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Deutsches Institut für Entwicklungspolitik / Analysen

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Publikationen des German Institute of Development and Sustainability (IDOS)
Updated: 1 month 2 days ago

Lokal verankerte Zivile Konfliktbearbeitung zwischen Partnerschaft und Machtungleichgewicht

Mon, 05/06/2023 - 14:01

In diesem Open-Access-Buch werden Prozesse und Dynamiken der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteur*innen in Projekten des zivilen Friedensdienstes in Kenia, Sierra Leone und Liberia betrachtet. Das durch lokale und internationale Akteur*innen gemeinsame Bearbeiten von Konflikten und Herausforderungen der Friedenskonsolidierung hat in der deutschen Friedensarbeit eine lange Tradition und wird in einer globalisierten Welt immer wichtiger. Deswegen geht das Buch der sowohl für die Wissenschaft als auch für die Friedenspraxis relevanten Frage nach, inwiefern im Kontext der Zivilen Konfliktbearbeitung eine gleichberechtige Partnerschaft vorliegen kann. Indem sich die Arbeit auf die Chancen und Herausforderungen der Zusammenarbeit konzentriert, gelingt es, den Blick auf die alltäglichen Aktivitäten zu legen, die eigentlichen Prozesse und Reibungspunkte der Friedensarbeit zu analysieren und einen wertvollen Beitrag zur kritischen Friedensforschung und der Diskussion um Hybridität und Friction zu leisten.

Beides gemeinsam anpacken!

Mon, 05/06/2023 - 12:12

Bonn, 5. Juni 2023. Seit 50 Jahren wird am 5. Juni unter der Federführung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) der Weltumwelttag begangen, um die existenzielle und unersetzliche Rolle der Umwelt für die menschliche Entwicklung zu feiern. Schon der erste Weltumwelttag fand 1973 unter dem Motto „Nur eine Erde“ statt. Dessen ungeachtet hat sich ihr Schutz seither als eine der größten Herausforderungen für die Vereinten Nationen und ihre Mitgliedsstaaten erwiesen.

Während sich das Umweltvölkerrecht dynamisch entwickelt hat und es mittlerweile eine Vielzahl multilateraler Umweltabkommen gibt, um die internationalen Zusammenarbeit zu verschiedensten Umweltproblemen zu regeln, ist der ökologische Fußabdruck der Menschheit weiter gewachsen. Er übersteigt die Tragfähigkeit der „einen Erde“ bei weitem und ist heute fast doppelt so groß wie ihre Biokapazität. Entsprechend hat sich der Zustand der globalen Umwelt weiter verschlechtert. Unzählige Pflanzen- und Tierarten sind bereits ausgestorben und viele weitere sind vom Aussterben bedroht. Parallel dazu ist die globale Durchschnittstemperatur um 1,2 °C gestiegen, was weltweit verheerende Folgen hat. Die sozioökonomische Entwicklung konterkariert vielerorts Fortschritte in der Umweltpolitik und deren Umsetzung. Aus allen einschlägigen wissenschaftlichen Bestandsaufnehmen lässt sich unterdessen eindeutig ablesen, dass sich sozioökonomische Entwicklungsziele nur dann innerhalb der planetaren Grenzen erreichen lassen, wenn dies im Rahmen rascher und transformativer Veränderungsprozesse geschieht.

Globale Umweltabkommen haben in vielen Fällen tatsächlich positive Veränderungen bewirkt, insgesamt bleiben sie jedoch weit hinter dem zurück, was erforderlich wäre. Um ihre jeweilige komparative Stärke sowie ihre kohärente und wirksame Umsetzung zu fördern, müssen sie besser miteinander verzahnt werden. Drei Punkte gilt es dabei besonders zu beachten: Erstens gehen viele Umweltprobleme auf die gleichen sozioökonomischen Treiber zurück. Zweitens unterläuft nicht nur die sozioökonomische Entwicklung die Umweltpolitik, sondern können auch widerläufige Umweltschutzmaßnahmen zu Umweltschäden führen. So können beispielsweise großflächige Monokulturen zur Herstellung von Biokraftstoffen oder die Aufforstung mit nicht-einheimischen Arten zur Bindung von Treibhausgasemissionen zu einem Verlust an biologischer Vielfalt führen. Umgekehrt können langfristige Maßnahmen zur Wiederherstellung von Ökosystemen das Potenzial für eine schnellere Kohlenstoffbindung einschränken. Drittens kann die Vernachlässigung einzelner Umweltveränderungen Dominoeffekte in anderen Bereichen auslösen. In dieser Hinsicht ist die globale Aufheizung der Atmosphäre die größte vom Menschen verursachte Umweltbedrohung: Ihre überall spürbaren Auswirkungen haben weitreichende Folgen für alles Leben an Land und im Wasser.

Die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) wurde 1992 auf dem “Erdgipfel“ von Rio verabschiedet, um diesem „gefährlichen Klimawandel“ Rechnung zu tragen. Seither haben zahlreiche halbjährliche Verhandlungsrunden stattgefunden; seit 2015 dienen sie insbesondere der Umsetzung des Pariser Abkommens. Aktuell tagen die sogenannten Nebenorgane (Subsidiary Bodies oder kurz „SBs“) für zwei Wochen auf der Bonner Klimakonferenz. Sie bereiten Entscheidungen vor, die auf der jährlichen UN-Klimakonferenz (besser bekannt als COP) politisch beschlossen werden sollen.

Im Mittelpunkt der diesjährigen SBs steht eine umfassende Bestandsaufnahme, der „Global Stocktake“, wodurch die Fortschritte bei der Umsetzung des Pariser Abkommens ermittelt werden sollen. Darüber hinaus werden die weitergefassten Auswirkungen der Klimaschutzmaßnahmen sowie die bereits durch den Klimawandel entstandenen Verluste und Schäden untersucht. Die Ergebnisse werden kaum überraschen: Die Klimaschutzmaßnahmen sind nach wie vor höchst unzureichend, sowohl was die Minderung der Treibhausgasemissionen als auch die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels betrifft. Dies gefährdet alle nachhaltigen Entwicklungsziele (die SDGs) und unsere Umwelt, so wie wir sie kennen. Vermehrte Waldbrände, der Verlust der Artenvielfalt an Land, in Gewässern und Meeren infolge des Temperaturanstiegs, Wasserknappheit und Landdegradation infolge von Dürren, versauerte Ozeane, versalzte Küstengebiete, schmelzende Gletscher und auftauende Permafrostböden und sogar veränderte Meeresströmungen prägen die neue Realität.

Immerhin wird den Auswirkungen von Schutzmaßnahmen jetzt im Rahmen der globalen Bestandsaufnahme mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Dennoch konzentrieren sich die Debatten bisher weitgehend auf die soziale Dimension mit dem Ziel, einen gerechten Übergang („just transition“) zu ermöglichen, während die Auswirkungen auf die Umwelt nur begrenzt Berücksichtigung finden. Dies wäre jedoch von großer Bedeutung, um die enge Verbindung zwischen klimapolitischen Maßnahmen und anderen Umweltbelangen zu verdeutlichen und sicherzustellen, dass Synergien maximiert und Zielkonflikte vermieden oder zumindest begrenzt werden können. Hierfür wäre eine stärkere und systematischere Verzahnung mit der Vielzahl einschlägiger multilateraler Umweltabkommen (MEAs) entscheidend. Eine bessere Verknüpfung der Vorgaben der UNFCCC und des Übereinkommens über die biologische Vielfalt ist angesichts der Bedeutung „naturbasierter Lösungen“ in beiden Politikfeldern ein naheliegender Ansatzpunkt. Doch dabei darf es nicht bleiben. Es müssen auch Synergien und Zielkonflikte zwischen weiteren Konventionen und multilateralen Umweltabkommen identifiziert und angegangen werden, angefangen bei der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung bis hin zu den Vertragswerken, die sich mit einem breiten Spektrum an gefährlichen Abfällen, Schadstoffen und Chemikalien befassen, wie zum Beispiel das Montrealer Protokoll über Stoffe, die zum Abbau der Ozonschicht führen, oder den spezialisierten Abkommen zum Schutz bestimmter Arten- und Ökosysteme, wie etwa die Ramsar-Konvention über Feuchtgebiete.

Dem UNEP und seinem zentralen Gremium, der UN-Umweltversammlung, könnte bei der Koordinierung solcher Bemühungen eine wichtige Rolle zukommen. Nicht nur ist es die organisatorische Heimat der meisten in Frage kommenden MEAs. Ein solches Vorgehen würde auch das ursprüngliche Mandat bekräftigen, das dem UNEP vor fünf Jahrzehnten von der UN-Generalversammlung erteilt wurde und das nicht zuletzt der Idee des Weltumwelttages zugrunde liegt. Die Tatsache, dass die aktuellen Klimaverhandlungen mit dem 50. Weltumwelttag zusammenfallen, sollte daher eine deutliche Erinnerung daran sein, dass Klima- und Umweltschutzmaßnahmen tatsächlich zwei Seiten derselben Medaille sind. Die fundamentalen Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Umwelt im weiteren Sinne müssen besser gewürdigt und angegangen werden. Letztlich ist der Übergang zu kohlenstoffarmen und klimaresilienten Gesellschaften ohne den Schutz der ökologischen Grundlagen, auf denen diese Gesellschaften gedeihen und sich weiter entwickeln können, nicht machbar. Wirtschaftliche Interessen und Entwicklungsbestrebungen dürfen deshalb nicht länger als Vorwand für halbgare Klimamaßnahmen dienen. Im Gegenteil sind ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen das Gebot der Stunde für eine gerechte und nachhaltige Entwicklung. Klimapolitik und Umweltpolitik müssen gemeinsam angepackt werden.

Economic impacts of investment facilitation

Fri, 02/06/2023 - 15:40

After the successful adoption of the Trade Facilitation Agreement (TFA) in 2014, investment facilitation is gaining importance as the next policy priority for a plurilateral agreement under the World Trade Organization (WTO). In fact, more than 110 WTO Members aim to conclude the negotiations on the Investment Facilitation for Development (IFD) Agreement by mid-2023 after only three years of formal negotiations. Investment facilitation refers to actions taken by governments designed to attract foreign investment and maximize the effectiveness and efficiency of its administration through all stages of the investment cycle. The IFD agreement focuses on allowing investment to flow efficiently for the greatest benefit, particularly to developing and least developed member countries, with the aim of fostering sustainable development. To provide policymakers with essential information for ongoing negotiations and to fill an existing research gap, we examine the economic impacts of a potential IFD agreement. Starting with a lower bound scenario, which incorporates investment facilitation commitments already present in the Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership, we estimate that the IFD could improve global welfare by more than $250 billion. Pushing the boundaries of the policy scope by incorporating provisions from several proposals submitted at the beginning of the structured discussions, the ambitious IFD scenario suggests an increase of global welfare by almost $800 billion. Furthermore, extending the country coverage to India and the United States, currently disengaged from the negotiations, might boost global gains to as much as $1.1 trillion. Hereby, low and middle-income countries have the most to gain from a successful implementation of the IFD, given their low level of current practice in investment facilitation. Overall our analysis shows that the potential gains from an IFD agreement exceed those available from traditional trade liberalization. This provides a strong incentive for non-participating developing countries to join the IFD, reform their investment frameworks along the IFD agenda, and use the support structure contained in the section on special and differential treatment for developing and least-developed country members.

International or national implementers: who is better? Evidence from a framing experiment

Thu, 01/06/2023 - 09:25

Behavioral economics has shown that changing small features in framing a context or action may drastically change behavior. A key factor characterizing most development interventions is the salience of either a local or an international implementer. Using the setup of an intervention conducted in Indonesia, we show that the study population in the Acehnese context exhibits higher levels of support for the project if the participation of international actors is highlighted. We find that previous experience with the respective actor is pivotal. Qualitative evidence suggests that internationals' perceived skills drive results, highlighting the importance of strengthened local capacities for positive experiences with local implementers. Overall, the study underlines the benefits of linking framing experiments to the actual experiences of respondents to generate insights into the real world.

Äthiopien

Wed, 31/05/2023 - 13:25

Äthiopien hat eine lange Geschichte als Aufnahmeland von Geflüchteten aus seiner ostafrikanischen Nachbarschaft. Das mit etwa 114 Millionen Einwohner:innen zweitbevölkerungsreichste Land Afrikas war zugleich immer wieder auch Schauplatz erheblicher  Binnenvertreibungen aufgrund politischer Unruhen. Nachdem 2020 ein militärischer Konflikt im Bundesstaat Tigray im Norden des Landes ausbrach, der sich rasch zu einem Bürgerkrieg ausweitete, sind Millionen Menschen vertrieben worden. Zehntausende von ihnen  flohen in den benachbarten Sudan. Der vorliegende Beitrag behandelt beide Seiten der äthiopischen Fluchtverhältnisse: Er erörtert sowohl die durch den Tigray-Krieg ausgelöste Vertreibungskrise als auch die Situation Hunderttausender ausländischer Geflüchteter, die seit vielen Jahren, oft Jahrzehnten, im Land leben.

Fremdenfeindlichkeit in den Städten Südafrikas: was bedeutet sie für Südafrikas Demokratie?

Wed, 31/05/2023 - 11:54
Am 8. Mai jährte sich die Verabschiedung der südafrikanischen Verfassung zum 27. Mal. Neben den ersten demokratischen Wahlen von 1994, aus denen Nelson Mandela als Präsident und die frühere Befreiungsbewegung African National Congress (ANC) als Regierungspartei hervorgingen, markiert sie für das Land das Ende des über vier Jahrzehnte herrschenden Apartheid: Denn bis dahin verfügten die Nachfahren der europäischen Kolonialmächte die Rassentrennung für alle Lebensbereiche und Wohngebiete in den Städten – und verwehrten der nicht-weißen Bevölkerungsmehrheit ihre Grundrechte. Wie steht es heute um die Demokratie Südafrikas? Inwiefern wird das Land dem in seiner international als vorbildlich angesehenen Verfassung niedergeschriebenen Anspruch gerecht, das soziale Unrecht seiner Vergangenheit anzuerkennen und die Rechte aller dort Lebenden zu schützen – „in unserer Verschiedenheit verbunden“ (united in our diversity)? Welchen Aufschluss gibt in diesem Zusammenhang der Umgang von Politik und Teilen der Gesellschaft mit den in Südafrika wohnenden Migrant*innen aus anderen Ländern Afrikas?

Overcoming negative spillover effects: the G20's role in support of global sustainability

Wed, 31/05/2023 - 08:12

The Sustainable Development Solutions Network (SDSN) Germany promotes sustainbale development in and  through Germany. It works in a cross-sectoral manner and acts as a platform bringing together perspectives by leading German scientific organisations, civil society and business. The members of SDSN Germany are also members of the global SDSN that was founded in 2012 unter the patronage of the Secretary General of the United Nations.

Der Arktische Rat: vom Rovaniemi Spirit zum Tromsö Spirit?

Tue, 30/05/2023 - 11:23

Bonn, 30. Mai 2023. Wenn der Arktische Rat die durch Russlands Krieg verursachte politische Krise überleben soll, muss er lokale Stimmen stärker einbeziehen und über mögliche Perspektiven der Beziehungen zu Russland nach dem Krieg diskutieren.

Der Arktische Rat ist das wichtigste hochrangige zwischenstaatliche Forum für die Zusammenarbeit in der Arktis. Aufgrund der russischen Invasion der Ukraine beschlossen sieben der acht Arktisstaaten (alle außer Russland), ihre Kooperation im Arktischen Rat während Russlands Vorsitz vorläufig zu pausieren. In diesem Monat hat Norwegen den Vorsitz des Arktischen Rates von Russland übernommen. Der norwegische Vorsitz könnte der wichtigste in der Geschichte des Arktischen Rates werden, der in seiner jetzigen Form – ohne den größten arktischen Staat, Russland –, keine Zukunft haben wird. Und sollte Schweden NATO-Mitglied werden, wäre Russland das einzige Nicht-NATO-Mitglied im Arktischen Rat. Die Region erfährt bereits jetzt eine zunehmende Militarisierung.

Um das aktuelle Bild der Arktis als militärischen Hotspot zu verändern und zu vermeiden, dass es in der Arktispolitik in Zukunft hauptsächlich um sicherheitspolitische Prioritäten geht, sind ein Umdenken und ein stärkerer politischer Wille zur Integration lokaler Perspektiven erforderlich. „Die Menschen im Norden“, insbesondere die Jugend, ist eine der vier Prioritäten Norwegens für die Zeit seines Vorsitzes in den nächsten zwei Jahren. Lokale Stimmen aus dem Norden drängen zunehmend auf ein Verständnis der Arktispolitik, das sich nicht nur auf zwischenstaatliche Beziehungen konzentriert, sondern auch die Vielfalt der Lebensbedingungen und Lebensgrundlagen in der gesamten Arktis in den Blick nimmt. Das Netzwerk Universität der Arktis, das Arctic Mayors' Forum, der Arktische Wirtschaftsrat und die langjährige grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen indigenen Völkern und anderen Gruppen sind Beispiele für den klaren Willen und das starke Engagement, das die Menschen im Norden teilen, um mittels Interaktion und gegenseitiger Unterstützung Lösungen für gemeinsame Herausforderungen zu finden. Entscheidungen zur arktischen „Peripherie“ werden jedoch oft in den weit entfernten Hauptstädten der arktischen Staaten getroffen. Die aktuellen geopolitischen Turbulenzen führen allerdings dazu, dass das Thema Sicherheitspolitik die Agenda der arktischen Staaten dominiert und die Arbeit des Arktischen Rates lahmlegt.

Auf dem Weg zum Geist von Tromsö?

Jetzt, wo die „Hauptstadt der Arktis“ während des norwegischen Vorsitzes im norwegischen Tromsö liegt und es dort eine beträchtliche Anzahl von Veranstaltungen des Arktischen Rates geben wird, besteht ein großes Potenzial, über die langjährige Zentrum-Peripherie-Dichotomie und die klassischen geopolitischen Perspektiven hinauszublicken und neue Narrative zu entwickeln. Der Arktische Rat sollte einen ganzheitlicheren Ansatz verfolgen, der die Sorgen der Menschen und Gesellschaften im Norden berücksichtigt, etwa den demografischen Wandel, den Mangel an Infrastruktur und entsprechenden Dienstleistungen sowie die Anpassung der arktischen Lebensgrundlagen an den Klimawandel. Die internationale Hafenstadt mit Bürger*innen aus 139 Nationen, einer großen Gemeinde aus Russland und der Ukraine sowie norwegisch-russischen Familien beherbergt die Sekretariate des Arktischen Rates und des Arctic Mayors’ Forum, das Sekretariat für indigene Völker, den Arktischen Wirtschaftsrat, die Konferenz Arctic Frontiers und zahlreiche Forschungseinrichtungen, die sich mit dem Wissen um die Arktis beschäftigen. Nichtstaatliche Akteure auf beiden Seiten des Konflikts, die die Menschen und Gesellschaften in der Arktis repräsentieren, sollten ebenfalls einbezogen werden, wenn es um die verschiedenen möglichen Szenarien geht, wie die Zusammenarbeit mit Russland nach dem Ende des Krieges aussehen könnte. Da die globale Erwärmung in der Arktis fast viermal schneller ist als anderswo, ist die Begrenzung des Klimawandels nur eines von vielen Themen, die eine Zusammenarbeit erfordern, insbesondere in der Arktis.

Um das Vertrauen in die gegenwärtige arktische Zusammenarbeit unter der Schirmherrschaft des Arktischen Rates zu stärken, ist eine stärkere öffentliche Diskussion auf allen Governance-Ebenen in der Arktis von entscheidender Bedeutung. Der norwegische Vorsitz sollte Richtlinien, Strukturen und Plattformen einrichten, um einen Anreiz für einen fundierten langfristigen transnationalen Austausch zu schaffen. Dieser Austausch kann die Grundlagen für Politik und Entscheidungsfindung in den Mitgliedsstaaten des Arktischen Rates liefern und sollte die Perspektiven der Menschen im Norden zu kontroversen Themen im Arktischen Rat einbeziehen, einschließlich der künftigen Beziehungen zu Russland. Der Krieg in der Ukraine hat die geopolitischen Interessen in der Arktis deutlich in den Mittelpunkt gerückt, auch weil die Arktis zunehmend als neue Megaregion gilt, die die europäische Energiewende sichern soll. Bereits zuvor jedoch galten Investitionen in die Infrastruktur, insbesondere entlang des russischen Teils des Nördlichen Seewegs, als Teil von Chinas Bestrebungen, seine Rolle im Arktischen Rat zu stärken, die polare Seidenstraße auszubauen und sich als globale Supermacht zu behaupten.

Es war der Rovaniemi Arctic Spirit, der 1996 zur Gründung des Arktischen Rates führte und der dessen Rolle begründete, die Zusammenarbeit auf zirkumpolarer Ebene zu unterstützen. Ein neuer arktischer Geist von Tromsö, der verschiedene lokale Perspektiven in die Werteordnung der arktischen Zusammenarbeit integriert, würde den heutigen Bestrebungen einer grünen Kolonisierung und den Machtspielen der Großmächte besser Einhalt gebieten. Dies wäre ein notwendiger Schritt, um dem Arktischen Rat demokratische Legitimität und Relevanz zu verleihen und den Völkern und lokalen Regierungsstrukturen in der arktischen Region den ihnen gebührenden Respekt zu zollen.

Dieser Text entstand im Rahmen des Forschungsprojekts „Nachhaltige städtische Entwicklung in der Europäischen Arktis (SUDEA): Verbesserung von transnationaler Kooperation in abgeschiedenen Regionen“ (Projektnummer 426674468), das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem polnischen Wissenschaftszentrum (NCN) (UMO-Vereinbarung - 2018/31/G/HS5/02448) gefördert wird.

Kirsti Methi ist Projektmanagerin des Projekts „Artic Capital“ der Stadtverwaltung von Tromsö. Sie hat einen BA in Sozialwissenschaften und einen MBA in strategischer Führung und Wirtschaft.

Dorothea Wehrmann ist Soziologin und  Projektleiterin des Forschungsprojekts "Nachhaltige städtische Entwicklung in der Europäischen Arktis (SUDEA): Verbesserung von transnationaler Kooperation in abgeschiedenen Regionen" am German Institute of Development and Sustainability (IDOS)

Urbanisation and rural development in sub-Saharan Africa: A review of pathways and impacts

Fri, 26/05/2023 - 13:34

This paper reviews the current state of literature on the impacts of urbanisation on rural development in the context of sub-Saharan Africa (SSA), with special emphasis to the pathways through which urbanisation affect rural economic development. Assessments of these effects diverge greatly. While some authors see urbanisation as strongly benefitting rural areas, for instance, through increased demand for agricultural goods and services, others highlight negative effects, for example, through the loss of livelihoods emanating from displacements and the conversion of agricultural land that may lead to urban sprawl. Given this complexity, a review that thoroughly analyses the causal relationships between urbanisation and rural development is warranted. To do this, the paper identifies seven pathways through which urbanisation affects rural development both positively and negatively: i) production and consumption linkages; ii) employment linkages; iii) financial linkages; iv) land market linkages; v) information and knowledge linkages; vi) social interactions linkages; and vii) environmental externalities linkages. The study suggests that recognising the importance of such linkages and incorporating them into the local and national economic policies is crucial for sustainable development. Overall, the review findings indicate that the impact of urbanisation on rural development in SSA is conditional and heterogeneous. It is conditional because countries need to be well-placed to reap the benefits of urbanisation, i.e., they need to have conducive infrastructure and institutional settings, as well as strong political commitment and leadership. When well-managed, however, urbanisation can play a pivotal role in reducing rural poverty, improving food security and creating opportunities for rural transformation. To this end, the review has identified research gaps that have important policy relevance in SSA. Addressing these gaps is imperative to harnessing the economic advantages of rapid urbanisation in a way that supports rural areas and promotes sustainable development.

IDOS researcher Dr Gabriela Iacobuţă has received the dissertation prize of the Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft

Fri, 26/05/2023 - 11:08

The Board of Trustees of the Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft (JRF) has awarded the dissertation prizes for the years 2022 and 2023 for the second time. For the year 2022, Dr Gabriela Iacobuţă from the JRF member institute German Institute of Development and Sustainability (IDOS) was awarded.

Mit Allianzen gegen die Krisen von morgen

Fri, 26/05/2023 - 09:45

Die G7-Staaten brauchen neue Verbündete. Der Think7-Beratungsprozess für die G7, ein Zusammenschluss führender Think Tanks und Forschungsinstitute, mahnt kürzlich in einem Communiqué: Die entschiedene Eindämmung der sich rasant ausbreitenden Schuldenkrise in Entwicklungs- und Schwellenländern sei von zentraler Bedeutung in der Ausgestaltung vertrauensvoller Allianzen innerhalb der G20 und darüber hinaus.

Political patronage and economic opportunity: vertical integration in Egyptian textiles and clothing

Wed, 24/05/2023 - 15:38

Utilizing an original data set, this paper demonstrates how protectionist industrial policy during the period of hybrid liberalisation has shaped the organizational structure of clothing firms in Egypt. It investigates determinants of vertical integration of clothing firms into fabric production. High-end market segments are a critical determinant of integration. Limited access to finance restricts the possibilities for many firms to undertake the investment required to integrate, whilst volatile and uncertain market conditions make firms more likely to rely on the market for their inputs. But there are nuances related to market segment. Producers of higher quality garments rely on imported textiles, so these producers do not integrate even if search and switch costs are high. But the opposite is true of producers relying on domestic suppliers. Foreign institutions are better able to ensure contract enforcement with respect to quality and timely delivery so that suppliers opportunistic behaviour is deterred, reducing the necessity of clothing firms to integrate. This may not be the case with respect to domestic suppliers, when domestic institutions do not guarantee the same level of enforcement. The adoption of the hybrid liberalisation model meant that the transition to a market economy was not preceded by the creation of the necessary regulatory framework. This model resulted in inefficient upstream production and in an institutional setting conducive to agency problems. It also meant that business suffers excessive and inefficient bureaucracy. It is thus not possible for firms to achieve the first best outcome of arm’s length relations based on frictionless market transactions. Given these structural constraints firms opt for the second best solution of make rather than buy, i.e. vertical integration. But only some firms are able to use the arbitrary and discretionary decision making system to their favour, negotiating government obstacles to successful business. Those linked to power, prospered, whilst the businesses of others foundered against the wall of patronage, bureaucracy and red tape.

Science and digitalization for a better future

Wed, 24/05/2023 - 12:17

Global challenges such as climate change, biodiversity loss, and the global debt crisis call for more cooperation among nations. Yet instead of well-coordinated, wise cooperation for the global common good, geopolitical tensions are rising and protectionism seems to have  become a “new normal”. As a consequence, the delivery of the United Nations Sustainable Development Agenda 2030 has been dramatically slow and the benefits of growth policies are imbalanced across high-, low-, and middle-income countries just as within them.

The role of social protection in environmental fiscal reforms

Tue, 23/05/2023 - 15:16

Socio-ecological transitions need to address the pressing challenges of our time, namely climate change mitigation and social development – including poverty and inequality reduction – in a complementary manner. The importance of achieving resilient and sustainable societies has been made more evident by recent shocks such as the Covid-19 pandemic and the war in Ukraine. As a consequence, national and international development policies need to foster links between social and environmental goals and policies.
One way to achieve such synergies is through environmental fiscal reforms, defined as the combination of carbon-pricing mechanisms and consequent revenue spending for environmental and socio-economic goals. Even though carbon pricing is just one of the instruments needed to achieve climate goals, it provides the complementary benefit of expanding revenues while incentivising a reduction in emissions though market signals. This paper discusses environmental fiscal reforms from the perspective of low- and middle-income countries and development cooperation, with a focus on how to improve the social outcomes of such reforms. While revenues can be recycled for different purposes – including compensating industries with high adaptation costs, further investments in environmental projects and research, and use for the general budget – the paper focusses on social spending. The revenue can be used to decrease poverty and inequality levels and to compensate the poorest for increases in prices by utilising social protection mechanisms. This is particularly important to garner broad societal support and to make environmental fiscal reforms and carbon pricing more socially acceptable and implementable at sufficient levels in more countries. The paper first presents the key features of different carbon-pricing policies and the revenues they can generate, especially for low- and middle-income countries that have limited fiscal space. It then shows how the revenue can be used to fund social protection mechanisms that can compensate the poorest and address distributional concerns. It underlines the gaps and limitations of current social protection programmes, especially in terms of low coverage of vulnerable populations. This also constrained the response to the war in Ukraine, as lower-income countries had to use price stabilisation mechanisms – which ultimately generated negative fiscal and environmental effects – to avoid inflicting greater burdens on the poor instead of providing targeted programmes. The paper also offers some design principles to best address distributional concerns, including sequencing and sectoral coverage. It then discusses the role that development cooperation can have in implementing environmental fiscal reforms in low- and middle-income countries. Overall, the paper suggests that environmental fiscal reforms can be used to achieve resilient societies and accelerate the fight against climate change, with the goal of building a more inclusive and sustainable future. Such reforms should become a priority of German development cooperation and a key lever for its strategic goals, instead of occupying a peripheral role, as it currently does. Most importantly, the analysis strongly underlines the case for environmental fiscal reforms rather than the current use of subsidies and price controls; this is true when considering both climate goals (as keeping prices low does not incentivise shifts in production and consumption) as well as social goals (e.g. cash transfers result in significantly greater levels of poverty and inequality reduction when compared to untargeted subsidies). Therefore, social protection investments are urgently needed, also in lower-income countries. The current energy crisis due to the war in Ukraine and the Covid-19 pandemic has made this clearer.

How does policy coherence shape effectiveness and inequality? Implications for sustainable development and the 2030 Agenda

Tue, 23/05/2023 - 15:02

During the formulation of the 2030 Agenda for Sustainable Development, many promoted policy coherence as a key tool to ensure achievement of the Sustainable Development Goals (SDGs) in a way that “leaves no one behind.” Their argument assumed that coherent policymaking contributes to more effective policies and supports over-arching efforts to reduce inequality. As the 2030 Agenda reaches the halfway point, however, countries are falling short on many SDGs, particularly SDG 10 (reduce inequality). This study revisits the basic assumptions about policy coherence underpinning the SDGs. We systematically screened the peer-reviewed literature to identify 40 studies that provide evidence about whether coherent policymaking contributes to more effective outcomes and helps to reduce inequality. We find that coherent policymaking did not help reduce inequality in a majority of cases and made it worse in several. Our findings challenge the narrative that coherence is a necessary pre-condition for progress on the SDGs for all people.

Climate change and coastal megacities: adapting through mobility

Tue, 23/05/2023 - 09:56

Climate change poses threats to individuals, communities, and cities globally. Global conversations and scholarly debates have explored ways people adapt to the impacts of climate change including through migration and relocation. This study uses Lagos, Nigeria as a case study to examine the relationship between flooding events, migration intentions as a preferred adaptation, and the destination choices for affected residents. The study draws on a mixed-methods approach which involved a survey of 352 residents and semi-structured interviews with 21 residents. We use a capability approach to analyze mobility decisions following major or repetitive flood events. We found that the majority of affected residents are willing to migrate but the ability to do so is constrained by economic, social, and political factors leading to involuntary immobility. Furthermore, intra-city relocation is preferred to migration to other states in Nigeria or internationally. These findings challenge popular Global South-North migration narratives. Indeed, some residents welcome government-supported relocation plans but others remain skeptical due to lack of trust. Community-based relocation may therefore be preferred by some Lagosians. Overall, this study contributes a nuanced understanding of mobility intentions in response to climate-induced flooding in one of the world’s largest coastal cities.

Spillover-Effekte in der Nachhaltigkeitsstrategie verankern

Mon, 22/05/2023 - 13:07

Bonn, 22. Mai 2023. Alle Länder der Vereinten Nationen (VN) haben sich 2015 der Erreichung der 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung (SDGs) der Agenda 2030 verschrieben. 2023, zur Halbzeit der Implementierungsphase, wird deutlich, welcher Weg noch zu gehen ist. Doch während die Staaten zwar versuchen, die Ziele auf nationaler Ebene zu erreichen, dürfen sie die Auswirkungen ihres Handelns auf andere Länder nicht aus dem Blick verlieren. Sonst riskieren sie, deren Bemühungen die Agenda 2030 umzusetzen, zu konterkarieren. Solche unerwünschten externen wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und sicherheitsrelevanten Auswirkungen werden als negative Spillover-Effekte bezeichnet.

Da der SDG-Index, der die Fortschritte bei der SDG-Erreichung der Länder misst, diese Effekte nicht adäquat berücksichtigt, wurde ein Spillover-Index entwickelt. Beide Rankings werden jährlich im Sustainable Development Report veröffentlicht. Während Länder mit hohen Einkommen an der Spitze des SDG-Rankings stehen (Deutschland auf Platz 6 von 163 in 2022), schneiden viele Länder des "Globalen Südens" in diesem Ranking eher schlecht ab. Die Reihenfolge kehrt sich im Spillover-Ranking um. Hier schneiden High-Income-Countries u.a. aufgrund von nicht-nachhaltigen Verhaltensweisen in Produktion und Konsum schlecht ab (Deutschland auf Platz 149 von 163 in 2022), während Länder des "Globalen Südens" das Ranking anführen. 

Deutschlands Ziel muss sein, negative Spillover-Effekte zu vermeiden, um andere Länder nicht in der Umsetzung der Agenda 2030 zu behindern, sondern gemeinsam an der globalen Implementierung dieser zu arbeiten. Eine klare Adressierung negativer Spillover-Effekte und das Schaffen verbindlicher Strukturen in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS), als nationale Strategie für die Implementierung der Agenda 2030, ist daher notwendig. Bislang hat das Thema allerdings keinen Eingang in diese gefunden. Der letzte von Deutschland vorgelegte Voluntary National Review (VNR) erwähnt negative Spillover-Effekte, die Herausforderungen in ihrer Erfassung sowie ihre notwendige Reduzierung durch Maßnahmen der Bundesregierung allerdings und verdeutlicht damit die Relevanz der Problematik.

Spillover-Effekte betreffen oftmals verschiedene Bereiche und wirken damit auf zahlreiche SDGs gleichzeitig. Für eine Verankerung von Maßnahmen zur Vermeidung negativer Spillover-Effekte in der bestehenden Struktur der DNS ist daher ein integrierter und querschnittsübergreifender Ansatz notwendig. Dies kann anhand von unbeabsichtigten sozialen und ökologischen Auswirkungen aufgezeigt werden, die entlang von globalen Lieferketten auftreten. Beispielsweise verursacht der Bedarf an fossilen Rohstoffen und Mineralien im deutschen Transport- und Mobilitätssektor negative Effekte in Abbau- und Verarbeitungsregionen, die sich insbesondere in Ländern des Globalen Südens befinden. Schädliche ökologische Belastungen (SDG 15), wie Biodiversitätsverluste oder abnehmende Bodenqualität, Treibhausgasemissionen (SDG 13) oder die Verschmutzung von Wasser (SDG 14) sind Folgen.

Durch das Tolerieren schlechter Arbeitsbedingungen (SDG 8) entlang von Lieferketten sind ebenfalls negative soziale Auswirkungen zu vermerken, wie Zwangsarbeit, Arbeitsunfälle oder Gesundheitsschäden durch das ungeschützte Arbeiten in Minen. Die Nachfrage und der Import dieser Ressourcen durch Deutschland behindert andere Länder bei der Erreichung zahlreicher SDGs. Für die Verankerung in der DNS eignen sich die in ihr berücksichtigten sechs Transformationsbereiche – die großen Wenden, die es für die Erreichung der Agenda 2030 braucht. Diese Transformationsbereiche sind Menschliches Wohlbefinden und Fähigkeiten, und soziale Gerechtigkeit; Energiewende und Klimaschutz; Kreislaufwirtschaft; Nachhaltiges Bauen und Verkehrswende; Nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme sowie Schadstofffreie Umwelt. Die Transformationsbereiche betonen die bestehenden Wechselwirkungen zwischen verschiedenen SDGs und schaffen ressortübergreifende Arbeitsstrukturen.

Eine Adressierung negativer Spillover-Effekte in den Transformationsbereichen bietet nicht nur die Chance, diese im Status-Quo anzugehen, sondern Auswirkungen auf internationaler Ebene bereits bei der Gestaltung neuer Prozesse mitzudenken. Beispielsweise ist die dringend notwendige Elektrifizierung des Verkehrs mit einer erhöhten Nachfrage an Rohstoffen, wie Lithium und Kobalt, verbunden. Für eine nachhaltige Gestaltung der Verkehrswende müssen daher verbindliche Strukturen entwickelt werden, um negative Effekte entlang der globalen Ressourcenströme zu verhindern. Gemeinschaftlich müssen Lösungen, die die Perspektiven der betroffenen Länder berücksichtigen, erarbeitet sowie Politikkohärenz hergestellt werden. Dafür scheint, neben der Adressierung in den Transformationsbereichen, auch der Hebel Internationale Verantwortung und Zusammenarbeit greifbare Weichen zu stellen. Durch die Nutzung dieses Hebels können Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine Transformation erleichtern und begleiten können.

Für die sechs Transformationsbereiche und den oben genannten Hebel wurden sieben sogenannte Transformations-Teams eingerichtet, die konkrete Maßnahmenpakete für die Wenden ausarbeiten sollen. Negative Spillover-Effekte sollten Eingang in die Arbeit aller Transformations-Teams finden, nicht lediglich in die des Transformations-Teams Internationale Verantwortung und Zusammenarbeit.

Deutlich wird, dass für eine beschleunigte Transformation und das fristgerechte Erreichen der SDGs in der zweiten Halbzeit der Implementierungsphase eine konsequente Beachtung von negativen Spillover-Effekten in allen Bereichen des Handelns erforderlich ist und Deutschland sich international für das Verhindern dieser einsetzen muss. Eine Verankerung in der DNS und das Schaffen rechtlich verbindlicher Strukturen sind dafür notwendig.

Geopolitical competition in the Indo-Pacific: managing development cooperation

Mon, 22/05/2023 - 10:46

This Policy Brief examines the geopoliticisation of development cooperation within the Indo-Pacific region. First, we discuss the emergence of Indo-Pacific strategies and how these intersect with geopolitics and development cooperation amongst traditional develop-ment actors such as the United States and the Euro-pean Union. Second, we examine how these narratives have shaped the development cooperation approaches of China and India, both significant geopolitical actors. Third, we look at how these dynamics have played out in key regions of the Indo-Pacific, especially Southeast Asia, South Asia, and the Pacific Islands. We argue that while geopolitical competition brings opportunity to these regions, this opportunity needs to be strategically managed to deliver positive development outcomes. Geopolitics has always been a factor in development debates and development cooperation historically, and we should not expect this to change (Power, 2019; Liao & Lee, 2022). In the last decade, this competition has heightened with China’s global rise – economically, strategically, and geopolitically. As China became perceived as a potential competitor to traditional global and regional powers such as the United States, the European Union, Japan, or Australia, we saw a rise in strategies to manage, balance, or counter this rise. Consequently, emerging Indo-Pacific frameworks and strategies are shaping and dominating the discourse on global geopolitics, including development cooperation. As a result of sharp geopolitical competition, develop-ment cooperation has become a contested space. China’s powerful rise and the subsequent proliferation of Indo-Pacific strategies to counter this rise are key drivers of this dynamic. While this competition can breed division, between and within countries and regions, it can also give rise to increased multipolarity, partner country agency, and positive competition towards development outcomes. Competition and the numerous new strategies, resources, and initiatives that come with it, can offer opportunity for partner countries to secure resources and commitment toward their own development agenda. Rather than being “forced” to choose sides, countries and regions can and are using geostrategic competition to their advantage. Competition provides choice, a seat at the table, and opportunities for decision-making. However, taking ownership and direction over these strategies and resources can challenge partner countries and regions. Hedging is one option but carries risks, especially when politics get in the way, and development gains may be subsequently compromised. While there is a plethora of Indo-Pacific strategies that articulate visions for the region and ways powers should strengthen economic, diplomatic, security, and development ties with the Indo-Pacific countries, Indo-Pacific countries themselves should also have their own strategies, which outline their vision and objectives for engagement with great powers and other actors who seek and vie for their partnership.

Global Leadership im Umgang mit multiplen Krisen. Die Rolle der G20

Wed, 17/05/2023 - 11:14

Vom 15.-16. November 2022 fand unter dem Leitthema Recover Together, Recover Stronger das Gipfeltreffen der G20 unter indonesischer Präsidentschaft auf Bali, Indonesien, statt. Die Gruppe der 20, 1999 ursprünglich auf Ebene der Finanzminister gegründet, bringt seit 2008 auch die Staats- und Regierungschefs großer Industrie- und Schwellenländer zusammen. Anders als die G7 handelt es sich bei der G20 jedoch nicht um eine Gruppe gleichgesinnter Staaten. Vielmehr bringen die jährlich stattfindenden Gipfeltreffen unter rotierender Präsidentschaft eine Vielzahl von Staaten unterschiedlicher politischer Systeme zusammen.

Entwicklungspolitik präzisieren

Tue, 16/05/2023 - 09:49

Die Ampelkoalition sollte die Hilfen für andere Staaten nicht deckeln. Sie sollte Ziele definieren. Der Gastbeitrag.

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