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Deutsches Institut für Entwicklungspolitik / Analysen

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Publikationen des German Institute of Development and Sustainability (IDOS)
Updated: 3 days 42 min ago

Prioritäten und Koalitionen statt Illusionen

Tue, 02/13/2024 - 10:00

Bonn, 13. Februar 2024. Digitalisierung und Umweltbelange müssen systematisch miteinander verbunden werden. Andernfalls droht der ökologische Fußabdruck der Digitalisierung ihre Vorteile zu überwiegen.

Die Digitalisierung verfügt über großes Potenzial für nachhaltige Entwicklung. Doch die Vorteile der Digitalisierung werden mit einem hohen ökologischen Preis bezahlt. Um die digitale Transformation mit der Bewältigung der ökologischen Krise zu verbinden, müssen ihre Umweltauswirkungen ausgewiesen und Umweltvorteile vorrangig berücksichtigt werden. Internationale sektorenübergreifende Koalitionen können dazu den Weg ebnen.

Positiv auf die Umwelt wirken digitale Technologien, wenn die Sammlung und Analyse großer Datenmengen die Umsetzung umweltfreundlicher Lösungen in den Bereichen Energie, Landwirtschaft oder Mobilität ermöglichen. Digitalisierung optimiert Energieeffizienz und industrielle Prozesse durch virtuelle Modelle (digitale Zwillinge) oder ermöglicht durch intelligente Netzsteuerung die Integration erneuerbarer Energien. Sie kann Re-Design, Reparatur, Recycling und Vertrieb im Sinne einer Kreislaufwirtschaft unterstützen. Precision Farming optimiert den Einsatz von Düngemitteln und Wasser in der Landwirtschaft, und Smart City- und Mobilitätskonzepte können Staus und Emissionen verringern, ebenso wie IT-basierte Heimarbeit.

Unter dem Strich hat der Einsatz digitaler Werkzeuge jedoch bis heute kaum zur Verbesserung der Umweltbilanz geführt: Industrien und Konsumgüter werden digitaler, aber oft auf Kosten einer Zunahme negativer Folgen. Dazu gehören Energieverbrauch, Treibhausgasemissionen, Elektroschrott und Ressourcenverbrauch. Rebound-Effekte spielen hier eine wichtige Rolle. Sie treten auf, wenn positive Auswirkungen der Digitalisierung, zum Beispiel Effizienzgewinne, zur höheren Attraktivität eines Produkts oder einer Dienstleistung und in Folge zu mehr Verkäufen oder vermehrter Nutzung führen. Ursprünglich erzielte Einsparungen werden dabei zunichte gemacht.

Der Energieverbrauch von digitalen Infrastrukturen, Diensten und Geräten, insbesondere bei ihrer Herstellung, ist ein zentrales Problem. Sensoren, Server, Rechenzentren, das Trainieren von künstlicher Intelligenz, Online-Streaming und WLAN-Router – sie alle haben einen enormen CO2-Fußabdruck, solange die Energie aus fossilen Quellen stammt. Hardware ist auf seltene Erden angewiesen, deren Abbau zur Zerstörung von Lebensräumen führen kann. Ein Beispiel dafür ist Lithium. Das Element ist für Batterien und damit für Elektromobilität von entscheidender Bedeutung, doch seine Gewinnung bedroht das Ökosystem Wüste. Die Gewinnung von Materialien findet zudem häufig in Entwicklungsländern unter Bedingungen statt, die der Bevölkerung vor Ort schaden.

Das gilt auch für die Entsorgung von Elektroaltgeräten. Elektroschrott gehört zu den am schnellsten wachsenden Abfallsorten. Selbst in der EU, der Region mit der mit Abstand höchsten Recyclingquote weltweit, werden weniger als 40 % wiederverwendet. Hinzu kommen Wasserprobleme: Die Kühlung von Rechenzentren erfordert erhebliche Mengen und kann Wasserkonflikte verschärfen. Googles Hyperscale-Rechenzentren, die für Gmail, Google Drive und YouTube gebraucht werden, verbrauchen 2,1 Millionen Liter Wasser – täglich.

Digitalisierung und Umweltbelange müssen deshalb endlich systematisch zusammengeführt werden. Dazu ist es notwendig, sich von Illusionen über technische Wunderlösungen zu verabschieden und digitale Innovationen dort einzusetzen, wo sie der Umwelt wirklich nützen. Dies beginnt mit der Erfassung und Ausweisung der ökologischen Kosten von Produkten und Dienstleistungen während Produktion, Nutzung und Entsorgung. Die politische Steuerung sollte Effizienzgewinne der Digitalisierung in den Sektoren Energie, Produktion, Mobilität und Gebäude priorisieren. Um Ziele und Kommunikation abzustimmen, sind Multi-Stakeholder-Koalitionen zwischen öffentlichen Einrichtungen, Forschung, Tech-Community und Umweltverbänden entscheidend. Neue Initiativen im Rahmen des EU Green Deal zu Ökodesign und digitalen Produktpässen, Verbraucherinformationen und der Reparatur von Waren können negative Umweltauswirkungen verringern, wenn sie die Folgen auch außerhalb der EU, einschließlich der Entwicklungsländer, berücksichtigen. Folglich muss die Verbindung von Umwelt und Digitalisierung auch in internationalen Prozessen wie dem Global Digital Compact der Vereinten Nationen, der G20, bilateralen Handels- und Technologieräten und digitalen Dialogen vorrangig behandelt werden. Auf diese Weise ist es möglich, die Digitalisierung umweltfreundlicher zu gestalten und gleichzeitig ihre Lösungen für ökologische Nachhaltigkeit zu nutzen.

Simone Lucatello ist Professor des Instituto Mora in Mexiko-Stadt. Er war PRODIGEES/MGG-Gastwissenschaftler am IDOS im Jahr 2023. Als Autor globaler Umweltberichte für die Vereinten Nationen widmet er sich in seiner Forschung der internationalen Zusammenarbeit und dem Klimawandel.

Wulf Reiners ist Politikwissenschaftler im IDOS-Forschungsprogramm "Inter- und transnationale Zusammenarbeit". Er ist Leiter des ‚Managing Global Governance‘ (MGG)-Programms und wissenschaftlicher Koordinator des PRODIGEES-Projekts.

Diese Kolumne ist im Rahmen des EU Horizon2020-Projekts „PRODIGEES – Promoting Research on Digitalisation in Emerging Powers and Europe Towards Sustainable Development“ (873119-PRODIGEES‑H2020-MSCA-RISE-2019), ko-finanziert von der Europäischen Union, entstanden. Weiterführende Informationen finden Sie unter www.prodigees.info.

Could the EU’s trade deal with Kenya strengthen the African Continental Free Trade Area?

Mon, 02/12/2024 - 09:49

In December, the EU and Kenya signed a trade agreement featuring strong provisions on environmental, social and labour standards. Niels Keijzer, Frederik Stender and Tim Vogel write that as Kenya walks the fine line of compliance, the outcome could not only shape the country’s economic landscape but also have implications for Kenya’s role in the African Continental Free Trade Area.

Euroviews: we need to commit to a new European deal for the future

Fri, 02/09/2024 - 13:25

The new European Parliament, the next European Commission, and the European Council will have a long path ahead to prepare for the next decades of global sustainable development. Jointly reaffirming the EU’s commitment to the SDGs is a clear way forward, UN and EESC experts write.

The effect of COVID-19 on the gender employment gap in Egyptian manufacturing

Fri, 02/09/2024 - 12:48

This paper examines the evolution of the gender employment gap post COVID-19 in the Egyptian manufacturing sector, using a unique firm-level data set. The findings show that the COVID-19 shock led to a slight improvement in the gender employment gap, both in absolute and relative terms, driven by a larger reduction in male employment compared to that for female employment. The heterogeneity analysis shows that exporting firms and firms in industrial zones on average increased both types of employment post COVID-19. Two types of firms contributed to a worsening of the gender gap, namely firms that adopted technology and those that provided worker training prior to the pandemic, pushing male employment up while not doing the same for female employment. Additionally, the informal sector contributed to a worsening of the gender gap during the pandemic.

European elections, Europe’s future and the Sustainable Development Goals: Europe Sustainable Development Report 2023/24

Fri, 02/09/2024 - 08:33

The Europe Sustainable Development Report 2023/24 (5th edition) provides an independent quantitative assessment of the progress by the European Union, its member states and partner countries towards the Sustainable Development Goals (SDGs). In light of the upcoming European Elections and UN Summit of the future, this year’s edition identifies 10 priority actions for the incoming EU leadership to accelerate SDG implementation within Europe and internationally. In the context of a fragmented and multipolar world, the ESDR 2023/24 calls for decisive action by the EU to avoid dangerous environmental and social tipping points. The Europe Sustainable Development Report is co-designed and co-created by and with civil society in Europe. This year’s edition builds on three workshops and one online public consultation organized between April and November 2023. On 04 April 2023, the SDSN and EESC organized a hybrid workshop on ‘How to Strengthen EU’s leadership for the SDGs’ which brought together more than 600 participants, including panellists from the European Parliament, the European Commission, current and incoming Council presidencies, civil society organizations, scientific institutions, and international organizations. Further workshops were held on 12 September 2023 (online) and on 8 November 2023 at the European Economic and Social Committee in Brussels (hybrid format), bringing together scientists, experts and practitioners from all over Europe. The opening chapter and joint statement also benefited from several rounds of consultations with partners.

Green hydrogen for sustainable industrial development: a policy toolkit for developing countries

Mon, 02/05/2024 - 12:40

Green hydrogen (GH2) is gaining significant attention within the global energy landscape. As a clean and renewable energy carrier, GH2 holds the potential to  transform a number of sectors, spanning heavy industries to shipping and aviation. Its benefits are far-reaching, ranging from the reduction of greenhouse gas  emissions to reinforcing energy security and creating opportunities for green industrialization. However, to fully unlock GH2’s potential, an equitable distribution of its benefits to all is indispensable. Against this background, the report “GH2 for sustainable industrial development: A Policy Toolkit for Developing Countries”  reframes the prevailing narrative by shifting its focus away from the role of developing countries as producers and exporters in the future hydrogen market to  highlighting the significance of the hydrogen value chain for developing countries themselves.

Wie die Beteiligung von Geflüchteten Politik und Wissenschaft verbessern kann

Mon, 02/05/2024 - 09:48

Bonn, 5. Februar 2024 - Die weltweite Vertreibung nimmt aufgrund mehrerer Krisen zu. Dafür müssen Lösungen entwickelt werden. Politische Entscheidungsträger*innen und Wissenschaftler*innen müssen mehr tun, um Geflüchtete aktiv in Politik und Forschung einzubeziehen. Trotz zunehmender Anerkennung der zentralen Rolle von Geflüchteten, muss ihre Beteiligung weiter ausgebaut werden. Wenn die Stimmen und Perspektiven Geflüchteter nicht umfassender in die Entwicklung nachhaltiger Lösungen für Flucht einbezogen werden, bleiben die Legitimität der Maßnahmen und ihre erfolgreiche Umsetzung fraglich. Dies erfordert den politischen Willen der Entscheidungsträger*innen und sorgfältige ethische Überlegungen in der Forschung.

Die Forderungen von Geflüchteten nach Beteiligung an politischen Prozessen und Forschung steigen. In den letzten Jahren ist die Zahl der Refugee-led organisations (RLOs) weltweit stark gewachsen, wobei das Global Refugee-led Network und Refugees Seeking Equal Access at the Table prominente internationale Beispiele sind. In der Fluchtforschung haben die wissenschaftliche Aufmerksamkeit und gleichberechtigte Beteiligung von Geflüchteten zu einer wachsenden Zahl kritischer Analysen und Publikationen geführt. Viele Wissenschaftler*innen und Geflüchtete fordern mehr partizipative Ansätze und eine aktive Rolle für Geflüchtete in Politik und Forschung.

Geflüchtete in globalen Entscheidungsgremien

Beim zweiten Globalen Flüchtlingsforum (GRF) in Genf/Schweiz im Dezember 2023 waren mehr als 300 der über 4.200 Teilnehmenden Geflüchtetendelegierte. Dies ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum GRF 2019, an dem nur rund 70 Geflüchtete teilnahmen. Sprecher*innen der Konferenz kritisierten jedoch zu Recht, dass 23 von 25 eingeladenen Geflüchtetendelegierten des Africa Refugee-led Network die Visa verweigert wurden. Gemessen an der Gesamtzahl der Teilnehmenden blieb 2023 die Repräsentanz von Geflüchteten mit nur 7% gering. Das ist vor allem auf die rechtlichen Rahmenbedingungen zurückzuführen, die eine stärkere Beteiligung von Geflüchteten an politischen Entscheidungsprozessen behindern.

Daher organisierten RLOs und Geflüchtete zeitgleich mit dem Forum den Refugee Leadership Multipurpose Space, in dem sie über 40 öffentliche Veranstaltungen zu Fragen von Partizipation und Repräsentation durchführten. Hier stellte Reem Alabali-Radovan, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Kava Spartak als Delegationsmitglied vor. Mit ihm war erstmals ein Geflüchteter offizieller Teil einer deutschen Delegation.

Da RLOs oft die ersten Ansprechpartner*innen bei Krisen in ihren Gemeinden sind, wie z.B. während COVID-19, ist ihre Expertise essenziell für eine gute Politik und muss deshalb systematischer einbezogen werden. Ein Schritt in diese Richtung ist die Einrichtung eines Refugee Advisory Boards in Deutschland. Damit folgt Deutschland Australien, Kanada, Neuseeland und den Vereinigten Staaten, die bereits über solche Gremien verfügen- ein positiver Beitrag um den moralischen, politischen und rechtlichen Auftrag zur Beteiligung von Geflüchteten in der Politikgestaltung zu fördern.

Geflüchtete in der Forschung

Der aktivere Einbezug von Geflüchteten in der Forschung ist von entscheidender Bedeutung, insbesondere wenn es um ihre Erfahrungen geht. Dies fördert nicht nur einen inklusiveren und ethischeren Ansatz in der Forschung selbst, sondern stellt auch sicher, dass die Erfahrungen und Perspektiven der direkt Betroffenen besser dargestellt werden. Geflüchtete verfügen zweifellos über das beste Wissen über ihre Herausforderungen, Bewältigungsmechanismen und Hoffnungen für die Zukunft. Durch ihren aktiven Einbezug in die Forschung tragen sie zur Wissensgenerierung bei und fördern so ein authentischeres und umfassenderes Verständnis der komplexen Herausforderungen und Chancen, mit denen sie konfrontiert sind.

Partizipative Ansätze erhöhen nicht nur die Glaubwürdigkeit und Relevanz der Forschung, sondern stärken auch das Gefühl der Handlungsfähigkeit und Würde von Geflüchteten, indem sie als aktive Akteur*innen bei der Gestaltung von Politiken und Maßnahmen, die ihr Leben direkt betreffen, anerkannt werden. Wissenschaftler*innen müssen aber sicherstellen, dass Machtungleichgewichte angemessen berücksichtigt und Geflüchtete nicht gefährdet werden. Dies ist besonders wichtig in einem zunehmend politisierten, komplexen und unsicheren Umfeld weltweit, in dem öffentliche Räume für die Beteiligung von Geflüchteten und Forschung schrumpfen.

Ein IDOS-Forschungsprojekt, das u.a. von den Autoren dieser Kolumne durchgeführt wurde, ist ein gutes Beispiel: Dank einer vertrauensvollen Partnerschaft konnte die Forschung während der COVID-19-Pandemie in Zusammenarbeit mit Geflüchteten fortgesetzt werden, was den entscheidenden Wert ihrer Insiderperspektive und einer partnerschaftlichen Forschung unterstreicht, aber auch zum Nachdenken darüber anregt, wie Forschung stärker lokalisiert werden kann.

Lokal verankerte und partizipativ durchgeführte Forschung ist für humanitäre und entwicklungspolitische Vorhaben von entscheidender Bedeutung. Sie stärkt lokale Forschungskapazitäten und generiert durch lokale Beteiligung während des gesamten Forschungsprozesses kontextspezifische Lösungen, die eine passgenauere Politikberatung ermöglichen. Eine stärkere Beteiligung von Geflüchteten sowohl in der Politik als auch in der Forschung ist unerlässlich, um die Herausforderungen von Fluchtsituationen weltweit zu bewältigen.

Merlin Flaig ist Sozialwissenschaftler und Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprogramm „Transformation politischer (Un-)Ordnung“.

Abis Getachew ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Esurv Consults in Äthiopien.

Aid unchained: examining development project management practices at aid chain interfaces

Thu, 02/01/2024 - 09:01

By analysing a comparative case study investigating a development project implemented

in Uganda and Vietnam, the article aims to understand how donor directives travel and translate

into actual practices in aid chains. Making use of Norman Long’s concept of the interface, we focus

on the interfaces between organizations to examine the negotiation of everyday project practices.

Based on practice theory, our analysis unpacks how directives are filtered through the power relation-

ships that shape practices at the various interfaces. We find that organizational relations between

southern organizations are just as power-laden as north–south relations. Our analysis also shows

that neither the management directives nor the freedoms that were granted to the participating

organizations resulted in uniform practices and that practices did not have the same implications for

organizations. Hence, the aid chain concept tends to simplify the complexities inherent in project

systems comprising a multiplicity of vertical and horizontal organizational relations.

COVID-19 as a critical juncture for EU development policy? Assessing the introduction and evolution of “Team Europe”

Tue, 01/30/2024 - 16:27

This contribution analyses to what extent the EU’s external response to the COVID-19 pandemic, communicated under the label ‘Team Europe’, represents a critical juncture for the EU’s development policy in terms of creating conditions for institutional change. As an area of shared competence, EU development policy processes predominantly seek to strengthen cooperation between the EU and its member states whilst respecting their respective competencies. Such initiatives have lacked success due to member states’ resistance towards strengthened coordination, let alone integration. By contrast, the Team Europe approach promoted the pooling of choices and resources of EU institutions and member states and strengthened the frequency and political importance of enhanced cooperation. The article identifies the European Commission’s policy entrepreneurship, the alignment with member states’ interests, low levels of politicisation and broader contextual geopolitical changes as key explanatory factors influencing more favourable attitudes aimed at and prospects for closer cooperation as promoted by Team Europe.

Entwicklungspolitik bei den anstehenden Europawahlen (wieder) ins Blickfeld rücken

Mon, 01/29/2024 - 11:30

Bonn, 29. Januar 2024. Für die Europäische Union wird 2024 ein entscheidendes Jahr. Im Juni wählen die Bürger*innen das nächste Europäische Parlament. Das EU-Parlament spielt eine Schlüsselrolle bei der Gesetzgebung. Auch bei Entscheidungen über die strategische Ausrichtung der nächsten Europäischen Kommission, die im Herbst ihr Amt antreten wird, wirkt das Parlament entscheidend mit.

Aktuellen Umfragen zufolge könnte die Europäische Volkspartei (EVP, der Zusammenschluss konservativer Parteien in Europa) ihre Position als größte Fraktion im Europäischen Parlament behalten. Ungewiss bleibt, ob die anderen Fraktionen groß genug sein werden, um eine pro-europäische Mehrheit zu bilden, oder ob die EVP stattdessen mit euroskeptischen oder sogar rechtsradikalen Bündnissen zusammenarbeiten wird. Die nächste EU-Kommission wird angesichts der Wahlen im Juni und des jüngsten Rechtsrucks in den Mitgliedstaaten voraussichtlich eine konservativere Zusammensetzung und politische Agenda haben als die aktuelle Kommission.

Um die Auswirkungen der Wahlen auf die EU-Entwicklungspolitik zu beurteilen, lohnt sich ein Rückblick. Bei ihrem Amtsantritt 2019 kündigte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine geopolitische EU-Kommission an. Die Entwicklungspolitik sollte dieser geopolitischen Ausrichtung folgen. Dies führte zu grundlegenden Verschiebungen der entwicklungspolitischen Ziele der EU. Große Krisen wie die Covid-19 Pandemie und die russische Invasion in der Ukraine haben diesen Trend weiter verschärft. Konkret heißt das: Im Vergleich zu 2019 soll die Entwicklungspolitik heute noch stärker zu den Zielen anderer Politikbereiche wie der Sicherheits-, Energie- oder Migrationspolitik beitragen. Sie soll zudem die Sichtbarkeit, die strategische Autonomie und die Widerstandsfähigkeit der EU zugunsten einer größeren Eigenständigkeit in Sicherheits- und Verteidigungsfragen und einer Diversifizierung der Außenwirtschaft fördern.

Global Gateway und Team Europe sind in dieser Hinsicht wegweisend. Team Europe war zunächst Teil der Corona-Krisenreaktion der EU. Ziel war, die finanziellen Ressourcen aller EU-Institutionen und ‑Mitgliedstaaten zu bündeln, um die Sichtbarkeit Europas bei der Bewältigung der Pandemiefolgen in den Partnerländern zu erhöhen. Global Gateway sollte das Gegengewicht zu Chinas „Belt and Road“-Initiative sowie ganz allgemein zum wachsenden chinesischen Einfluss in Entwicklungsländern bilden. Global Gateway sieht die Förderung groß angelegter Infrastrukturinvestitionen in den Bereichen Energie, Verkehr, Digitalisierung, Bildung und Gesundheit vor. Dabei betont die EU, als Verbund demokratischer Staaten verfolge sie einen anderen Ansatz als China. Ein weiteres Ziel von Global Gateway ist der Aufbau strategischer Korridore mit Partnerländern, um Europas Versorgung mit Energie und wichtigen Rohstoffen zu sichern.

Welche entwicklungspolitischen Veränderungen können wir nun vom neuen Europäischen Parlament und der neuen Kommission erwarten?

Erstens könnte ein Rechtsruck zu grundsätzlicheren und noch stärker polarisierten Debatten über Sinn und Zweck der EU-Entwicklungspolitik führen. Dies würde den Druck weiter erhöhen, das Entwicklungsbudget zur Eindämmung der Migration einzusetzen. Zweitens werden sowohl Team Europe als auch Global Gateway unabhängig von den neuen politischen Machtverhältnissen innerhalb und zwischen den EU-Institutionen vermutlich weitergeführt.

Bislang haben Team Europe und Global Gateway zu einer größeren Sichtbarkeit und einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen den EU-Institutionen und den Mitgliedstaaten beigetragen. Beides sind grundsätzlich wichtige Schritte.

Für die Zeit nach den Wahlen im Juni ist jedoch auch klar, dass Team Europe und Global Gateway in ihrer jetzigen Ausgestaltung der EU mittel- und langfristig eher schaden als helfen. Setzt die EU den derzeitigen Kurs fort, ihre geostrategischen Interessen offensiv zu verfolgen, läuft sie Gefahr, Interessenkonflikte mit dem selbstbewusster auftretenden Globalen Süden zu schüren und den geopolitischen Wettbewerb eher zu verschärfen als einzuhegen.

Nach den Wahlen im Juni sind die demokratischen Parteien der Mitte gefordert, Team Europe und Global Gateway so auszurichten, dass sie die Interessen Europas mit den Bedürfnissen der Partner*innen in Einklang bringen und Multilateralismus, Frieden und Nachhaltigkeit auf globaler Ebene fördern.

Derzeit verfolgen die EU und der Globale Süden bei einer Reihe wichtiger globaler Themen einen unterschiedlichen Kurs. Sei es bei der Migration, der Gewinnung kritischer Rohstoffe, der Energiepolitik oder Fragen von Krieg und Demokratie in der Ukraine und im Nahen Osten.

Um diesen Spannungen entgegenzuwirken, sollte die EU sich offener für einen echten Dialog mit ihren Partner*innen zeigen, was auch heißt, auf deren Prioritäten – wie z.B. unhaltbare Schuldenniveaus – einzugehen und deutlich mehr Unterstützung für eine sozial verantwortliche, klimaneutrale Umgestaltung ihrer Volkswirtschaften zu leisten. Die nächste Führung des Europäischen Parlaments und der Kommission sollte sicherstellen, dass die EU zwar ihre eigenen Prioritäten verfolgt und eindeutig kommuniziert, gleichzeitig aber auch ihren Partner*innen zuhört und von ihnen lernt.

Predicting social assistance beneficiaries: On the social welfare damage of data biases

Thu, 01/25/2024 - 11:40

Cash transfer programs are the most common anti-poverty tool in low- and middle-income countries, reaching more than one billion people globally. Benefits are typically targeted using prediction models. In this paper, we develop an extended targeting assessment framework for proxy means testing that accounts for societal sensitivity to targeting errors. Using a social welfare framework, we weight targeting errors based on their position in the welfare  distribution and adjust for different levels of societal inequality aversion. While this approach provides a more comprehensive assessment of targeting performance, our two case studies show that bias in the data, particularly in the form of label bias and unstable proxy means testing weights, leads to a substantial underestimation of welfare losses, disadvantaging some groups more than others.

Gemeinsamer globaler Wasserstoffmarkt für mehr Nachhaltigkeit

Thu, 01/25/2024 - 06:09

Grüner Wasserstoff ist eine saubere und nachhaltige Form von Wasserstoffgas, das mit erneuerbaren Energiequellen wie Wind- oder Sonnenenergie erzeugt wird. Im Gegensatz zu konventionellen Verfahren, die auf fossile Brennstoffe angewiesen sind, wird grüner Wasserstoff durch ein Verfahren namens Elektrolyse erzeugt, bei dem Wasser mit Hilfe von erneuerbarem Strom in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten wird. Er dient als vielseitiger Energieträger und kann nicht nur in der Stahlindustrie, sondern auch in anderen Industriezweigen wie der Chemie- und Zementindustrie sowie im Fernverkehr eingesetzt werden.

The role of the consumer and systemic policy mixes for circular business models in the EU

Wed, 01/24/2024 - 11:26

Recent decades have shown an unprecedented growth in demand for resources, with a trend that is projected to accelerate in the future. Policymakers around the world have started to recognise that transitioning to a more resource-efficient and circular economy (CE) is key to addressing this challenge. Two important enablers for the transition to a CE are circular business models (CBMs) and consumers. The two are interlinked, as demand shifts among consumers can foster the development and supply of new business models, which in turn require the uptake by consumers to be successful. To promote the development and increase the uptake of new CBMs, policymakers need to provide the respective regulatory frameworks and incentives. Doing so requires systemic policy mixes that go beyond encouraging technological innovations and include targeting the demand side as well. This paper zooms in on the role of the consumer for CBMs, discusses potential consumer barriers to CBM demand, and outlines how policy-making can address these barriers by applying systemic mixes of instruments to tackle the macro-, meso-, and micro-level factors that influence consumer demand simultaneously. While the macro-level describes the economic context of consumers’ decision-making, that is, the availability and supply, infrastructure and price of CBMs in the market, the meso-level characterises the social environment, including social norms and social status, whereas the micro-level focuses on individual characteristics such as consumption habits, security and quality concerns, and environmental knowledge or concern. This paper illustrates how the different consumer barriers are closely interlinked, and that, ideally, policymakers should target all three levels jointly to encourage CBM demand most effectively. In doing so, policymakers should consider the principles of the waste hierarchy in order to maximise the environmental benefits of CE policy mixes. The paper mostly takes a European perspective on the topic, especially when discussing relevant policy frameworks, and reflects on potential differences to other regions, particularly in the Global South, when appropriate

"Entwicklungspolitik ist ein wichtiges Instrument" Interview mit Stephan Klingebiel

Wed, 01/24/2024 - 10:08

Die deutsche Entwicklungshilfe steht auf dem Prüfstand. Experte Klingebiel hält die aktuelle Debatte für falsch. Entwicklungspolitik sei ein ganz wichtiges Instrument, um internationale Agenden mitgestalten zu können.

Pre-pandemic mobility: uncoupling gendered return migration and COVID-19 in Zimbabwe

Mon, 01/22/2024 - 14:23

COVID-19-induced return migration occurred as an unanticipated course of action due to the pandemic’s adverse impact on migrant workers. The pandemic has undeniably increased the volume of return migration. This chapter, however, cautions against a covidization of return migration and argues that while the pandemic is currently the main reason cited, return migration even when migrants had not met their migration goals had been going on before the outbreak of COVID-19. The chapter uses a gendered lens to discuss the reasons for pre-COVID-19 return migration to a country, Zimbabwe, where people are desperately looking for ways to emigrate due to persistent economic hardships. For many Zimbabweans who have lived through the country’s long-drawn-out socio-economic and political difficulties, migration has become the most viable option. Yet, some of the Zimbabweans who managed to leave the country have returned to the essentially unimproved situation, thus raising questions as to why migrants would return when they have not met the goals of migration and the reasons for migration persist. The chapter shows that return migration is not necessarily influenced by improvement in factors that led to migration but may be an outcome of disappointment with circumstances in the destination country. The reasons for migration still play a role in return migration when migration to destination countries fails to meet migrants’ expectations that motivated migration in the first place. In this respect, return occurs due to multiple reasons that may be linked to both the origin and destination countries. The lack of better economic prospects in destination countries and ensuing gendered socio-cultural and psychological challenges both diminish the appeal of the specific destination country such that return becomes the best option.

Wie kann man die SDGs messen

Mon, 01/22/2024 - 11:15

Wer Ziele hat, muss diese auch messen können. Doch wie genau geschieht das bei so weitreichenden und umfassenden Vorhaben wie den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs)?

Kriege beenden, Rechtsruck verhindern, Transformation gestalten, Allianzen ausbauen

Mon, 01/22/2024 - 10:00

Bonn, 22.01.2024. Das Jahr 2024 tritt kein leichtes Erbe an. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine zieht sich in die Länge. Der Krieg zwischen Israel und Hamas im Gaza-Streifen droht sich auf die Großregion des Nahen Ostens auszubreiten. Konflikte in Äthiopien, Jemen und der Sahel-Region destabilisieren Gesellschaften. Gleichzeitig tragen Schuldenkrisen in zahlreichen Niedrig- und Mitteleinkommensländern sowie die Klima- und Biodiversitätskrise zu fehlender sozialer Absicherung bei. Die resultierende Angst ist Nährboden autoritärer Parteien und Systeme.

Neben diesen Krisen birgt 2024 aber auch das Potential für Veränderung und Richtungswechsel: Es ist Wahljahr in über 70 Ländern, hiervon über 40 Demokratien. Mehr als 4,2 Milliarden Menschen, über die Hälfte der Weltbevölkerung, werden im Laufe des Jahres aufgefordert sein, zur Wahl zu gehen. So auch in einigen der bevölkerungsstärksten Nationen: Indien, den USA, Indonesien und Südafrika. Auch die Europäische Union wählt. Zählt man Wahlen auf kommunaler oder Provinzebene, wie in Brasilien, oder Wahlen in Autokratien wie Russland hinzu, so tritt ein Großteil der Bevölkerungen der seit dem 1. Januar 2024 erweiterten BRICS-Staatengruppe, ebenso wie die Wähler*innen im ‚alten Westen‘ – der USA und der Europäischen Union – an die Urnen. Der Startschuss fiel mit der Wahl in Bangladesch am 7. Januar, gefolgt von der Wahl in Taiwan am 13. Januar.

Eine von vielfältigen Krisen gebeutelte Weltgemeinschaft wählt - wenn auch unter unterschiedlichen Bedingungen. 2024 wird somit zeigen, welche Formen von Kooperation und Konkurrenz die Ausgestaltung einer multipolaren Weltordnung in Zukunft prägen werden. Es gilt, Dialog, gemeinsame Interessen und Zusammenhalt innerhalb und zwischen Gesellschaften und Weltregionen zu fördern und den Krisendynamiken im Sinne eines globalen Gemeinwohls beharrlich entgegenzutreten.

Zwei Ziele sollten im Jahr 2024 unser Handeln besonders leiten: Frieden und Demokratie.

Kriege beenden, politische Konfliktlösungen suchen: Ob in der Ukraine, dem Gaza-Streifen oder in der Sahel-Region – das Einstellen der militärischen Auseinandersetzungen und das Verhindern weiterer Ausbreitungen der Konflikte muss politische Priorität haben. Europa und Deutschland sollte ihre Unterstützung der Ukraine – auch unabhängig von den USA – aufrechterhalten und ausbauen sowie die EU-Beitrittsverhandlungen vorantreiben, während die Ukraine unabhängige und freie Wahlen sicherstellt. Im Gaza-Streifen sollte die internationale Gemeinschaft die beteiligten Akteure darin bestärken, der Gewalt ein Ende zu setzen und den Dialog zwischen Israel und Palästina für eine Zwei-Staaten-Lösung aufzunehmen.

Rechtsruck verhindern, Demokratien stärken: Die anstehenden Wahlen in den USA, der EU, Indien, Indonesien und Südafrika, sowie in der Türkei, Pakistan, Senegal, Ghana oder Mexiko entscheiden, ob die seit Jahren voranschreitenden Autokratisierungsprozesse und die Unterwanderung demokratischer Praxis zunehmen oder ausgebremst werden. Es bedarf dringend der Stärkung nicht-polarisierender Kräfte sowie multilateraler Systeme, der Anerkennung der Menschenrechte und des Einhaltens des internationalen Völkerrechts.

Deutschland, Europa, wir alle sollten uns unermüdlich für Frieden, Stabilität und eine freiheitliche multilaterale Ordnung einsetzen. Sowohl durch den sozialgerechten und klimastabilisierenden Umbau der Wirtschaftssysteme als auch im Schulterschluss mit strategischen Partnern aller Kontinente, die für das globale Gemeinwohl und eine nachhaltige Zukunft stehen.

Sozialgerechter & klimastabilisierender Umbau von Wirtschaftssystemen: Die Einigung auf eine „Abkehr von fossilen Brennstoffen“ im Kampf gegen die Klimakrise auf der COP28 im Dezember 2023 in Dubai und die Wiederbestätigung der Agenda 2030 im September 2023 in New York benötigen nun der rasanten Umsetzung, unterstützt durch die Reformen der Internationalen Finanzinstitutionen und eine massive Privatkapitalmobilisierung. Besondere Unterstützung ist notwendig für hochverschuldete Niedrig- und Mitteleinkommensländer.

Allianzen: Europa und Deutschland sollten gezielt Allianzen und Partnerschaften ausbauen – auch unabhängig von den USA und besonders mit Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas, die sich dem globalen Gemeinwohl entlang der Agenda 2030 der Vereinten Nationen und dem Pariser Klimaabkommen verpflichten. Gerade die Wahlen in den USA, Indien, Südafrika und Indonesien werden, wie auch bereits in Taiwan, hier richtungsweisend sein.

Das Jahr 2024 steht für Krisen und Kriege, sowie für Wahlen und einen möglichen Richtungswechsel. Dialog, politische Konfliktlösung und das Stärken bi-, tri- und multilateraler Kooperationen für eine freiheitliche und friedvolle globale Ordnung benötigen höchster politischer Priorität. Wir brauchen eine Weltinnenpolitik für globales Gemeinwohl.

Trade and the environment: drivers and effects of environmental provisions in trade agreements

Tue, 01/16/2024 - 12:36

The mushrooming of trade agreements and their interlinkages with environmental governance calls for new research on the trade and environment interface. The more than 700 existing preferential trade agreements (PTAs) include ever more diverse and far-reaching environmental provisions. While missed opportunities remain and harmful provisions persist, numerous environmental provisions in PTAs entail promising potential. They promote the implementation of environmental treaties and cover numerous environmental issues. New concepts, data, and methods, including detailed content analysis across multiple institutions, are needed to explain these interlinkages and understand whether and how PTAs with environmental provisions can contribute to tackling global environmental challenges. Making use of the most extensive coding of environmental provisions in PTAs to date and combining quantitative data with qualitative analyses, this Element provides a comprehensive yet fine-grained picture of the drivers and effects of environmental provisions in PTAs. This title is also available as Open Access on Cambridge Core.

Gender differences in multidimensional poverty in low- and middle-income countries: An assessment based on individual poverty indices

Sun, 01/14/2024 - 09:41

Despite the growing demand for gender-disaggregated statistics on poverty, there is no cross-country evidence of gender disparities in poverty because poverty – both monetary and multidimensional – is measured at the household level. This paper contributes to filling this gap, by using two novel individual-level indices of multidimensional poverty. Relying on recent data from 83 low- and middle-income countries, it finds that almost everywhere female poverty exceeds male poverty. In the median country, female poverty is between 57 and 76 percent higher than male poverty. Moreover, our calculations indicate that around 54 percent of the multidimensional poor are women: this percentage grows up to 63 percent if we focus on the extreme poor. Gender disparities in poverty are especially higher in the MENA and South Asia region, in rural areas and are mostly driven by disparities in employment. Finally, the paper shows that the majority of countries experienced an increase in the female/male multidimensional poverty ratio. In brief, we show that poverty is predominantly a female problem and that over the last two decades there has often been a feminization of poverty.

“I can feel the money going out of the window”: How high energy prices evoke negative emotions in people with previous experience of homelessness

Fri, 01/12/2024 - 13:34

Current research on how energy vulnerability impacts the meaning of ‘home’, especially for those in marginalised groups, is limited. This research adds to the understanding of how high energy prices affect one of the most vulnerable sections of society: those at risk of or with experiences of homelessness. Through 15 in-person interviews with social housing tenants in Ireland who have recently exited homelessness, we find that high energy prices continue to affect the psychosocial benefits associated with ‘home’ in three different ways: 1) the constant pressure of monitoring energy expenses and lifestyle adjustments; 2) navigating the uncertainty of energy expenses and; 3) the impacts of negative emotions like stress and anxiety induced by high energy prices on tenants' fragile state of mental health and wellbeing. Based on the findings, we argue that living with high energy prices continues to interfere with the meaning of ‘home’ in an already vulnerable cohort, leading to deep senses of ontological insecurity. Therefore, specifically designed policy support is required to address energy vulnerability in people exiting homelessness, as ontological insecurity affects their mental and physical wellbeing, jeopardising their chances of a permanent transition from homelessness. Our findings indicate that perhaps a dual financial and social support system is needed to address the specific energy needs of vulnerable groups, that would provide intensive guidance for them as they settle into new routines and responsibilities. Policies to solve homelessness can be more impactful if they adequately address energy affordability-related challenges while a person transitions from homelessness.

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