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Diplomacy & Defense Think Tank News

Marcel Fratzscher: „Die Politik sollte sich bei Volkswagen besser heraushalten“

Zu den Diskussionen um einen verschärften Sparkurs bei Volkswagen eine Einschätzung von Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):

Die Überlegungen von Volkswagen, Werke in Deutschland zu schließen und Stellen abzubauen, haben Schockwellen ausgelöst. Kaum ein Unternehmen steht so sehr für Qualität und Innovation „Made in Germany“. Die angekündigten Maßnahmen sind überfällig, um eine Trendwende einzuleiten und eine Krise zu verhindern. Die Politik sollte sich bei dieser Erneuerung heraushalten und darf nicht den Fehler begehen, alte Strukturen zu zementieren und die notwendige Transformation zu behindern.

Die fehlende Zukunftsfähigkeit Volkswagens ist primär das Resultat eigener Fehlentscheidungen und nicht die Verantwortung der Politik. Vor allem hat Volkswagen die Transformation zur E-Mobilität und zum autonomen Fahren verschlafen. Eine Schwäche sind auch die enormen Kosten und die fehlende Schnelligkeit und Flexibilität des Konzerns, auf neue Entwicklungen zu reagieren. Diese Fehler gilt es nun für Volkswagen schnell zu korrigieren. 

Die Werksschließungen und die Aufkündigung der Beschäftigungsgarantien sind notwendig, um Volkswagen zukunftsfähig zu machen. Der Widerstand der Gewerkschaften ist verständlich, aber es ist besser, 80 Prozent der Arbeitsplätze in der Automobilbranche langfristig zu schützen und produktiver zu machen, statt 100 Prozent der Arbeitsplätze zu gefährden. Die Beschäftigten, die bei Volkswagen ihren Arbeitsplatz verlieren, werden anderswo neue Arbeit finden und neue Chancen für den Wirtschaftsstandort schaffen.

Die Rufe nach einem staatlichen Eingreifen und Subventionen bei Volkswagen werden unweigerlich folgen. Denn Volkswagen hat eine so enorme Bedeutung für das Selbstverständnis und die Identität der Deutschland AG. Der deutsche Staat sollte sich jedoch heraushalten.

studentische Hilfskraft (w/m/div) in der Abteilung Staat

Die Abteilung Staat (Public Economics) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine studentische Hilfskraft (w/m/div) (für 10 Wochenstunden).


Marcel Fratzscher: „Wahlergebnis in Thüringen und Sachsen wird erhebliche Konsequenzen haben“

Zu den möglichen Folgen der Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen äußert sich Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), wie folgt:

Der Erfolg vor allem der AfD und auch des BSW in Sachsen und Thüringen wird erhebliche wirtschaftliche und soziale Konsequenzen haben. Vor allem die AfD steht für eine extrem neoliberale Wirtschaftspolitik, für Protektionismus und eine Abschottung von Europa, für weniger Zuwanderung von Fachkräften und eine geringere Offenheit und Vielfalt. 

Auch wenn die AfD in beiden Bundesländern nicht in Regierungsverantwortung kommen sollte, wird ihr Erfolg vermutlich einen erheblichen Einfluss auf die künftige Politik in Thüringen und Sachsen in Bezug auf Wirtschaft, Soziales und Zuwanderung haben. Die Gefahr ist groß, dass dieser Erfolg die Wirtschaft und den Wohlstand in beiden Bundesländern schmälern und die großen wirtschaftlichen Erfolge der Vergangenheit infrage stellen wird. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass dieses Wahlergebnis zu einer Abwanderung von Unternehmen und auch Fachkräften aus beiden Regionen führen wird. Vor allem junge, gut qualifizierte und hochmotivierte Bürgerinnen und Bürger werden die beiden Bundesländer verlassen und dorthin gehen, wo sie mehr Offenheit und Wertschätzung erfahren. Dies dürfte einen Anstieg der Insolvenzen und einen Exodus von Unternehmen zur Folge haben. 

Die Wählerinnen und Wähler der AfD werden zu den großen Verlierern dieser Entwicklung gehören. Auch daher ist es so wichtig, dass die neuen Landesregierungen und die Bundesregierung deutlich mehr in eine gute Infrastruktur, in Bildung, Innovation und die Daseinsvorsorge investieren. Dafür muss die Schuldenbremse reformiert, Bürokratie und Regulierung vereinfacht und auch mehr in Klimaschutz investiert werden.

Leitung des Bereichs Surveymethodik und -management im SOEP

Die am DIW Berlin angesiedelte forschungsbasierte Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist eine der größten und am längsten laufenden multidisziplinären Panelstudien weltweit, für die derzeit jährlich etwa 30.000 Menschen in knapp 15.000 Haushalten befragt werden. Das SOEP hat den Anspruch den gesellschaftlichen Wandel zu erfassen und steht somit immer neuen und vielfältigen Themen- und Aufgabenfelder gegenüber. Seine Datenerhebung und -generierung folgt dem Konzept des Survey bzw. Data Life Cycle.

Zum nächstmöglichen Zeitpunkt suchen wir eine kommissarische Leitung des Bereichs Surveymethodik und -management (w/m/div) (Vollzeit / 39 Std. pro Woche).


Studentische Hilfskraft (w/m/div) im SOEP

Die am DIW Berlin angesiedelte forschungsbasierte Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine studentische Hilfskraft (w/m/div) (für 10 Wochenstunden).


Marcel Fratzscher: „Wirtschaftliche Schwäche ist Kehrseite des Inflationsrückgangs“

Erstmals seit rund dreieinhalb Jahren ist die Inflationsrate in Deutschland unter die Zwei-Prozent-Marke gefallen. Es folgt eine Einordnung von Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):

Der deutliche Rückgang der Inflation auf 1,9 Prozent ist eine gute Nachricht für Konsumentinnen und Konsumenten. Dies unterstreicht den Erfolg der Europäischen Zentralbank und ihrer Geldpolitik, die Inflation wieder schnell in den Griff zu bekommen und eine baldige Rückkehr zur Preisstabilität zu gewährleisten. Die EZB hat dies schneller geschafft als die meisten anderen Zentralbanken.

Trotzdem ist Vorsicht geboten. Denn der Rückgang der Inflation ist nicht überall in der Eurozone so stark wie in Deutschland. Zudem dürfte vor allem die enttäuschende wirtschaftliche Erholung eine wichtige Erklärung für den deutlichen Rückgang der Inflation sein. Vor allem die schwache Konsumnachfrage in Deutschland ist eine der Kehrseiten des deutlichen Rückgangs der Inflation. Viele Menschen mit mittleren und geringen Einkommen haben trotz steigender Reallöhne noch immer weniger Kaufkraft als vor zwei oder drei Jahren. Eine Rückkehr zur Preisstabilität bedeutet nicht, dass Preise fallen, sondern dass sie lediglich nicht mehr weiter steigen. Ein positiver Aspekt ist der deutliche Rückgang der Energiekosten. Lebensmittelpreise bleiben jedoch nach wie vor sehr hoch und bedeuten eine erhebliche Belastung für Menschen mit geringen Einkommen.

Ich erwarte, dass die EZB im September die Zinsen erneut senken und ihren Pfad der Zinssenkung beschleunigen wird. Dies ist richtig, auch wenn wir uns noch ein oder zwei Jahre auf eine volatile Inflationsrate einstellen müssen. Auch die US-Notenbank wird nachziehen, wie auch andere Zentralbanken der Industrieländer. Die Bundesregierung sollte die wirtschaftliche Schwäche und den Rückgang der Inflation als Warnsignal verstehen und die Risiken einer zu restriktiven Finanzpolitik nicht unterschätzen.

Head of the SOEP Innovation Sample (f/m/div)

The Socio-Economic Panel (SOEP), a research-driven infrastructure based at DIW Berlin, is one of the largest and longest running multidisciplinary panel studies worldwide, and currently surveys around 30,000 people in nearly 15,000 households. SOEP aims to capture social change and thus handles a constant stream of new and diverse topics and tasks. Its data collection and generation adhere to the concept of the survey or data life cycle.

Starting on October 1st 2024, DIW Berlin is looking for a Head of the SOEP Innovation Sample (f/m/div) (Full time).

The Innovation Sample of the longitudinal Socioeconomic Panel Survey (SOEP-IS) allows researchers at scientific institutions worldwide to collect specific data for their own research projects, contribute to shaping the questionnaire, and subsequently analyze the data in a timely manner.

We are currently looking for an individual to lead the SOEP-IS, who has a proven track record of excellent survey methodological expertise with a particular focus on survey operations, novel methodological designs, research ethics, survey interviewers, and inclusive samples.


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