt. Übereinstimmend wird die historische Chance der politischen Transformation benannt, deren Gelingen, so die Einsicht, eng mit der ökonomischen Entwicklung verwoben sei. Neben den IFIs ist es vor allem an den Gläubigerstaaten im Pariser Club und Geberländern, sich am wirtschaftlichen Aufbau zu beteiligen. Darüber hinaus muss bei der Konferenz Überzeugungsarbeit geleistet werden, damit auch die finanzstarken Verbündeten des Sudan am Golf und China die Transition als Stabilisierung im eigenen Interesse begreifen und Investitionen in Milliardenhöhe zusagen. Auch von ihren Mittelzusagen wird es abhängen, ob die marode kritische Infrastruktur des Landes, etwa im Energie- und Gesundheitssektor, stabilisiert werden kann. Gerade die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig ein funktionierender Gesundheitssektor für die Versorgung der Bevölkerung und damit auch für die Legitimität der Regierung ist; ohne zuverlässige Stromversorgung wird der wirtschaftliche Aufschwung schwierig, und Investitionen, etwa in große Agrarprojekte, wären kaum rentabel.
Die Partnerschaftskonferenz kommt zum richtigen Zeitpunkt. Die sudanesische Regierung erhofft sich im Ergebnis substantielle Unterstützung für den wirtschaftlichen Aufschwung. Dass dies nur möglich ist, wenn alle an einer gemeinsamen Lösung arbeiten, wird hoffentlich am 25. Juni deutlich. Auch sollte allen Beteiligten bewusst sein, dass der wirtschaftliche Aufschwung nicht ohne politische Stabilität und die politische Stabilität im Sudan nicht ohne politische Transition gelingen kann. Finanzhilfen müssen daher immer auf den Transitionsprozess ausgerichtet sein.
Hydrogen is a highly versatile source of energy that has attracted growing interest among policymakers and industry players within the context of energy and climate policy. By drawing up its own strategy, the German government wants to promote the future use of this energy carrier in various sectors of the economy. However, a German hydrogen strategy cannot be drawn up independently from what is happening at the EU level and in other member states; rather, it must be conceived as an integral part of a Europe-wide policy. Since Germany currently imports more than 70 per cent of its primary energy sources, the market roll-out of hydrogen will inevitably have international dimensions. Therefore, it is important that this policy be anchored accordingly. In order to gradually create a market for hydrogen, the EU and Germany should push ahead with forming bilateral partnerships and developing multilateral governance.
The Green Deal launched by the new Commission in 2019 is set to profoundly reshape the European Union (EU)’s energy diplomacy. However, although the EU will have to adapt to the new policy direction determined by the Green Deal, it cannot be reduced to it. The EU’s energy diplomacy will need to cope with the profound and various geo‑economic and geopolitical shifts set in motion by the energy transition, which include – but even transcend – the Green Deal’s goals. The current EU Energy Diplomacy Action Plan is due for revision. In setting the new priorities, the Union will need to strike a balance between global aspirations and limited financial means. The upcoming German EU Presidency is being called to step up its efforts to upgrade the EU’s energy diplomacy along three lines. First, review the existing set of priorities according to the new challenges. Second, expand the geographic radius of its actions beyond its direct neighborhood by focusing on 12 anchor partners along the Afro-Eur-Asian ellipse. Third, upgrade its instruments toolbox along five new areas of action, avoiding an exclusively normative-ideological approach in favor of a more realistic and country-tailored one.
Die amerikanisch-russische Rüstungskontrollarchitektur durchlebt eine schwere Krise. Allerdings hat die Erosion rüstungskontrollpolitischer Instrumente schon vor dem Ende des INF-Vertrags am 2. August 2019 eingesetzt.
New START, das letzte russisch-amerikanische Vertragswerk zur Reduzierung strategischer Kernwaffen, droht am 5. Februar 2021 auszulaufen, wenn sich die Vertragspartner bis dahin nicht auf eine Verlängerung einigen. Fiele New START weg, stände einer neuen Welle nuklearer Aufrüstung rechtlich nichts mehr im Wege.
Die russische Führung ist bestrebt, den New-START-Vertrag zu verlängern. Damit will sie eine strategische Balance zwischen den USA und Russland aufrechterhalten. Vor allem geht es ihr darum, den Fortbestand der russischen Zweitschlagkapazität zu sichern. Zugleich dienen Rüstungskontrollgespräche als implizite Anerkennung eines russischen »Großmachtstatus«.
Die russische Selbstdarstellung als Bewahrer bestehender Rüstungskontrollverträge wird durch neue nichtstrategische Waffensysteme verkompliziert. Mit ihnen will Russland demonstrieren, dass es nach wie vor eine mögliche erweiterte US-Raketenabwehr überwinden kann.
Die Entfremdung zwischen Russland und westlichen Staaten hat sich seit 2014 beschleunigt und beeinträchtigt auch die Rüstungskontrolle. Eine Folge sind Ansätze rüstungstechnologischer Kooperation Russlands mit China.
Deutschland sollte sich weiterhin für die Verlängerung von New START und die Wiederaufnahme strategischer Gespräche mit Russland engagieren. Sie sind Voraussetzung für ein Folgeabkommen, das den Begriff »strategische Stabilität« erweitern und dabei sowohl nukleare Drittstaaten als auch neue technologische Möglichkeiten einbeziehen müsste.
In the last two decades, international delegitimization of Israel has become a new mode of operation for those denying Israel’s right to exist. It encompasses a wide range of civil-society and grassroots organizations.
The campaign attempts to imitate the logic of the struggle against the South African apartheid regime – hence to undermine Israel’s international legitimacy in a manner that would lead to its isolation and eventually cause it to collapse.
In its current phase, the campaign functions as a long-term effort to gradually change the discourse and mindset of Israel’s critics in the West. Its main goal is to mainstream delegitimization – hence to reposition anti-Zionism from the radical margins into the mainstream of Western liberal-progressive circles, with specific emphasis on critics of Israel’s policies.
A key strategy to mainstream delegitimization is to blur the differences between criticism of Israeli policy and challenges to Israel’s basic legitimacy. This includes efforts to turn items of the delegitimization agenda into an integral part of the political debate about Israel.
As a result, many critics of Israel’s policies end up supporting efforts that are led by the delegitimization campaign. The discussion in the West on the Israeli-Palestinian conflict is gradually developing into a dichotomous encounter between supporting Israel and its policies unquestioningly or supporting anti-Zionism.
The international delegitimization campaign negates two core principles of European foreign policy. First, it stands in direct contradiction to Europe’s core commitment to Israel’s right to exist. Second, it promotes rejectionism in Palestinian society as an alternative paradigm to the long-standing European approach of negotiated solution with Israel.
The key to confronting delegitimization while providing latitude for criticism is the application of constructive differentiation between criticism of Israel and delegitimization. Critics of Israel should apply responsibility in discourse and action by addressing both their associative context and organizational affiliations with these campaigns of criticism. European civil-society and political actors should differentiate between different types of critics and adjust their engagement policy accordingly.
Laut Duden ist die Korona der sichtbare Strahlenkranz der Sonne im Falle einer totalen Sonnenfinsternis. Die Finsternis der Corona-Pandemie ist nicht total, aber die menschlichen Opfer und wirtschaftlichen Folgen, die sie mit sich bringt, sind ungemein verheerend. Das stellt auch die EU »vor die größte Bewährungsprobe« ihrer Geschichte (Bundeskanzlerin Merkel). In dieser Lage übernimmt Deutschland am 1. Juli 2020 die EU-Ratspräsidentschaft – im Spannungsfeld zwischen hohen Erwartungen auf der einen und geschrumpften Möglichkeiten einer Präsidentschaft auf der anderen Seite. Dabei geht es neben Kriseneindämmung auch um nachhaltige Weiterentwicklung der EU. Denn darin liegt die größte Chance und Herausforderung: die Lehren der Pandemie zu beherzigen und sie zu nutzen, um eine dauerkriselnde EU zu revitalisieren. Das können die EU-Mitglieder nur zusammen erreichen, die deutsche Präsidentschaft kann aber viel dazu beitragen, indem sie Kompromisse schmiedet, Impulse liefert und sich am Leitbild eines solidarischen und autonomen Europa orientiert – auch über die Ratspräsidentschaft hinaus.
The Small Island Development States (SIDS) and other developing countries affected by climate change are demanding more attention be given to climate-related losses and damages. The issue of “loss and damage” is being addressed in UNFCCC negotiations; however, the SIDS regard the Security Council as another key place for related debates.
The Security Council can sound out climate policy interests to increase knowledge and improve the means of early warning. Moreover, its role can be to focus on the security aspects of climate risks and highlight important preventive approaches. These include, above all, development policy and the implementation of the Sustainable Development Goals (the UN 2030 Agenda).
The demands on the Security Council are strongly linked to the international climate negotiations. Thus, Germany’s commitment to climate policy has to be broad and long-term in times of dwindling multilateralism.
Due to the Corona pandemic, short-term national and international policy agendas have readjusted to address the crisis situation, which has been detrimental to the climate policy agenda. A debate at the Security Council should nevertheless keep the focus on climate-related risks as such.
Die Corona-Pandemie fordert die deutschen Streitkräfte in mehrfacher Hinsicht: Die Bundeswehr muss unter den erschwerten Bedingungen internationale Einsätze fortführen, zum Beispiel in Mali. Zudem muss sie die seit 2016 begonnene Refokussierung auf Landes- und Bündnisverteidigung voranbringen. Gleichzeitig unterstützt sie in der akuten Krise die zivilen Behörden in einem bislang unbekannten Ausmaß mit Personal, Material und logistischen Dienstleistungen. Dabei hat sich schnell gezeigt, dass ihre Möglichkeiten bei solchen Katastrophenfällen begrenzt sind. Die Pandemie offenbart vorhandene Probleme, etwa bei Führungsstrukturen, wirft aber auch neue Fragen auf, etwa über den Umgang mit biologischen Bedrohungen. Es ist bereits jetzt absehbar, dass sich die Rahmenbedingungen für die Bundeswehr langfristig verändern werden, von den internationalen sicherheitspolitischen Herausforderungen bis hin zu den politischen und wirtschaftlichen Folgen. Daher sollte die Krise genutzt werden, um notwendige interne Reformen anzustoßen.
Im Rahmen der »Murmansk-Initiative« rief Michail Gorbatschow gegen Ende des Kalten Krieges dazu auf, die Arktis in eine »Zone des Friedens« zu verwandeln. Bis vor einigen Jahren prägte eine solche Sichtweise die Politik aller Anrainerstaaten. Gemäß der Vorstellung vom »arktischen Exzeptionalismus« galt die Region als frei von geopolitischen Spannungen. Doch zunehmend entwickelt sich auch hier zwischen den USA, Russland und China ein strategischer Wettbewerb um Macht und Einfluss. Der bessere Zugang zum hohen Norden, verursacht durch steigende Temperaturen und schmelzendes Eis, verschafft der Arktis sicherheitspolitisch eine größere Bedeutung – was auch neue Akteure wie China betrifft. Moskau plädiert zwar weiterhin für Kooperation, hat in der russischen Arktis aber seine militärischen Aktivitäten erheblich verstärkt. China bezeichnet sich als »Fast-Arktisstaat« und legt in seiner jüngsten Arktispolitik einen Schwerpunkt auf das Thema Sicherheit. Für die USA erwächst so ein Sicherheitsdilemma; sie stehen vor der Frage, ob sie ihr militärisches Engagement in der Arktis erhöhen oder den fragilen Status quo bewahren sollen. Angesichts dieser prekären Lage gilt es, ein Forum zu etablieren, das einen Dialog über militärische Sicherheit in der Region ermöglicht.