Moderne Streitkräfte sind enorm abhängig von Softwareprodukten. Diese sind das Ergebnis komplexer Geflechte aus Software-Anbietern, Dienstleistern, Softwarekomponenten und weiteren Unternehmen, die zusammen die Software-Lieferkette bilden. Bei »herkömmlichen« Cybersicherheitsvorfällen verschaffen sich Bedrohungsakteur:innen in der Regel direkt Zugang zu ihrem Ziel. Im Gegensatz dazu haben Risiken der Software-Lieferkette ihren Ursprung an einer vorgelagerten Stelle der Lieferkette und erzeugen dann an anderer Stelle einen Effekt – häufig bei den Endnutzer:innen. Streitkräfte sind besonders anfällig für diese Risiken. Vorfälle im militärischen Bereich, bei denen die Software-Lieferkette eine Rolle spielte, haben militärische Betriebsabläufe unterbrochen oder böswilligen Akteuren Wirtschaftsspionage, politische Spionage und Sabotage ermöglicht. Der Bundespolitik und der Bundeswehr stehen mehrere Maßnahmen zur Verfügung, um die Streitkräfte vor den Auswirkungen der Risiken der Software-Lieferkette zu schützen. Dabei müssen Entscheidungsträger:innen zunächst für unterschiedliche Einsatzbereiche von Software ein angemessenes Schutzniveau festlegen, um die Balance zu wahren zwischen dem Schutz vor den Risiken auf der einen und Funktionalität, Kosten und Einsatzgeschwindigkeit auf der anderen Seite. Die Bundesregierung und die Bundeswehr sollten einerseits Maßnahmen ergreifen, um einen bewussten Umgang der Streitkräfte mit den Risiken der Software-Lieferkette zu ermöglichen und sich selbst zu schützen; andererseits sollten sie Software-Anbieter dazu bringen, die Angreifbarkeit ihrer Produkte zu reduzieren. Durch die Kombination beider Ansätze kann diese mögliche Bedrohung in Schach gehalten werden.
Bonn, 20. Oktober 2025. Im Dezember 2015 feierte die Welt das hart erkämpfte Pariser Abkommen als historischen Erfolg der globalen Klimadiplomatie. Über zwanzig Jahre nach der Verabschiedung der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) und sechs Jahre nach dem ernüchternden „Kopenhagener Akkord“ der UN-Klimakonferenz war der Jubel verständlich. Endlich hatte sich die Staatengemeinschaft verpflichtet, die globale Erwärmung mit ehrgeizigen Maßnahmen einzudämmen. Doch schon damals mahnten Expert*innen, dass der Abschluss eines historischen Abkommens und „Geschichte machen“ nicht dasselbe seien. Zehn Jahre später zeigt sich, wie berechtigt diese Warnung war: Die Klimakrise verschärft sich, während Regierungen mit der Umsetzung der eigenen Versprechen kämpfen.
Tatsächlich leidet die globale Klimapolitik – wie sie durch die jährlichen UN-Klimakonferenzen („COPs“) repräsentiert wird – unter strukturellen Herausforderungen, die seit jeher schwer zu bewältigen sind. In vielerlei Hinsicht ist das Pariser Abkommen selbst ein Spiegel für eine Reihe grundlegender Probleme der globalen Umweltdiplomatie. Zwar konnten sich die Staaten auf ehrgeizige Ziele einigen, doch diese bleiben freiwillig. Daher bleibt offen, welchen Beitrag jedes Land konkret leisten muss.
Statt klar festgelegter Verpflichtungen für die einzelnen Länder, wie sie das Kyoto-Protokoll vorsah – dem Vorläufer des Pariser Abkommens – wird jedes Land angehalten, seine eigenen Ziele und Umsetzungspläne zu entwickeln. Einerseits war diese Delegation der Verantwortung zurück von der internationalen auf die nationale Ebene der Preis für die Einigung auf das Pariser Abkommen – andererseits der Beginn eines neuen Dilemmas. Denn das übergeordnete Ziel des Abkommens, die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau, hängt nun von diesen freiwilligen nationalen Beiträgen (NDCs) ab. So vertraut man darauf, dass jedes Land sein Möglichstes tut, während in der Praxis jede Vertragspartei tut, was sie will. Kein Wunder also, dass die erste „Globale Bestandsaufnahme“ Ende 2023 ergab, dass die NDCs zusammengenommen eine globalen Erwärmung von fast 3 °C erwarten lassen.
Dasselbe Muster zeigt sich hinsichtlich der Mittel, die zur Finanzierung der globalen Klimapolitik benötigt werden: Ambitionierte multilaterale Zielvereinbarungen, Milliarden für den Klimaschutz zu mobilisieren, stehen einseitigen Finanzierungszusagen gegenüber. Doch die Rechnung geht nicht auf. Dieselben Lücken zwischen Ziel und Umsetzung finden sich auch in anderen Bereichen: etwa bei den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und den globalen Biodiversitätszielen. Einige Beobachter*innen sprechen deshalb von einem Paradigmenwechsel – einer „Governance durch Ziele“, die in der Praxis der globalen Nachhaltigkeitspolitik zur Symbolpolitik verkomme.
Zu diesen Entwicklungen kommt die politische Ritualisierung der jährlichen Klima-COPs. Über Jahrzehnte haben sich bestimmte Verhandlungsmuster verfestigt, wie etwa die „Wer zuckt zuerst“-Mentalität der wesentlichen Verhandlungsblöcke: Zugeständnisse in wichtigen Fragen werden bis zur letzten Minute zurückgehalten. Das hat bei den letzten COPs oft dazu geführt, dass erst in der letzten Nacht hektische Kompromisse eingegangen werden und die so getroffenen Entscheidungen oft unausgereift sind. Diese Dynamik wird noch verstärkt durch die sogenannten „hochrangigen Segmente“, die in der zweiten Woche der COPs stattfinden. Dann reisen Minister*innen und sogar Staatsoberhäupter an, um politische Impulse zu setzen und den Delegierten Autorität zu verleihen. Das mag das Profil und die Öffentlichkeitswirksamkeit der komplexen Verhandlungen steigern – doch zugleich entsteht eine Art „COP innerhalb der COP“. Dies nimmt den laufenden Verhandlungen oft das Momentum. Auch Machtspiele zwischen ungleichen Blöcken lähmen den Prozess. So enden viele COPs heute in oberflächlichen, schwachen Kompromissen.
Um aus dieser Sackgasse der Symbolpolitik herauszufinden, sind zunächst die gewohnten Rituale zu hinterfragen, die tiefgreifenderen Vereinbarungen im Wege stehen. Ein weiterer Schritt wäre, das bestehende Format der COPs zu reformieren und sie mit kleineren, häufigeren und lösungsorientierten Verhandlungsrunden zu ergänzen. Die UN-Biodiversitätskonferenz 2024 hat mit „fortgesetzten Sitzungen“ vorgemacht, wie das aussehen kann. Dieses Modell ließe sich nachahmen, um auch die aufgeblähten Klima-COPs zu konkreteren Ergebnissen zu bewegen.
Die aktuell laufenden UN-Reformdebatten eröffnen die Chance für eine solche Umstrukturierung. Die Erfahrung zeigt, dass fokussiertere Formate oft mehr bewegen als hochinszenierte Gipfel. Kleinere Runden könnten pragmatische Gespräche fördern und Machtspiele entschärfen. Außerdem bieten wiederholte kleinere Sitzungen bessere Gelegenheiten, informelle Gruppen mit unterschiedlicher Zusammensetzung zusammenzubringen, um Vertrauensbildung, gegenseitiges Lernen und Verantwortungsbewusstsein zu fördern. Es dürfte auch dazu beitragen, dass sich die COP wieder auf ihre wesentlichen Governance-Funktionen konzentriert und damit die Umsetzung vorantreibt, statt Jahr für Jahr archaische Verhandlungsrituale fortzuführen. Nicht zuletzt sollte die Regelmäßigkeit solcher Arbeitssitzungen den Beteiligten einen klaren Anreiz bieten, das übergeordnete Ziel, die Eindämmung des gefährlichen Klimawandels, im Blick zu behalten und diesem entsprechend Verantwortung zu demonstrieren.
Steffen Bauer ist Politikwissenschaftler und Senior Researcher in der Forschungsabteilung Umwelt-Governance am German Institute of Development and Sustainability (IDOS).
Fariborz Zelli ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Lund, Schweden. Er forscht und lehrt unter anderem zu globaler Umweltpolitik und Umweltgerechtigkeit.
Bonn, 20. Oktober 2025. Im Dezember 2015 feierte die Welt das hart erkämpfte Pariser Abkommen als historischen Erfolg der globalen Klimadiplomatie. Über zwanzig Jahre nach der Verabschiedung der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) und sechs Jahre nach dem ernüchternden „Kopenhagener Akkord“ der UN-Klimakonferenz war der Jubel verständlich. Endlich hatte sich die Staatengemeinschaft verpflichtet, die globale Erwärmung mit ehrgeizigen Maßnahmen einzudämmen. Doch schon damals mahnten Expert*innen, dass der Abschluss eines historischen Abkommens und „Geschichte machen“ nicht dasselbe seien. Zehn Jahre später zeigt sich, wie berechtigt diese Warnung war: Die Klimakrise verschärft sich, während Regierungen mit der Umsetzung der eigenen Versprechen kämpfen.
Tatsächlich leidet die globale Klimapolitik – wie sie durch die jährlichen UN-Klimakonferenzen („COPs“) repräsentiert wird – unter strukturellen Herausforderungen, die seit jeher schwer zu bewältigen sind. In vielerlei Hinsicht ist das Pariser Abkommen selbst ein Spiegel für eine Reihe grundlegender Probleme der globalen Umweltdiplomatie. Zwar konnten sich die Staaten auf ehrgeizige Ziele einigen, doch diese bleiben freiwillig. Daher bleibt offen, welchen Beitrag jedes Land konkret leisten muss.
Statt klar festgelegter Verpflichtungen für die einzelnen Länder, wie sie das Kyoto-Protokoll vorsah – dem Vorläufer des Pariser Abkommens – wird jedes Land angehalten, seine eigenen Ziele und Umsetzungspläne zu entwickeln. Einerseits war diese Delegation der Verantwortung zurück von der internationalen auf die nationale Ebene der Preis für die Einigung auf das Pariser Abkommen – andererseits der Beginn eines neuen Dilemmas. Denn das übergeordnete Ziel des Abkommens, die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau, hängt nun von diesen freiwilligen nationalen Beiträgen (NDCs) ab. So vertraut man darauf, dass jedes Land sein Möglichstes tut, während in der Praxis jede Vertragspartei tut, was sie will. Kein Wunder also, dass die erste „Globale Bestandsaufnahme“ Ende 2023 ergab, dass die NDCs zusammengenommen eine globalen Erwärmung von fast 3 °C erwarten lassen.
Dasselbe Muster zeigt sich hinsichtlich der Mittel, die zur Finanzierung der globalen Klimapolitik benötigt werden: Ambitionierte multilaterale Zielvereinbarungen, Milliarden für den Klimaschutz zu mobilisieren, stehen einseitigen Finanzierungszusagen gegenüber. Doch die Rechnung geht nicht auf. Dieselben Lücken zwischen Ziel und Umsetzung finden sich auch in anderen Bereichen: etwa bei den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und den globalen Biodiversitätszielen. Einige Beobachter*innen sprechen deshalb von einem Paradigmenwechsel – einer „Governance durch Ziele“, die in der Praxis der globalen Nachhaltigkeitspolitik zur Symbolpolitik verkomme.
Zu diesen Entwicklungen kommt die politische Ritualisierung der jährlichen Klima-COPs. Über Jahrzehnte haben sich bestimmte Verhandlungsmuster verfestigt, wie etwa die „Wer zuckt zuerst“-Mentalität der wesentlichen Verhandlungsblöcke: Zugeständnisse in wichtigen Fragen werden bis zur letzten Minute zurückgehalten. Das hat bei den letzten COPs oft dazu geführt, dass erst in der letzten Nacht hektische Kompromisse eingegangen werden und die so getroffenen Entscheidungen oft unausgereift sind. Diese Dynamik wird noch verstärkt durch die sogenannten „hochrangigen Segmente“, die in der zweiten Woche der COPs stattfinden. Dann reisen Minister*innen und sogar Staatsoberhäupter an, um politische Impulse zu setzen und den Delegierten Autorität zu verleihen. Das mag das Profil und die Öffentlichkeitswirksamkeit der komplexen Verhandlungen steigern – doch zugleich entsteht eine Art „COP innerhalb der COP“. Dies nimmt den laufenden Verhandlungen oft das Momentum. Auch Machtspiele zwischen ungleichen Blöcken lähmen den Prozess. So enden viele COPs heute in oberflächlichen, schwachen Kompromissen.
Um aus dieser Sackgasse der Symbolpolitik herauszufinden, sind zunächst die gewohnten Rituale zu hinterfragen, die tiefgreifenderen Vereinbarungen im Wege stehen. Ein weiterer Schritt wäre, das bestehende Format der COPs zu reformieren und sie mit kleineren, häufigeren und lösungsorientierten Verhandlungsrunden zu ergänzen. Die UN-Biodiversitätskonferenz 2024 hat mit „fortgesetzten Sitzungen“ vorgemacht, wie das aussehen kann. Dieses Modell ließe sich nachahmen, um auch die aufgeblähten Klima-COPs zu konkreteren Ergebnissen zu bewegen.
Die aktuell laufenden UN-Reformdebatten eröffnen die Chance für eine solche Umstrukturierung. Die Erfahrung zeigt, dass fokussiertere Formate oft mehr bewegen als hochinszenierte Gipfel. Kleinere Runden könnten pragmatische Gespräche fördern und Machtspiele entschärfen. Außerdem bieten wiederholte kleinere Sitzungen bessere Gelegenheiten, informelle Gruppen mit unterschiedlicher Zusammensetzung zusammenzubringen, um Vertrauensbildung, gegenseitiges Lernen und Verantwortungsbewusstsein zu fördern. Es dürfte auch dazu beitragen, dass sich die COP wieder auf ihre wesentlichen Governance-Funktionen konzentriert und damit die Umsetzung vorantreibt, statt Jahr für Jahr archaische Verhandlungsrituale fortzuführen. Nicht zuletzt sollte die Regelmäßigkeit solcher Arbeitssitzungen den Beteiligten einen klaren Anreiz bieten, das übergeordnete Ziel, die Eindämmung des gefährlichen Klimawandels, im Blick zu behalten und diesem entsprechend Verantwortung zu demonstrieren.
Steffen Bauer ist Politikwissenschaftler und Senior Researcher in der Forschungsabteilung Umwelt-Governance am German Institute of Development and Sustainability (IDOS).
Fariborz Zelli ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Lund, Schweden. Er forscht und lehrt unter anderem zu globaler Umweltpolitik und Umweltgerechtigkeit.
Bonn, 20. Oktober 2025. Im Dezember 2015 feierte die Welt das hart erkämpfte Pariser Abkommen als historischen Erfolg der globalen Klimadiplomatie. Über zwanzig Jahre nach der Verabschiedung der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) und sechs Jahre nach dem ernüchternden „Kopenhagener Akkord“ der UN-Klimakonferenz war der Jubel verständlich. Endlich hatte sich die Staatengemeinschaft verpflichtet, die globale Erwärmung mit ehrgeizigen Maßnahmen einzudämmen. Doch schon damals mahnten Expert*innen, dass der Abschluss eines historischen Abkommens und „Geschichte machen“ nicht dasselbe seien. Zehn Jahre später zeigt sich, wie berechtigt diese Warnung war: Die Klimakrise verschärft sich, während Regierungen mit der Umsetzung der eigenen Versprechen kämpfen.
Tatsächlich leidet die globale Klimapolitik – wie sie durch die jährlichen UN-Klimakonferenzen („COPs“) repräsentiert wird – unter strukturellen Herausforderungen, die seit jeher schwer zu bewältigen sind. In vielerlei Hinsicht ist das Pariser Abkommen selbst ein Spiegel für eine Reihe grundlegender Probleme der globalen Umweltdiplomatie. Zwar konnten sich die Staaten auf ehrgeizige Ziele einigen, doch diese bleiben freiwillig. Daher bleibt offen, welchen Beitrag jedes Land konkret leisten muss.
Statt klar festgelegter Verpflichtungen für die einzelnen Länder, wie sie das Kyoto-Protokoll vorsah – dem Vorläufer des Pariser Abkommens – wird jedes Land angehalten, seine eigenen Ziele und Umsetzungspläne zu entwickeln. Einerseits war diese Delegation der Verantwortung zurück von der internationalen auf die nationale Ebene der Preis für die Einigung auf das Pariser Abkommen – andererseits der Beginn eines neuen Dilemmas. Denn das übergeordnete Ziel des Abkommens, die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau, hängt nun von diesen freiwilligen nationalen Beiträgen (NDCs) ab. So vertraut man darauf, dass jedes Land sein Möglichstes tut, während in der Praxis jede Vertragspartei tut, was sie will. Kein Wunder also, dass die erste „Globale Bestandsaufnahme“ Ende 2023 ergab, dass die NDCs zusammengenommen eine globalen Erwärmung von fast 3 °C erwarten lassen.
Dasselbe Muster zeigt sich hinsichtlich der Mittel, die zur Finanzierung der globalen Klimapolitik benötigt werden: Ambitionierte multilaterale Zielvereinbarungen, Milliarden für den Klimaschutz zu mobilisieren, stehen einseitigen Finanzierungszusagen gegenüber. Doch die Rechnung geht nicht auf. Dieselben Lücken zwischen Ziel und Umsetzung finden sich auch in anderen Bereichen: etwa bei den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und den globalen Biodiversitätszielen. Einige Beobachter*innen sprechen deshalb von einem Paradigmenwechsel – einer „Governance durch Ziele“, die in der Praxis der globalen Nachhaltigkeitspolitik zur Symbolpolitik verkomme.
Zu diesen Entwicklungen kommt die politische Ritualisierung der jährlichen Klima-COPs. Über Jahrzehnte haben sich bestimmte Verhandlungsmuster verfestigt, wie etwa die „Wer zuckt zuerst“-Mentalität der wesentlichen Verhandlungsblöcke: Zugeständnisse in wichtigen Fragen werden bis zur letzten Minute zurückgehalten. Das hat bei den letzten COPs oft dazu geführt, dass erst in der letzten Nacht hektische Kompromisse eingegangen werden und die so getroffenen Entscheidungen oft unausgereift sind. Diese Dynamik wird noch verstärkt durch die sogenannten „hochrangigen Segmente“, die in der zweiten Woche der COPs stattfinden. Dann reisen Minister*innen und sogar Staatsoberhäupter an, um politische Impulse zu setzen und den Delegierten Autorität zu verleihen. Das mag das Profil und die Öffentlichkeitswirksamkeit der komplexen Verhandlungen steigern – doch zugleich entsteht eine Art „COP innerhalb der COP“. Dies nimmt den laufenden Verhandlungen oft das Momentum. Auch Machtspiele zwischen ungleichen Blöcken lähmen den Prozess. So enden viele COPs heute in oberflächlichen, schwachen Kompromissen.
Um aus dieser Sackgasse der Symbolpolitik herauszufinden, sind zunächst die gewohnten Rituale zu hinterfragen, die tiefgreifenderen Vereinbarungen im Wege stehen. Ein weiterer Schritt wäre, das bestehende Format der COPs zu reformieren und sie mit kleineren, häufigeren und lösungsorientierten Verhandlungsrunden zu ergänzen. Die UN-Biodiversitätskonferenz 2024 hat mit „fortgesetzten Sitzungen“ vorgemacht, wie das aussehen kann. Dieses Modell ließe sich nachahmen, um auch die aufgeblähten Klima-COPs zu konkreteren Ergebnissen zu bewegen.
Die aktuell laufenden UN-Reformdebatten eröffnen die Chance für eine solche Umstrukturierung. Die Erfahrung zeigt, dass fokussiertere Formate oft mehr bewegen als hochinszenierte Gipfel. Kleinere Runden könnten pragmatische Gespräche fördern und Machtspiele entschärfen. Außerdem bieten wiederholte kleinere Sitzungen bessere Gelegenheiten, informelle Gruppen mit unterschiedlicher Zusammensetzung zusammenzubringen, um Vertrauensbildung, gegenseitiges Lernen und Verantwortungsbewusstsein zu fördern. Es dürfte auch dazu beitragen, dass sich die COP wieder auf ihre wesentlichen Governance-Funktionen konzentriert und damit die Umsetzung vorantreibt, statt Jahr für Jahr archaische Verhandlungsrituale fortzuführen. Nicht zuletzt sollte die Regelmäßigkeit solcher Arbeitssitzungen den Beteiligten einen klaren Anreiz bieten, das übergeordnete Ziel, die Eindämmung des gefährlichen Klimawandels, im Blick zu behalten und diesem entsprechend Verantwortung zu demonstrieren.
Steffen Bauer ist Politikwissenschaftler und Senior Researcher in der Forschungsabteilung Umwelt-Governance am German Institute of Development and Sustainability (IDOS).
Fariborz Zelli ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Lund, Schweden. Er forscht und lehrt unter anderem zu globaler Umweltpolitik und Umweltgerechtigkeit.
Mit Abkommen wie Mercosur und Initiativen im Asien-Pazifik-Raum kann Deutschland wirtschaftliche Abhängigkeiten verringern. Die Kolumne „Gastwirtschaft“.
Mit Abkommen wie Mercosur und Initiativen im Asien-Pazifik-Raum kann Deutschland wirtschaftliche Abhängigkeiten verringern. Die Kolumne „Gastwirtschaft“.
Mit Abkommen wie Mercosur und Initiativen im Asien-Pazifik-Raum kann Deutschland wirtschaftliche Abhängigkeiten verringern. Die Kolumne „Gastwirtschaft“.
The Matanza Riachuelo River in Buenos Aires—long considered one of the world’s most polluted waterways—became the focus of a landmark 2006 Supreme Court ruling mandating its restoration in the name of environmental justice. !is article examines how that mandate unfolded through the lens of political ecology and environmental justice. Drawing on ethnographic research, we show how judicial orders and technocratic planning translated global imaginaries of “green corridors” into local interventions, as state actors interpreted and operationalized notions of risk and justice in ways that often displaced riverine dwellers. These interventions deepened inequality by neglecting residents’ territorial ties, everyday practices, and right to remain. We highlight how technocratic planning sidelined vulnerable populations and how communities resisted through claims to rootedness and in situ re-urbanization. Building on Latin American scholarship, the article demonstrates that restoration framed solely as ecological repair risks reproducing social inequities. We argue that river restoration must embrace governance frameworks that center a'ected populations, integrate ecological goals with social equity, and advance justice as recognition, participation, and distribution.
The Matanza Riachuelo River in Buenos Aires—long considered one of the world’s most polluted waterways—became the focus of a landmark 2006 Supreme Court ruling mandating its restoration in the name of environmental justice. !is article examines how that mandate unfolded through the lens of political ecology and environmental justice. Drawing on ethnographic research, we show how judicial orders and technocratic planning translated global imaginaries of “green corridors” into local interventions, as state actors interpreted and operationalized notions of risk and justice in ways that often displaced riverine dwellers. These interventions deepened inequality by neglecting residents’ territorial ties, everyday practices, and right to remain. We highlight how technocratic planning sidelined vulnerable populations and how communities resisted through claims to rootedness and in situ re-urbanization. Building on Latin American scholarship, the article demonstrates that restoration framed solely as ecological repair risks reproducing social inequities. We argue that river restoration must embrace governance frameworks that center a'ected populations, integrate ecological goals with social equity, and advance justice as recognition, participation, and distribution.
The Matanza Riachuelo River in Buenos Aires—long considered one of the world’s most polluted waterways—became the focus of a landmark 2006 Supreme Court ruling mandating its restoration in the name of environmental justice. !is article examines how that mandate unfolded through the lens of political ecology and environmental justice. Drawing on ethnographic research, we show how judicial orders and technocratic planning translated global imaginaries of “green corridors” into local interventions, as state actors interpreted and operationalized notions of risk and justice in ways that often displaced riverine dwellers. These interventions deepened inequality by neglecting residents’ territorial ties, everyday practices, and right to remain. We highlight how technocratic planning sidelined vulnerable populations and how communities resisted through claims to rootedness and in situ re-urbanization. Building on Latin American scholarship, the article demonstrates that restoration framed solely as ecological repair risks reproducing social inequities. We argue that river restoration must embrace governance frameworks that center a'ected populations, integrate ecological goals with social equity, and advance justice as recognition, participation, and distribution.
The world is falling behind on the Sustainable Development Goals (SDGs), a situation exacerbated by recent geopolitical disruptions and challenges to international cooperation. This policy brief, based on a virtual roundtable in the context of the Hamburg Sustainability Conference (HSC) with influential experts from Latin America, Africa and Asia, explores how recent global shifts – such as reduced funding for development, fundamental policy changes of major powers and weakened multilateral institutions – are reshaping development and trade cooperation.
While these disruptions have had damaging effects on low- and middle-income countries (LMICs) in particular, they also present opportunities to reform international systems, diversify cooperation formats and strengthen regional and sectoral alliances. Three key recommendations emerge from the roundtable discussion that are relevant for international cooperation for sustainable development going forward:
• Trade is increasingly being used as a tool to project geopolitical power, contributing to the fragmentation of global economic systems. In response to these disruptions, countries are encouraged to diversify cooperation by promoting open regionalism, fostering plurilateral partnerships and strengthening sectoral collaboration (e.g. on artificial intelligence) and economic resilience.
• The decline in development aid cannot be compensated by individual actors alone. LMICs are forced to actively address financing gaps through improved conditions for investments, stronger domestic revenue generation, better macroeconomic management and efforts to curb illicit financial flows. The international community should support them in these efforts. Aid remains vital, especially for low-income countries and humanitarian emergencies. However, fairer and more reciprocal part-nerships should be developed, acknowledging mutual economic interests and based on knowledge sharing.
• Recent disruptive and polarising policy decisions, while theoretically reversible, have lasting negative effects on trust, budget priorities and international cooperation. Nevertheless, experts emphasise the potential to build new alliances, involving LMICs, for sustainability transitions, reformed global governance structures and alternative cooperation models. To seize these opportunities, leadership from countries that depend on rules-based international cooperation systems – especially middle powers – is considered essential for driving systemic change.
Dr Priyadarshi Dash is Associate Professor at the Research and Information System for Developing Countries (RIS) in Delhi.
Dr André de Mello e Souza is Head of the International Policy Centre for Inclusive Development (IPC-id) at the Institute for Applied Economic Research (Ipea) in Brasília.
The world is falling behind on the Sustainable Development Goals (SDGs), a situation exacerbated by recent geopolitical disruptions and challenges to international cooperation. This policy brief, based on a virtual roundtable in the context of the Hamburg Sustainability Conference (HSC) with influential experts from Latin America, Africa and Asia, explores how recent global shifts – such as reduced funding for development, fundamental policy changes of major powers and weakened multilateral institutions – are reshaping development and trade cooperation.
While these disruptions have had damaging effects on low- and middle-income countries (LMICs) in particular, they also present opportunities to reform international systems, diversify cooperation formats and strengthen regional and sectoral alliances. Three key recommendations emerge from the roundtable discussion that are relevant for international cooperation for sustainable development going forward:
• Trade is increasingly being used as a tool to project geopolitical power, contributing to the fragmentation of global economic systems. In response to these disruptions, countries are encouraged to diversify cooperation by promoting open regionalism, fostering plurilateral partnerships and strengthening sectoral collaboration (e.g. on artificial intelligence) and economic resilience.
• The decline in development aid cannot be compensated by individual actors alone. LMICs are forced to actively address financing gaps through improved conditions for investments, stronger domestic revenue generation, better macroeconomic management and efforts to curb illicit financial flows. The international community should support them in these efforts. Aid remains vital, especially for low-income countries and humanitarian emergencies. However, fairer and more reciprocal part-nerships should be developed, acknowledging mutual economic interests and based on knowledge sharing.
• Recent disruptive and polarising policy decisions, while theoretically reversible, have lasting negative effects on trust, budget priorities and international cooperation. Nevertheless, experts emphasise the potential to build new alliances, involving LMICs, for sustainability transitions, reformed global governance structures and alternative cooperation models. To seize these opportunities, leadership from countries that depend on rules-based international cooperation systems – especially middle powers – is considered essential for driving systemic change.
Dr Priyadarshi Dash is Associate Professor at the Research and Information System for Developing Countries (RIS) in Delhi.
Dr André de Mello e Souza is Head of the International Policy Centre for Inclusive Development (IPC-id) at the Institute for Applied Economic Research (Ipea) in Brasília.
The world is falling behind on the Sustainable Development Goals (SDGs), a situation exacerbated by recent geopolitical disruptions and challenges to international cooperation. This policy brief, based on a virtual roundtable in the context of the Hamburg Sustainability Conference (HSC) with influential experts from Latin America, Africa and Asia, explores how recent global shifts – such as reduced funding for development, fundamental policy changes of major powers and weakened multilateral institutions – are reshaping development and trade cooperation.
While these disruptions have had damaging effects on low- and middle-income countries (LMICs) in particular, they also present opportunities to reform international systems, diversify cooperation formats and strengthen regional and sectoral alliances. Three key recommendations emerge from the roundtable discussion that are relevant for international cooperation for sustainable development going forward:
• Trade is increasingly being used as a tool to project geopolitical power, contributing to the fragmentation of global economic systems. In response to these disruptions, countries are encouraged to diversify cooperation by promoting open regionalism, fostering plurilateral partnerships and strengthening sectoral collaboration (e.g. on artificial intelligence) and economic resilience.
• The decline in development aid cannot be compensated by individual actors alone. LMICs are forced to actively address financing gaps through improved conditions for investments, stronger domestic revenue generation, better macroeconomic management and efforts to curb illicit financial flows. The international community should support them in these efforts. Aid remains vital, especially for low-income countries and humanitarian emergencies. However, fairer and more reciprocal part-nerships should be developed, acknowledging mutual economic interests and based on knowledge sharing.
• Recent disruptive and polarising policy decisions, while theoretically reversible, have lasting negative effects on trust, budget priorities and international cooperation. Nevertheless, experts emphasise the potential to build new alliances, involving LMICs, for sustainability transitions, reformed global governance structures and alternative cooperation models. To seize these opportunities, leadership from countries that depend on rules-based international cooperation systems – especially middle powers – is considered essential for driving systemic change.
Dr Priyadarshi Dash is Associate Professor at the Research and Information System for Developing Countries (RIS) in Delhi.
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