Die Vorwahlen bei den Demokraten haben 2016 parteiintern für viel Gesprächsstoff gesorgt. Der linke Senator Bernie Sanders monierte einen Vorteil für Hillary Clinton. Seine damalige Kritik wurde offenbar erhört: Die Demokraten krempeln ihr Nominierungsprozess um.
Rund zwei Jahre vor der nächsten Präsidentschaftswahl in den USA haben die Demokraten entscheidende Veränderungen an ihrem Nominierungsprozess für Kandidaten vorgenommen. Mitglieder des Parteigremiums DNC stimmten am Samstag mehrheitlich dafür, den Einfluss der sogenannten Superdelegierten zu begrenzen. Das sind ranghohe Parteimitglieder, deren Rolle während des Vorwahlkampfes zwischen Hillary Clinton und ihres Konkurrenten Bernie Sanders in die Kritik geraten war.
Wie die Republikaner sieben auch die Demokraten ihren Präsidentschaftskandidaten in Vorwahlen aus einem Bewerberfeld aus. Dabei werden Delegierte für einen Parteitag bestimmt. Dieser nominiert dann im Sommer des Wahljahres endgültig den Kandidaten.
Neben den normalen Delegierten gibt es bei den Demokraten aber auch mehrere hundert Superdelegierte. Das sind Mandatsträger, wie Gouverneure oder Abgeordnete, aber auch ehemalige prominente Parteivertreter, wie etwa Ex-Präsidenten. Die Superdelegierten sind auf dem Nominierungsparteitag abstimmungsberechtigt, aber nicht an das Ergebnis einer Vorwahl gebunden.
Während des Rennens zwischen Clinton und Sanders hatten viele Superdelegierte schon früh ihre Sympathie für die ehemalige First Lady gezeigt. Das Lager des linken Senators und viele seiner Anhänger kritisierten das als unfair. Sie argumentierten, dass es das Abstimmungsverhalten der Wähler in den Vorwahlen beeinflusst habe.
Nach den neuen Regeln können die Superdelegierten nicht mehr in der ersten Wahlrunde auf dem Parteitag abstimmen. Sollte es aber eine zweite Runde geben, dürften sie wählen.
Die parteiinternen Vorwahlen beginnen Anfang 2020, der Nominierungsparteitag ist dann im Sommer, die eigentliche Wahl findet im November statt. Es deutet alles darauf hin, dass es bei den Demokraten ein grosses Bewerberfeld geben wird. Neben Sanders werden dem ehemaligen Vizepräsidenten Joe Biden sowie der linken Senatorin Elizabeth Warren Ambitionen auf eine Kandidatur nachgesagt.
ZÜRICH - ZH - Am Samstag ist die achte Ausgabe des Zürich Openairs nach vier Tagen zu Ende gegangen. Das Festival zählte heuer rund 65'000 Musikfans. Es konnte damit nicht an den Rekord vom Vorjahr mit 80'000 Besuchern anknüpfen.
Trotz des Wetterumschwungs am Donnerstag habe auf dem Gelände eine tolle Stimmung geherrscht, teilten die Veranstalter in der Nacht auf Sonntag mit. Am Donnerstagabend war das Openair von einem heftigen Gewitter heimgesucht worden. Starker Regen und Sturmböen fegten über das Festivalgelände. Verletzt wurde niemand. Höhepunkt an jenem Abend war der Auftritt von Pulitzer-Preisträger Kendrick Lamar, der wie geplant stattfand.
Auf drei grossen Bühnen traten insgesamt über 100 nationale und internationale Bands, Künstler und DJs auf. Darunter waren die US-Rockband Imagine Dragons, die kalifornische Band Incubus und Ex-Oasis-Frontmann Liam Gallagher.
Das Festival verlief aus Sicht der Organisatoren friedlich. Zwei Personen mussten im Verlauf in ein Spital gebracht werden. Aufgrund übermässigen Alkohol- und Drogenkonsums hätten insgesamt eine «erfreulich geringe» Zahl an Patienten behandelt werden müssen, heisst es in der Mitteilung.
Eine positive Bilanz ziehen die Organisatoren auch nach Änderungen beim Festbetrieb. Das neue Abfallkonzept mit depotfreien Mehrwegbechern habe zu weniger Abfall auf dem Gelände geführt als in den Vorjahren. Zudem habe das neue Zahlungssystem «Cashfree» reibungslos funktioniert. Dieses sei von den Besuchern positiv aufgenommen worden. Insgesamt wurden laut dem Veranstalter an den vier Tagen mehrere hunderttausend Transaktionen durchgeführt.
Edward McMullen, US-Botschafter in Bern, hat die Schweiz in einem Interview zu neuen Freihandelsgesprächen ermutigt. US-Präsident Donald Trump (72) sei als Geschäftsmann stets offen für einen Deal.
Der US-Botschafter in der Bern, Edward McMullen, hat die Schweiz zu neuen Handelsgesprächen mit den USA ermutigt. Ein Freihandelsabkommen wäre eine gute Sache, sagte er der «NZZ am Sonntag». Donald Trump (72) sei ein Geschäftsmann und stets offen für einen Deal.
Die USA seien immer an Gesprächen interessiert, sagte der 54-jährige frühere PR-Unternehmer und Vertraute des US-Präsidenten. Es sei aber an der Schweiz, hier den ersten Schritt zu tun. «Ich ermutige sie dazu.»
2006 wurden Pläne abgebrochenDie USA gelten nach Deutschland als zweitwichtigster Handelspartner der Schweiz. Trotz des regen wirtschaftlichen Austausches besteht zwischen der Schweiz und den USA kein Freihandelsabkommen. 2006 wurden Pläne für ein Abkommen vor allem wegen des Widerstands aus der Schweizer Landwirtschaft abgebrochen.
Für McMullen hat sich die Ausgangslage inzwischen aber geändert. «Heute ist die Schweiz ein anderes Land als damals.» Die früheren Gespräche seien nicht nur wegen der Landwirtschaft gescheitert, auch der Bankensektor habe eine Rolle gespielt. Er sei immer wieder erstaunt, wie eng beide Länder wirtschaftlich verflochten seien. «Die Ausgangslage ist also vielversprechend.»
Der Schweizer Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann hatte vor einem Jahr bei einem Besuch in Washington erklärt, bevor man mit einem neuen Vorschlag an die US-Partner gelange, müsse die Schweiz zuerst gründlich ihre Hausaufgaben machen.
Zum Streit um amerikanische Zölle auf Stahl und Aluminium äusserte sich McMullen vage. Für Ausnahmen gebe es in der US-Administration festgelegte Abläufe. «Ich unterstütze die Schweiz in diesem Verfahren und bin sicher, dass wir eine Lösung finden.»
Er hoffe auf eine einvernehmliche Lösung. Die Schweiz hatte neben der EU, Mexiko, Kanada und Norwegen bei der Welthandelsorganisation WTO ein Verfahren zur Streitbeilegung eingeleitet. (SDA)
Arizona – US-Senator John McCain ist tot. Der 81-Jährige starb am Samstag in seinem Haus in Arizona an Krebs, wie sein Büro mitteilte. Der Ex-Vietnam-Kriegsgefangene zählt zu den prominentesten Mitgliedern des US-Kongresses. Er war über die Parteigrenzen hinaus beliebt.
Der Senator starb am Samstagnachmittag (Ortszeit) in Arizona im Kreise seiner Familie, hiess es in der Mitteilung. Er habe den Vereinigten Staaten 60 Jahre lang «treu gedient».
McCain litt an einem äusserst aggressiven Hirntumor. Seine Familie hatte am Freitag mitgeteilt, dass er sich entschlossen habe, die Behandlung gegen den Krebs einzustellen. Der Politiker hinterlässt seine Frau Cindy und sieben Kinder. Seine Frau schrieb am Freitag auf Twitter: «Ich liebe meinen Mann von ganzem Herzen. Gott segne jeden, der sich auf dieser Reise um meinen Mann gekümmert hat».
McCain sass seit 1987 im US-Senat und hat sich im Laufe der Zeit den Ruf eines «Mavericks» erworben - eines Mannes, der der Parteiräson nicht immer folgt und auch unbequeme Meinungen vertritt. Er zählte zu den prominentesten Mitgliedern des US-Kongresses und hatte sich über die Parteigrenzen hinweg grosse Achtung erworben. 2008 trat er als Präsidentschaftskandidat der Republikaner an, verlor die Wahl aber gegen Barack Obama.
McCain stand Trump sehr kritisch gegenüber. Nach dessen Pressekonferenz mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin attestierte er ihm Mitte Juli etwa Inkompetenz.
Trump hatte sich bei Wahlkampfauftritten in den vergangenen Wochen immer wieder abfällig über den schwerkranken Senator geäussert - allerdings ohne ihn beim Namen zu nennen. Bei einer Rede in Florida etwa ahmte Trump nach, wie McCain im vergangenen Jahr gegen einen Gesetzentwurf seiner eigenen Partei gestimmt hatte, der die Krankenversicherung «Obamacare» in Teilen abgeschafft hätte. Diese Entscheidung des Senators missfiel Trump zutiefst.
Trump hatte McCain schon im Wahlkampf verspottet. Im Juli 2015 behauptete er, er sei kein Kriegsheld, weil er während des Vietnam-Krieges gefangen genommen worden sei. «Ich mag Leute, die nicht gefangen genommen worden sind», erklärte Trump damals.
McCain war als Pilot der US-Navy in Vietnam in Gefangenschaft geraten und von den Vietcong gefoltert worden. Als Politiker sprach er sich immer wieder gegen Folter aus. Er warb zudem dafür, dass das umstrittene Gefangenenlager Guantánamo geschlossen wird.
McCain litt an einem äusserst aggressiven Hirntumor. Ärzte hatten das Geschwulst im Juli 2017 entdeckt, als sich der Ex-Präsidentschaftskandidat wegen eines Blutgerinnsels über dem Auge einer Operation unterziehen musste.
Ein Erdbeben hat am Sonntagmorgen den Westen des Iran erschüttert. Wie die US-Erdbebenwarte USGS mitteilte, hatte das Beben eine Stärke von 6,0.
Das Erdbeben im Westen Irans mit der Stärke 6,0 ereignete sich 26 Kilometer südwestlich der Stadt Dschawanrud nahe der Grenze zum Irak in geringer Tiefe. Berichte über Schäden oder Opfer lagen zunächst nicht vor. Die US-Erdbebenwarte gab für die betroffene Region die Warnstufe gelb heraus. Das bedeutet, dass mit einigen Opfern zu rechnen ist.
Der Iran wird immer wieder von Erdbeben erschüttert. Im November 2017 hatte ein Erdstoss der Stärke 7,3 Teile von Kermanschah verwüstet. Dabei kamen mehr als 620 Menschen ums Leben. (SDA)
Der an Krebs erkrankte US-Senator John McCain ist tot. Der 81-Jährige starb am Samstag in seinem Haus in Arizona, wie sein Büro mitteilte. Der Ex-Vietnam-Kriegsgefangene zählt zu den prominentesten Mitgliedern des US-Kongresses. Er war über die Parteigrenzen beliebt.
Der Senator John McCain (†81) starb am Samstagnachmittag (Ortszeit) in Arizona im Kreise seiner Familie, hiess es in der Mitteilung. Er habe den Vereinigten Staaten 60 Jahre lang «treu gedient».
McCain litt an einem äusserst aggressiven Hirntumor. Seine Familie hatte am Freitag mitgeteilt, dass er sich entschlossen habe, die Behandlung gegen den Krebs einzustellen. Der Politiker hinterlässt seine Frau Cindy und sieben Kinder. Seine Frau schrieb am Freitag auf Twitter: «Ich liebe meinen Mann von ganzem Herzen. Gott segne jeden, der sich auf dieser Reise um meinen Mann gekümmert hat».
Am Samstag nahm sie mit folgendem Tweet Abschied von ihrem Mann: «Mein Herz ist gebrochen. Ich bin so glücklich, dass ich das Abenteuer erlebt habe, diesen unglaublichen Mann 38 Jahre lang zu lieben. Er ging so, wie er lebte, zu seinen eigenen Bedingungen, umgeben von den Menschen, die er liebte, an dem Ort, den er am meisten liebte.»
2008 gegen Obama angetreten
McCain sass seit 1987 im US-Senat und hat sich im Laufe der Zeit den Ruf eines «Mavericks» erworben - eines Mannes, der der Parteiräson nicht immer folgt und auch unbequeme Meinungen vertritt. Er zählte zu den prominentesten Mitgliedern des US-Kongresses und hatte sich über die Parteigrenzen hinweg grosse Achtung erworben. 2008 trat er als Präsidentschaftskandidat der Republikaner an, verlor die Wahl aber gegen Barack Obama.
McCain stand Trump sehr kritisch gegenüber. Nach dessen Pressekonferenz mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin attestierte er ihm Mitte Juli etwa Inkompetenz.
Trump hatte sich bei Wahlkampfauftritten in den vergangenen Wochen immer wieder abfällig über den schwerkranken Senator geäussert - allerdings ohne ihn beim Namen zu nennen. Bei einer Rede in Florida etwa ahmte Trump nach, wie McCain im vergangenen Jahr gegen einen Gesetzentwurf seiner eigenen Partei gestimmt hatte, der die Krankenversicherung «Obamacare» in Teilen abgeschafft hätte. Diese Entscheidung des Senators missfiel Trump zutiefst.
Trump hatte McCain schon im Wahlkampf verspottet. Im Juli 2015 behauptete er, er sei kein Kriegsheld, weil er während des Vietnam-Krieges gefangen genommen worden sei. «Ich mag Leute, die nicht gefangen genommen worden sind», erklärte Trump damals.
Am Samstag hat Trump sein Beileid über Twitter bekundet.
Hirntumor vor einem Jahr entdeckt
McCain war als Pilot der US-Navy in Vietnam in Gefangenschaft geraten und von den Vietcong gefoltert worden. Als Politiker sprach er sich immer wieder gegen Folter aus. Er warb zudem dafür, dass das umstrittene Gefangenenlager Guantánamo geschlossen wird.
McCain litt an einem äusserst aggressiven Hirntumor. Ärzte hatten das Geschwulst im Juli 2017 entdeckt, als sich der Ex-Präsidentschaftskandidat wegen eines Blutgerinnsels über dem Auge einer Operation unterziehen musste. (SDA)
Was für mich gut ist, muss für andere nicht automatisch auch gut sein.
«Berufliche Vorsorge: Kapital oder Rente?» Unter diesem Titel lud die Credit Suisse zu einer Medienkonferenz. Ob man sich das Pensionskassenkapital auszahlen oder auf eine lebenslängliche Rente setzen soll, ist zweifellos ein folgenschwerer Entscheid.
Ich hatte befürchtet, die Grossbank würde ein Plädoyer für den Kapitalbezug halten. Banken haben ein ureigenes Interesse daran, dass sich ihre Kunden die Pensionskasse auszahlen lassen, damit sie es gewinnbringend anlegen können. Ob gewinnbringend für die Bank oder für die Kunden, sei dahingestellt. Idealerweise gewinnbringend für beide.
Meine Befürchtung war unbegründet. Der Studienautor stellte nüchtern Zahlen und Fakten auf den Tisch und zeigte auf, wann sich der Kapitalbezug, wann sich die Rente lohnt. Logischerweise basieren solche Berechnungen auf Annahmen.
Die CS rechnete beim Kapitalbezug mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von zwei Prozent und einer Lebensdauer von 25 Jahren. Zudem muss man wissen, dass beim einmaligen Kapitalbezug eine Sondersteuer fällig wird. Diese ist von Gemeinde und Gemeinde verschieden. Je höher diese Steuer, desto weniger bleibt für die Vorsorge.
Ich kann mit solchen Berechnungen wenig anfangen. Es handelt sich stets um Durchschnittswerte. Sobald man vom Durchschnitt abweicht, sieht die Situation ganz anders aus. Und wenn die CS eine Studie vorstellt oder ein Berater einen Finanzplan erstellt, geht es stets um die einzige Frage, welche Variante mehr rentiert. Also um die Frage: ob ich pro Monat mit der Rente oder mit dem Kapital mehr Geld zur Verfügung habe.
Mich interessiert eine andere Frage: Welche Variante macht mich glücklicher? Schlafe ich besser mit der Rente oder mit dem Kapital? Ich sags offen: Ich werde mein ganzes Guthaben der 2. Säule als Rente beziehen, obschon ich mir durchaus zutraue, das Geld mit einer positiven Rendite anzulegen. Unter dem Strich käme ich mit dem Kapital wohl besser davon, wenn man bedenkt, dass ich die Rente als Einkommen versteuern muss.
Doch wie werde ich in zehn oder 20 Jahren ticken? Etwa wie mein Vater, der als ehemaliger Bundesbeamter eine ansehnliche Rente erhielt und im hohen Alter trotzdem Existenzängste bekam? Meine Eltern haben mich zum Sparen erzogen. Das habe ich mein Lebtag gemacht. Werde ich in der Lage sein, Jahr für Jahr das Vermögen zu verzehren und zusehen, wie der Kontostand abnimmt? Ich bewundere Leute, die das können. Wohlverstanden: Was für mich gut ist, muss für andere nicht automatisch auch gut sein.
Jüngst stellte mich ein Nationalrat auf die Probe und fragte mich in der Wandelhalle: Herr Chatelain, in einem Satz, was ist besser: die Rente oder das Kapital? Meine Antwort: Das Kapital für die Rendite; die Rente fürs Wohlbefinden.
Erstmals erzählt TV-Liebling Nik Hartmann (46), wie er seine Jugendliebe Carla (45) vor 27 Jahren eroberte. «Die Geschichte ist so kitschig, dass ich mich fast dafür schäme», sagt er.
Carla bügelt. Sie bügelt vor dem Fernseher. So weit, so banal. Aber für die 45-Jährige ist es etwas Besonderes. Denn sie blickt gespannt auf jenen Mann, der in der Sendung «SRF bi de Lüt – Sommerfest» umjubelt wird: auf ihren Ehemann Nik Hartmann (46). «Ich schau ihm immer zu, das ist Ehrensache», sagt die Zuger Friedensrichterin. Und wenn wie gestern Samstag ein Wolkenbruch droht, erkenne sie sofort, wie angespannt er sei. «Aber er ist immer noch der Gleiche, in den ich mich vor 27 Jahren verliebte», sagt sie. Eifersucht? Nein, die kenne sie nicht, «auch wenn er von vielen Frauen verehrt wird. Das ist sein anderes Leben. In seinem Schatten zu stehen, macht mir nichts aus.»
Wie weicher TonDas Geheimnis der Verbindung zwischen Nik und seiner Carla liegt darin, dass sie gemeinsam das Leben entdeckten, längst bevor seine TV-Karriere zündete. «Wir waren wie weicher Ton – ungeformt, glitschig», sagt Hartmann, «und mussten uns erst finden.» Die Geschichte, wie sie sich kennenlernten, sei «purer Kitsch», ergänzt er grinsend.
1991 hatte Nik an der Kanti in Zug ein Auge auf die kurzhaarige Carla geworfen, die im Schultheater spielte. Er war für die Technik zuständig. Beim Mittagessen habe er sich eine List ausgedacht, wie er sie auf seine Jolle auf dem Zugersee lotsen konnte. «Ich wagte es nicht, sie allein einzuladen, und fragte noch andere, ob sie mitkommen. Die musste ich dann wieder loswerden.» Auf dem Bötchen machten die Hormone Purzelbäume, und als die beiden von Bord gingen, habe Carla gesagt: «Siehst du, dass sich Mond und Wölkchen zu einem Herzen geformt haben?»
Das flüchtige Herz am Nachthimmel behielt seine Konsistenz. Nik und Carla sind im nächsten Jahr 20 Jahre verheiratet, zum Familienglück gesellen sich die Kinder Constantin (15), Frederik (12) und Melchior (9). «Vielleicht ist das Geheimnis unserer Beziehung, dass es kein Geheimnis gibt», sinniert Hartmann. Carla und er würden viel miteinander reden, täglich mehrmals telefonieren. «Und sie ist tolerant. Vor allem, was meine TV-Abenteuer betrifft», sagt er.
Carla sei auch organisierter als er, stellt Nik fest. «Den Tisch fürs Morgenessen deckt sie schon am Vorabend.» Die tägliche He-rausforderung mit pubertierenden Buben, einem behinderten Kind, Haushalt und Haustieren, Beruf sowie privatem Umfeld sei halt auch gigantisch, erwidert sie.
Perfekte HarmonieInwieweit der kleine Melchior mit seiner zerebralen Behinderung die gegenseitige Rücksichtnahme fördert, ist ein schwieriges Thema. Experten sagen, es sei wichtig, wenn Paare in belastenden Momenten ihre Ängste und Sorgen nicht voreinander verbergen. «Das tun auch wir nicht», sagt Hartmann. «Aber dass Melchior unsere Familie zusätzlich zusammenhält, stimmt nicht. Er ist für uns eine Selbstverständlichkeit.»
Eigentlich seien sie einfach eine schrecklich normale Familie, so Hartmann weiter. «Carla und ich gehen nie im Krach ins Bett. Ich schlafe in keiner idyllischen Alphütte so entspannt wie zu Hause, weil ich weiss, dass Carla meine nächtlichen Geräusche gekonnt ausfiltern kann.»
Die Jugendliebe, die immer währt – gibt es sie also doch? Carla sagt es mit einer Wucht, als ob Wolken und Mond zusammenkrachen würden: «Auch wenn es immer wieder ‹häscheret› und ab und zu auch kracht, als Team, als Paar funktionieren wir trotzdem wunderbar.»
Gewerkschaftsboss Paul Rechsteiner verweigert Gespräche über die flankierenden Massnahmen. Er ist deshalb im Streit mit den FDP-Bundesräten. Jetzt bringt sich Ständerätin Karin Keller-Sutter als Schlichterin ins Spiel – aus gutem Grund.
Paul Rechsteiner feiert heute seinen 66. Geburtstag. Doch der Gewerkschaftsboss und SP-Ständerat spaziert nicht etwa, Udo Jürgens trällernd, durch St. Gallen und geniesst das Rentnerleben. Denn für ihn ist noch lange nicht Schluss. Anfang August liess er Gespräche über die flankierenden Massnahmen platzen und löste damit ein politisches Erdbeben aus, das noch immer anhält.
Besonders sauer sind Johann Schneider-Ammann (66) und Ignazio Cassis (57). «Vertrauensbruch», werfen ihm die FDP-Bundesräte vor, beide treibende Kräfte hinter den geplanten Gesprächen. Mittlerweile redet man zwar wieder miteinander, die Fronten bleiben dennoch verhärtet. «Wir sind uns bei den flankierenden Massnahmen weder inhaltlich noch im Vorgehen einig», sagte Schneider-Ammann gestern dem «Tages-Anzeiger».
Eine Bessere als Keller-Sutter kann es nicht gebenNun meldet sich in dem Streit eine der einflussreichsten Politikerinnen des Landes zu Wort: Karin Keller-Sutter (54). Sie würde gerne schlichten, wie sie gegenüber SonntagsBlick sagt: «Selbstverständlich stehe ich immer für die Vermittlung zur Verfügung, wenn man mich braucht.»
Eine Bessere als Keller-Sutter kann es nicht geben. Mit den Bundesräten Schneider-Ammann und Cassis teilt sie das FDP-Parteibuch, mit Ständeratskollege Rechsteiner vertritt sie in Bern die Interessen des Kantons St. Gallen – und dies erstaunlich harmonisch: «Herr Rechsteiner und ich arbeiten bei regionalen Angelegenheiten gut und eng zusammen. Wir können uns aufeinander verlassen.» Wenn man bedenkt, wie weit die beiden politisch auseinander liegen, kommt dies einer Liebeserklärung gleich.
Ob es Keller-Sutter tatsächlich gelingt, dass sich Rechsteiner und die FDP-Bundesräte wieder annähern, ist dennoch fraglich. Kaum jemand glaubt, betreffend Rahmenabkommen bald eine Lösung zu finden, die innenpolitisch abgestützt ist. Keller-Sutter sagt dazu: «Der Konflikt um die flankierenden Massnahmen blendet aus, dass es beim Rahmenabkommen weitere offene Fragen gibt, die politisch heikel sind.»
Sie schielt auf die Nachfolge von Schneider-AmmannWieso sich die Ständerätin dennoch als Brückenbauerin zwischen Bürgerlichen und Linken versuchen möchte, liegt auf der Hand: Sie schielt auf die Nachfolge von Schneider-Ammann. Bei der Bundesratswahl 2010 zog sie gegen den Berner den Kürzeren.
Damals war sie noch Regierungsrätin sowie Präsidentin der Justiz- und Polizeidirektorenkonferenz, erarbeitete sich den Ruf als «Hardlinerin», «eiserne Lady» oder gar «Blocher im Jupe» – und erhielt deshalb aus dem linken Lager kaum Stimmen. Bei der Schneider-Ammann-Ersatzwahl soll das anders sein. Keller-Sutter hat sich mittlerweile zur Sozial- und Wirtschaftspolitikerin gewandelt – und als Brückenbauerin profiliert. Wetten, dass ihr mittlerweile sogar Paul Rechsteiner die Stimme geben würde ...?
SCHWEIZ - Mehrere Volksinitiativen wollen die Landwirtschaft und unseren Konsum verändern. Das Essen wird zur Kampfzone. Warum liegt es uns so schwer im Magen?
Wer im Coop oder in der Migros einkauft, erlebt ein kulinarisches Disneyland: übervolle Regale mit Produkten aus aller Welt, verführerisch, vielfältig, stets verfügbar. Wer ethisch einwandfrei konsumieren möchte, findet zahlreiche nachhaltig angebaute Fairtrade-Bio-Lebensmittel.
Der Konsument kann den korrekten Einkauf im Internet weiter perfektionieren: Dort gibt es zum Beispiel Bio-Lamm aus dem Walliser Lötschental. Wer bereit ist, 82 Franken für ein Kilo Lammfilet zu investieren, erhält das Fleisch per Post geliefert.
Der neuste Trend heisst Kuhteilen. Ob übers Internet oder direkt ab Hof: Das Tier wird erst geschlachtet, wenn alle Teile verkauft sind. Der Käufer erhält nicht nur die teuren Filetstücke, sondern auch Zunge, Gnagi und Kutteln. Teurer als die plastikverpackte Massenware aus dem Kühlregal, dafür näher am Verbraucher.
Dennoch sind viele Umwelt- und Gesundheitsbewusste dem kommerziellen Bio-Paradies nicht grün. Ihnen liegt das Essen schwer im Magen. Zwar steigt der Marktanteil von Bio-Lebensmitteln seit vielen Jahren. Unter dem Strich wird der Grossteil der in der Schweiz verkauften Lebensmittel aber eben doch nach wie vor konventionell hergestellt. Laut jüngsten Zahlen von Bio Suisse machen Bio-Lebensmittel lediglich neun Prozent des Gesamtumsatzes in der hiesigen Lebensmittelbranche aus.
Erste Umfragen zeigen eine breite ZustimmungWas der Markt nicht oder nur zögerlich erreicht, soll nun auf politischem Weg durchgesetzt werden. In der Schweiz steht eine ganze Reihe von Volksinitiativen zum Thema Landwirtschaft und Ernährung auf der Agenda. Sie alle sollen den Konsum noch fairer, noch umweltfreundlicher, noch gesünder gestalten helfen.
Den Auftakt machen am 23. September die Abstimmungen über die Fair-Food-Initiative sowie die Initiative «Für Ernährungssouveränität». Beide Vorlagen zielen auf eine regionale, nachhaltige, faire Lebensmittelproduktion.
Die Abstimmung wird für die Schweizer Landwirtschaft zu einem Richtungsentscheid. Erste Umfragen zeigen eine breite Zustimmung zu beiden Anliegen.
Woher rührt das Unbehagen darüber, wie unser Essen auf den Teller kommt? «Für viele Konsumenten ist die Ernährung eine Blackbox», sagt Michael Siegrist (53), Psychologe für Konsumentenverhalten an der ETH Zürich. «Sie haben sich von der Landwirtschaft entfremdet und wissen nicht, wie Esswaren heute produziert und verarbeitet werden.» Das führe zu einem Unbehagen und zu mangelndem Vertrauen.
Tatsächlich sind die Initiativen Ausdruck eines Widerspruchs: Seit der Mensch die Natur durch Wissenschaft und Technik beherrschbar gemacht hat, stieg die Sehnsucht nach Natürlichkeit. «Wir müssen uns heute nicht mehr vor der Natur fürchten», sagt Siegrist. «Die Natur ist für viele Menschen nur positiv.» Je natürlicher ein Lebensmittel erscheint, desto beliebter ist es bei den Verbrauchern.
Der Fortschritt machte das Essen sichererDabei ist es noch nicht allzu lange her, dass Menschen in der Schweiz riskierten, an verdorbenem Essen oder Verunreinigungen zu sterben. Kein Wunder, freuten sich die Konsumenten in den 1950er-Jahren über verarbeitete Lebensmittel, über Zusatz- und Konservierungsstoffe.
Der Fortschritt der Technologie machte das Essen länger haltbar und sicherer. «Die Menschen schätzen diesen Fortschritt zu wenig», sagt Siegrist. «Sie haben vergessen, dass ihr Essen dank Technik und Wissen sicher ist. Und denken, nur Natürliches sei gut und gesund.» Der Psychologe erkennt darin eine verzerrte Wahrnehmung.
Spielt sich also alles nur im Kopf weltfremder Städter ab? Siegrists Erklärungen geben eben doch nur einen Teil der Wahrheit wieder. Die Lebensmittelskandale der jüngsten Vergangenheit – Pferdefleisch in der Lasagne, Dioxin-Eier, BSE-Panik – haben die Konsumenten ja zu Recht verunsichert.
Die industrielle Nahrungsmittelproduktion ist offensichtlich nicht frei von Risiken. Nicht ohne Grund sind es gerade auch Bauern, die unsere Landwirtschaft umpflügen wollen.
Hinter der Initiative «Für Ernährungssouveränität» etwa steht die Westschweizer Bauerngewerkschaft Uniterre. Und nicht ohne Grund spricht sich die Präsidentin des Landfrauenverbandes unmissverständlich für die Fair-Food-Initiative aus.
Tierdichte pro Hektar Fläche ist nirgendwo anders so hochTatsächlich ist die Schweizer Landwirtschaft auf Hochleistung getrimmt – mitsamt allen Nebenwirkungen. So ist die Tierdichte pro Hektar Fläche nirgendwo anders so hoch. Entsprechend viel Gülle wird hierzulande ausgebracht: rekordhohe 239 Kilo Nitrat pro Hektar Landwirtschaftsland. Inzwischen lassen sich die tierischen Ausscheidungen im Grundwasser nachweisen: Laut jüngsten Zahlen des Bundes werden bei 15 Prozent der Messstellen die Grenzwerte von 40 Milligramm Nitrat pro Liter überschritten – besonders in Regionen mit intensiver Landwirtschaft ist dies der Fall. Auch im Trinkwasser wird die höchst problematische Mischung aus Flüssigabfällen inzwischen nachgewiesen, die laut jüngsten Studien bereits in geringen Mengen Darmkrebs auslösen kann.
Auch Pestizide kommen auf unseren Anbauflächen in ungeheuerlichen Mengen zum Einsatz – 2000 Tonnen pro Jahr.
Spitzenreiter sind der Obst- und Weinanbau: Durchschnittlich 31 Mal werden Äpfel in einer Saison mit Gift behandelt, Trauben 18 Mal. Der Unkrautvertilger Glyphosat wird mittlerweile auch im Wein nachgewiesen.
Pestizidhersteller bestreiten zwar Gefahren für die Gesundheit. Doch in unserem westlichen Nachbarland gilt der Zusammenhang als unbestritten: Die Parkinson-Erkrankung als Folge des Pestizideinsatzes ist bei Frankreichs Winzern rechtlich als Berufskrankheit anerkannt.
Eigentlich ist die Schweiz für eine intensive Landwirtschaft zu klein. Den Preis für deren im Wesentlichen auf Masse ausgerichtete Produktion bezahlen die Schweizer Konsumenten daher nicht nur mit einem Verlust an Biodiversität – und mit ihrer Gesundheit –, sondern auch übers Portemonnaie: Sie zahlen für Fleisch durchschnittlich 153 Prozent mehr als Kunden in Deutschland.
Immer mehr Bauern möchten aus dem System ausbrechenNicht nur für die Konsumenten hat die überdrehte Produktion von Lebensmitteln Nachteile: Immer mehr Bauern möchten aus diesem System ausbrechen. Denn trotz 7,7 Milliarden Franken an Direktzahlungen stagniert das Einkommen der Landwirte auf relativ tiefem Niveau. 64300 Franken beträgt das durchschnittliche Jahreseinkommen pro Betrieb.
Ein Grund dafür sind hohe Produktionskosten. Landwirte zahlen viel zu viel für Futter und unterhalten einen sündhaft teuren Maschinenpark. Der Bund versucht sie mit Hilfe von Zöllen vor billiger Massenware aus dem Ausland zu schützen. Doch die Handelsschranken entpuppen sich immer mehr als Hemmnis. Sie erschweren nämlich auch, dass Schweizer Bauern ihre Erzeugnisse ins Ausland exportieren können.
Eigentlich könnte schon heute jeder fair produzierte, ökologisch nachhaltige und gesunde Produkte kaufen – wenn er will. Vor dem Einkaufsregal verhält sich der Mensch aber anders als in Umfragen. Dort entscheidet nämlich meist der Preis.
Die Frage für die kommende Serie von Urnengängen ist darum: Wie werden Herr und Frau Schweizer abstimmen? Lassen sie sich von ihrem Wunsch nach dem Paradies leiten? Oder entscheidet für sie am Ende eben doch das Portemonnaie?
Migranten durchqueren das Land auf der Route von Italien nach Norden, indem sie sich zunehmend auf Transportwaggons verstecken.
Deutschland gut, Italien schlecht. Das wissen schon die Kinder der Flüchtlingsfamilien, die im Grossraum Mailand gestrandet sind.
Sind die Migranten erst einmal im Land, überlässt Italien sie weitgehend sich selbst. Die meisten wollen nur eines: nach Nordeuropa, weil sie sich dort bessere Lebensbedingungen erhoffen.
Dazu gehen immer mehr von ihnen auf eine lebensgefährliche Reise. Denn in den Flüchtlingscamps von Norditalien hat sich eine neue Route herumgesprochen. Schleuser ermutigen Migranten, die Alpen als blinde Passagiere auf Güterzügen zu durchqueren. Vielen gelang dies bis vor kurzem via Österreich.
Meist stammen die Flüchtlinge aus AfrikaDoch seit Wien die Grenzen stärker kontrolliert, weichen immer mehr Flüchtlinge auf Bahnlinien durch die Schweiz aus. Gemäss der deutschen Bundespolizei griffen Fahnder in Baden-Württemberg in diesem Jahr bereits 254 Migranten auf, die illegal auf Güterzügen durch die Schweiz eingereist waren. Zum Vergleich: Im ganzen Jahr 2016 wurden 52 solcher Einreisen festgestellt, 2017 gerade mal 23.
Ein Grossteil der Flüchtlinge hatte die Route von Mailand oder Novara über Bellinzona und den Gotthard-Tunnel nach Südbaden gewählt. Meist stammen die blinden Passagiere aus afrikanischen Ländern, rund die Hälfte der festgestellten Personen in den letzten Monaten waren Nigerianer.
Insgesamt erwischte die deutsche Polizei dieses Jahr 2300 Flüchtlinge beim Überqueren der deutsch-schweizerischen Grenze. Das sind ungefähr gleich viele wie im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres.
Die neue Fluchtvariante macht den Behörden Sorgen. Sie spricht sich unter den Migranten zunehmend herum, obwohl es lebensgefährlich ist, auf Güterzügen mitzureisen. In einem internen Bericht der deutschen Bundespolizei schildert ein Asylsuchender, wie er in einem italienischen Flüchtlingslager den Tipp zur Reise mit dem Güterzug erhielt. Zuvor hatte er erfolglos versucht, nach Deutschland zu gelangen.
Wie gefährlich die illegale Fahrt auf den Güterzügen ist, zeigen mehrere Todesfälle in Österreich und Deutschland. Dort wurden Flüchtlinge vom Zug erfasst oder starben wegen Stromschlägen von den Fahrleitungen. Auch in der Schweiz gab es bereits Schwerverletzte. Die Behörden haben ihre Kontrollen deshalb massiv verstärkt.
Das gabs noch nie: Weil den SBB Kräfte für den Zugunterhalt fehlen, gibt es weniger Sitzplätze für S-Bahn-Passagiere.
Markus Meyer ist verärgert: «Die SBB bekommen von uns Abgeltungen, damit sie unsere Leute transportieren – und jetzt haben sie einfach ihr Angebot reduziert. Das habe ich noch nie erlebt.» Wenn er so was sagt, will das etwas heissen, denn Meyer ist erfahrener Bahnfachmann. Er machte seine Lehre bei den SBB, arbeitete dort bis 2001 und ist nun schon seit 17 Jahren beim Amt für öffentlichen Verkehr des Kantons Schwyz, seit zehn Jahren als dessen Leiter.
Der Grund für seine Empörung: Die SBB sind auf mehreren S-Bahn-Linien mit verkürzten Zügen unterwegs. Am 3. August informierte das Unternehmen die Präsidenten der Regionalen Verkehrskonferenzen per E-Mail über «ausserordentliche Kürzungen von S-Bahnen».
In dem Schreiben, das SonntagsBlick vorliegt, begründet ein SBB-Regionen-Manager den «temporären Angebotsabbau» so: «Im Lauf des Monats Juli hat sich die Rollmaterialverfügbarkeit bei der Zürcher S-Bahn immer mehr verschlechtert. Hauptsächlicher Grund ist, dass die Instandhaltungswerke wegen Personalmangel (nicht Ferienabwesenheiten) nicht mehr in der Lage sind, den Rollmaterialeingang planmässig abzuarbeiten» (Faksimile oben).
Betroffen sind die Linien S8, S9 und S25 und damit Züge ab Pfäffikon SZ, Winterthur ZH, Schaffhausen, Uster ZH, Ziegelbrücke SG und Zürich Hauptbahnhof.
Ursprünglich sollten die «Notmassnahmen» vom 6. bis 17. August andauern. Doch das genügte nicht, wie SBB-Sprecher Reto Schärli auf Anfrage mitteilt: «Es muss auch in den nächsten Wochen mit Kürzungen von Kompositionen gerechnet werden.» Noch schlimmer für viele Pendler: «In den Hauptverkehrszeiten kann auf gewissen Linien nicht immer die gewünschte Anzahl von Sitzplätzen zur Verfügung gestellt werden.»
Die SBB bitten zwar für die Unannehmlichkeiten um Entschuldigung. Personalmangel, also eine Fehlplanung als Ursache, stellt die SBB-Medienstelle jedoch trotz des unmissverständlichen E-Mails des Regional-Managers in Abrede. Sprecher Schärli: «Ursächlicher Grund für die Kürzungen sind die vermehrten Defekte im Zusammenhang mit der anhaltenden Hitzewelle.» Zudem seien wegen Grossanlässen zusätzliche S-Bahnen im Einsatz.
Bei der Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) kann man über die groteske Begründung der SBB nur lachen. «Das ist völliger Blödsinn», sagt Gewerkschaftssekretär Jürg Hurni. «Der Grund für den Angebotsabbau ist, dass in der SBB-Werkhalle in Zürich Herdern 25 bis 30 Mitarbeiter fehlen.»
Weil die SBB-Führung ein neues Berufsbild einführte, hätten an diesem Standort in den vergangenen Monaten zahlreiche Mitarbeiter gekündigt. «Die Arbeit ist durch die Anpassungen für viele deutlich unattraktiver geworden», so Hurni. Die SBB begründeten die Umstrukturierung damit, dass man sich auf den Markt der Zukunft vorbereiten wolle. Die Gewerkschaften betrachten das Manöver jedoch als verstecktes Sparprogramm.
Den Beweis, dass die Hitze nicht der Hauptgrund für die verkürzten Zürcher S-Bahn-Züge sein kann, liefern die SBB gleich selbst. Und zwar mit einer Massnahme, mit der sie die Probleme in der Werkhalle Zürich Herdern beheben wollen. SBB-Sprecher Schärli: «Die Mitarbeitenden in Zürich werden von Kollegen aus anderen Werken und der Industrie unterstützt.»
Entweder war es demnach in Zürich diesen Sommer deutlich wärmer als an den übrigen SBB-Servicestandorten in Basel, Brig VS, Genf und Oberwinterthur ZH.
Oder es handelt sich eben doch um einen Fall von Personalfehlplanung.
Grosse Aufregung am späten Samstagabend im Kanton Freiburg. Ein BLICK-Leserreporter berichtet von einem Grossalarm beim Bahnhof Murten FR. Mehrere Polizeiautos und Ambulanzen seien vor Ort.
Der Hintergrund für den Einsatz ist eine Bombendrohung, wie ein Sprecher der Kantonspolizei Freiburg gegenüber BLICK bestätigt. Ein Unbekannter habe am Samstagabend bei der SBB angerufen und gesagt, es befinde sich ein Rucksack «mit explodierendem Material» in einem Zug.
Suchtrupps geben Entwarnung«Wir konnten den Zug im Bahnhof Murten FR lokalisieren», sagt der Sprecher der Kapo Freiburg. Spezialisierte Fachleute haben in der Folge die Zugwaggons durchsucht. «Sie konnten wenig später Entwarnung geben. Es handelt sich um einen Fehlalarm», sagt der Sprecher.
Der Bahnhof Murten war insgesamt für über eine Stunde gesperrt. Der Zugverkehr war eingestellt.
Wer hinter dem Anruf steckt, war zunächst unklar. Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein. (nim)
Sowohl der FC Barcelona als auch Atletico Madrid gewinnen ihre Partien des zweiten Spieltages. Hier gehts zum La-Liga-Roundup.
Am SamstagReal Valladolid - Barcelona 0:1
Der FC Barcelona wahrt im zweiten Saisonspiel seine weisse Weste. Gegen Aufsteiger Real Valladolid gewinnen die Katalanen knapp, aber verdient mit 1:0. Einziger Torschütze der Partie: Dembélé, der nach schöner Vorarbeit von Sergi Roberto die Kugel eiskalt im linken, unteren Eck einschiebt. Die Bilanz von Barça nach zwei Spielen? Zwei Siege und keine einzige Gegenbude - auch weil der Video-Schiri ein vermeintliches Valladolid-Tor in der Nachspielzeit zurecht aberkennt.
Atletico Madrid – Rayo Vallecano 1:0
Der erste Sieg im zweiten Spiel. Nachdem Atletico in der ersten Partie gegen Valencia nicht über ein 1:1 hinauskommt, sichern sich Griezmann und Co gegen Rayo Vallecano den ersten Saison-Sieg. Gegen den Aufsteiger zeigen die Hauptstädter zwar keine Kür, erledigen aber ihre Pflicht. Weltmeister Griezmann trifft in der 63. Minute nach Vorlage von Savic.
Alaves – Real Betis 0:0
Am Freitag
Leganes – Real Sociedad 2:2
Getafe -Eibar 2:0
Am Sonntag
18.15 Uhr: Espanyol - Valencia
22.15 Uhr: Girona - Real Madrid
22.15 Uhr: Sevilla - Villarreal
Die Schweiz als Drehscheibe des Welt-Rohstoffhandels braucht klare Vorschriften, um die Herkunft ihrer Ware transparent zu machen.
Im Kongo wütet der blutigste Konflikt seit dem Zweiten Weltkrieg. Bis zu sechs Millionen Menschen verloren in den letzten 20 Jahren ihr Leben, zwei Millionen wurden vertrieben. Andererseits ist die Demokratische Republik Kongo unermesslich reich an Bodenschätzen.
Was auf den ersten Blick wirkt wie ein Widerspruch, ist keiner: Einnahmen aus dem Abbau – nicht zuletzt von Gold – versorgen bewaffnete Gruppen mit Geld, verlängern also den Konflikt.
Und was geht das die Schweiz an? Sehr viel, wie die Reportage aus Zentralafrika zeigt: Über Schmuggelpfade gelangt das Rohgold tonnenweise nach Uganda, von dort nach Dubai. Beim Umweg über das Emirat wird das schmutzige Konfliktgold aus dem Kongo «gewaschen»: Seine Herkunft kann danach nicht mehr nachvollzogen werden. Schweizer Unternehmen betonen die saubere Herkunft ihrer Rohstoffe, alle Regeln für den Handel mit Gold würden eingehalten. Doch weil sie die Belege dafür, etwa Berichte von Wirtschaftsprüfern, nicht öffentlich machen, sind ihre Beteuerungen Lippenbekenntnisse.
Die Schweiz als zentrale Drehscheibe des Welt-Rohstoffhandels braucht klare Vorschriften, um die Herkunft ihrer Ware transparent zu machen – nur so ist sicherzustellen, dass wir uns nicht am Elend der anderen bereichern.
Die Berner Polizei wusste, dass viele kroatische Fans Nationalisten sind.
Diese Woche marschierten in Bern die Faschisten. Das ist beschämend. Noch beschämender: Niemand hinderte sie.
Eigentlich wurde Fussball gespielt, YB gegen Dinamo Zagreb. Die kroatischen Fans, viele von ihnen Hooligans, sind berüchtigt. Die meisten von ihnen sind Nationalisten, nicht wenige sogar offen faschistisch. Das wusste auch die Berner Polizei.
Die Kroaten wurden ihrem Ruf gerecht. Dass sie in Bern provozieren, dass sie ihre Nazi-Tattoos und ihre T-Shirts mit KZ-Bildern präsentieren, war absehbar. Manch einer zeigte sogar den Hitlergruss oder schmierte Parolen an die Wände. Der braune Mob ging aber noch weiter. An der Aare wurden Badende belästigt, bedrängt, betatscht. Die Hooligans griffen ihnen an den Hintern oder zwischen die Beine. Mehrere Frauen meldeten der Polizei solche sexuellen Übergriffe.
Wenn Linke demonstrieren, ist die Polizei weniger zimperlichDie aber liess die Täter unbehelligt durch Bern ziehen. Keine Verhaftungen. Stattdessen eskortierte die Polizei den Fanzug zum Stadion. Der Marsch war illegal – die Stadt hatte ihn verboten. Polizei und Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) redeten sich heraus: Aus Gründen der Verhältnismässigkeit habe man den Aufmarsch tolerieren müssen.
Man kann auch sagen, die Behörden haben gekuscht. Wenn in Bern die Linken demonstrieren, ist die Polizei meist weniger zimperlich. Kaum eine Demo, die nicht eingekesselt wird.
Aber es ist halt leichter, ein paar minderjährige Jusos einzuschüchtern, als sich mit paramilitärischen kroatischen Kampfsportlern anzulegen.
Kennen Sie Markus Hantschk und James Sekulov? Kaum zu glauben, aber wahr: Die zwei gehören zum elitären Kreis der 24 Spieler, die auf der ATP-Tour eine positive Bilanz gegen Roger Federer haben. 10 Tennis-Cracks über die Spiele ihres Lebens.
Patrick Rafter«Sein Handicap war seine mentale Reife»
«3:0 gegen Federer – das ist unglaublich, macht mich aber nicht stolz, denn es gibt eine einfache Erklärung dafür. Als ich gegen Roger spielte, war er noch jung, wurde aber von Jahr zu Jahr besser. Ganz ehrlich: Dass er mal so gut werden würde, konnte ich mir nicht vorstellen. Das erste Mal auf Roger traf ich an den French Open 1999. Es war seine Grand-Slam-Premiere. Da ich sein Spiel zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte, brauchte ich einige Zeit, um mich auf ihn einzustellen. Deshalb verlor ich den ersten Satz. Rogers grösstes Handicap war seine mentale Reife, er war ja auch erst 17 Jahre alt. Das war wohl auch ein Grund, weshalb ich das Spiel kehren und in vier Sätzen gewinnen konnte.
2001 in Miami traf ich erneut auf Roger. In der Runde zuvor bestritt er eine harte Partie. Das war spürbar. Zudem trat er mit zu viel Respekt vor mir auf. Das kam mir natürlich entgegen, und ich schlug ihn locker in zwei Sätzen.
Wenige Monate später kreuzten sich in Halle unsere Wege zum dritten und letzten Mal. Roger hatte gar einen Matchball, doch ich hatte Glück und konnte das Spiel noch kehren. Spätestens da war klar, dass er bald durchstarten würde. Zwei Wochen später schlug er in Wimbledon dann Pete Sampras.
Mittlerweile ist Roger der grösste Tennisspieler aller Zeiten. Und mit über 300 Wochen die längste Nummer 1 der Geschichte. Ich führte immerhin eine Woche lang die Weltrangliste an. Mich mit Roger zu vergleichen, macht keinen Sinn. Er ist in einer komplett anderen Stratosphäre unterwegs.
Ganz ehrlich – mich überrascht, dass Roger noch immer spielt. Solange er noch Turniere gewinnen kann, wird er wohl nicht aufhören.
Übrigens: Mein Direktduell gegen einen anderen Schweizer, gegen Marc Rosset, ging 2:2 aus. Das Komische daran: Ich kann mich an die Siege gegen ihn nicht mehr erinnern, an die Niederlagen aber schon. Ich mag Marc. Es brauchte zwar einige Zeit, um ihn kennenzulernen und zu verstehen. Aber Marc ist ein lustiger, glücklicher Mann.»
Der Australier Patrick Rafter (45) gewann zwei Grand-Slam-Turniere (US Open 1997/98). 1999 war er für eine Woche die Weltnummer 1. Und was macht Rafter heute? «Ich arbeite viel auf meinem Grundstück. Ich fahre Traktor, grabe Löcher und stelle Viehzäune auf. Ich liebe das.»
Christophe van Garsse
«Ich schlug Gott»
«Dank Federer gewinne ich heute noch das eine oder andere Bierchen. Weshalb das so ist? Es kommt immer mal wieder vor, dass ich mit Freunden in einer Bar unterwegs bin und sie dann anderen Leuten erzählen, dass ich einst Roger geschlagen hätte. Da diese das dann jeweils nicht glauben, wetten wir um ein Bier. Und schon gibts wieder ein Gratis-Bier für mich. Mein Sieg liegt allerdings schon fast 20 Jahre zurück. 1999 im Davis Cup wars. Ich war zwar auf der Tour nie so richtig erfolgreich, im Davis Cup aber schon. Das Talent von Roger war schon damals sichtbar, auch wenn er selbst fast noch ein Baby war. Das Spiel selbst war kein schönes. Da wir auf Sand spielten, streute ich viele Stoppbälle ein. Ich schlug Roger schliesslich in fünf Sätzen. Nach über drei Stunden. Anschliessend weinte er in meinen Armen. Leider habe ich ihn danach nie mehr gesehen. Doch seitdem verfolge ich seine Karriere aufmerksam. Ich bin einer seiner grössten Fans. Dass ich einst Gott geschlagen habe, ist noch heute einfach unglaublich!»
Der Belgier Christophe van Garsse (44) gewann zwei Challenger-Turniere. Heute ist er in seiner Heimat Sales Manager eines Fitness-Klubs.
Kenneth Carlsen
«Mein Plan ging auf»
«Miami 1999, erste Runde. Ich war damals schon seit Jahren auf der Tour, quasi ein alter Mann, und Roger war ein sehr junger Spieler. Alle wussten, dass Roger ein Riesentalent mit einem unglaublichen Potenzial ist. Doch ich konzentrierte mich voll auf mich und wusste: Junge Spieler haben gelegentlich noch Mühe, sich zu fokussieren. Mein Plan ging auf. Ich siegte in zwei Sätzen und war natürlich glücklich. Erst heute bin ich mir bewusst, wie wertvoll dieser Sieg war. Stolz darauf bin ich aber nicht, es ist einfach witzig, dass ich gegen den besten Tennisspieler aller Zeiten eine positive Match-Bilanz vorweisen kann. Ich selbst denke auch nicht jeden Tag daran. Da ich aber noch immer im Tennis-Zirkus unterwegs bin, werde ich gelegentlich daran erinnert.»
Der Däne Kenneth Carlsen (45) gewann drei Turniere. Auch nach seinem Karriereende 2007 blieb er dem Tennis erhalten – als Captain des dänischen Davis-Cup-Teams und als Experte fürs heimische Fernsehen.
Lukas Arnold Ker
«Ein Doppel mit Federer wäre wunderbar»
«Federer war bei meinem Sieg in Gstaad noch jung, 17 Jahre alt. Das Spiel war sehr ausgeglichen, auch wenn ich mit 6:4, 6:4 gewann. Aber Federer wurde nicht wütend, wie sonst oft in den jungen Jahren seiner Karriere. Ich hätte damals nie gedacht, dass Federer eine solche Karriere hinlegen würde. Heute unterrichte ich Tennis in Argentinien. Und ich würde Federer gerne fragen, ob er mal ein Doppel mit mir spielen würde. Das wäre wunderbar!»
Der Argentinier Lukas Arnold Ker (43) war vor allem ein Doppel-Spezialist. Zweimal erreichte er in Basel den Doppel-Final.
Markus Hantschk
«Das macht mich stolz»
«Als ich 2000 in St. Pölten gegen Roger antrat, war er ein talentierter Spieler, gleichzeitig waren seine Leistungen aber noch unkonstant. Er spielte an diesem Tag nicht sehr gut, und ich schlug ihn deutlich 6:2 und 6:1. Damals konnte ich noch nicht ahnen, wie speziell dieser Sieg mal sein wird. Rückblickend macht mich meine Leistung natürlich stolz. Übrigens: Drei Jahre später schlug ich an einem Turnier in Belgrad auch noch Rafael Nadal. Ich habe demnach während meiner Karriere gegen zwei der besten Tennisspieler gewonnen.»
Der Deutsche Hantschk (40) war einst die Nummer 68 der Welt. Heute führt er in im bayrischen Böbrach ein Wellness- und Sporthotel.
Franco Squillari
«Meine schönsten Erfolge überhaupt»
«Ich hatte vorher schon einige Male mit Federer trainiert, ehe ich ihn 2001 an einem heissen Tag in Hamburg erstmals schlug. Schon als junger Spieler gab er seinen Gegnern nur selten eine Chance. Ich schlug ihn trotzdem 6:3, 6:4. Ich bin aber überzeugt: Hätte ich den Sack im zweiten Satz nicht zugemacht, hätte ich das Spiel verloren. Zwei Jahre später trafen wir in Sidney erneut aufeinander. Federer war schon in den Top 6 der Weltrangliste, er war also Favorit. Ich ahnte, dass er nach seiner Anreise aus Doha noch unter Jetlag leiden würde. Genau so kam es, zum Glück. Mein Sieg überraschte mich, denn auf Hardcourt war ich eigentlich schwach.
Federer war schon damals sehr selbstsicher, einfach anders als die anderen. Ich hätte aber nicht gedacht, dass er noch so viel gewinnen würde. Die Erfolge gegen ihn zählen im Nachhinein zu meinen schönsten überhaupt. Zwei Spiele, zwei Siege – und das gegen Federer!
Er wird je länger je mehr zur Legende, es ist unglaublich, wie er sein Level hält. Wie er das mit vier Kindern macht? Ich kann es nicht glauben. Ich bewundere ihn und geniesse jedes seiner Spiele, die ich noch erleben darf.»
Der Argentinier Franco Squillari (42) konnte drei ATP-Turniere gewinnen. 2000 schaffte er es an den French Open bis in den Halbfinal und in der Weltrangliste bis auf Platz 11.
James Sekulov
«Roger wirkte unkonzentriert»
«Indianapolis 2000, erste Runde: Rogers Talent war schon damals sichtbar, aber ich hätte nie daran gedacht, dass er später fast unschlagbar wird. Im Spiel selbst wirkte er cool und ruhig, gelegentlich aber auch unkonzentriert. Ich siegte 6:4, 7:5. Leider geriet danach meine Karriere ins Stocken. 2002 trat ich vom Spitzensport zurück. In Erinnerung bleibt natürlich vor allem mein Sieg gegen Roger. Noch heute sind meine Freunde stolz auf mich und sagen mir immer wieder, dass ich den besten Spieler aller Zeiten geschlagen habe.»
Der Australier James Sekulov (41) schaffte es bis auf Platz 123 der Weltrangliste.
Jan Siemerink
«Ich schenkte ihm eine Flasche Champagner»
«Ich habe nur einmal gegen Roger gespielt – und gewonnen! Das war 1998 im Viertelfinal von Toulouse. Roger war damals noch sehr jung, und ich als Routinier überraschte ihn mit meinem Serve-and-Volley-Spiel. Ich habe danach sogar das Turnier gewonnen. Es war mein letzter Titelgewinn. Einige Jahre später traf ich ihn wieder. Ich arbeitete mittlerweile fürs Fernsehen und durfte ihn nach seinem Wimbledon-Sieg interviewen. Er war überrascht, mich zu sehen und erinnerte sich daran, dass ich ihn einst besiegt hatte. Als Geschenk überreichte ich ihm eine Flasche Champagner. Er freute sich sichtlich und bedauerte, dass er nicht wie Formel-1-Champions die Flasche auf dem Centre Court öffnen und verspritzen darf. Dieses Zwei-Minuten-Interview werde ich nie vergessen. Genau wie meinen Sieg gegen ihn. Heute kann ich voller Stolz sagen: Ich habe gegen den besten Spieler aller Zeiten nie verloren!»
Der Holländer Jan Siemerink (48) gewann vier ATP-Turniere. 2002 beendete er seine Karriere. Im Februar 2018 wurde er beim Fussballklub Ajax Amsterdam Teammanager.
Francisco Clavet
«Eine noble Geste»
«Für mich ist Federer der grösste Tennisspieler aller Zeiten und eines meiner grössten Idole. Man kann sich deshalb gut vorstellen, was es mir bedeutet, das Privileg gehabt zu haben, gegen ihn gespielt und ihn bezwungen zu haben. Federer war zu dieser Zeit ein junger, verheissungsvoller Spieler, aber noch nicht die Legende, die er heute ist. Dennoch ist dieser Sieg 2000 in Cincinnati für mich einer meiner wichtigsten und schönsten und einer, auf den ich besonders stolz bin. Jahre später, als ich bereits zurückgetreten war, und Trainer von Giraldo war, hatten wir ausgemacht , dass Giraldo in Cincinnati mit Federer trainieren würde. Als ich ihn sah, hat er sich an unser Spiel und an den Ort erinnert. Eine sehr noble Geste! Er hat grosse menschliche Qualitäten. Er ist ein Crack im wahrsten Sinne des Wortes. Ich bewundere ihn sehr.»
Der Spanier Francisco Clavet (49) war ein Sand-Spezialist und schaffte es bis auf Platz 18 der Weltrangliste.
Dominik Hrbaty
«Ich spielte schnell und hart»
«Um Roger schlagen zu können, musst du das beste Tennis deines Lebens spielen – und gleichzeitig darf er nicht seinen besten Tag erwischen. Ich habe einmal gegen ihn verloren, aber zweimal gewonnen! Besonders in Erinnerung bleibt mir mein Sieg 2004 in Cincinnati. Roger war damals schon die Nummer 1. Am Morgen vor dem Spiel trainierten wir noch gemeinsam. Ich machte damals einige Fotos von uns und schickte sie meiner Freundin per MMS als Morgengrüsse. Das Spiel selbst war eines der besten meines Lebens. Ich spielte schnell, hart und an die Linien. Ich fragte ihn danach oft: Weisst du, gegen wen du noch nie gewonnen hast? Seine Antwort: leider gegen dich. 2008 verlor ich dann in Wimbledon doch noch gegen ihn.»
Der Slowake Dominik Hrbaty (40) schaffte es bis auf Platz 12 der Weltrangliste und holte sich 6 Turniersiege. 2012 beendete er seine Karriere.
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Gegen diese 24 Gegner hat Federer eine negative Bilanz:
Lucas Arnold Ker (Arg) 0:1
Byron Black (Sim) 0:1
Sergi Bruguera (Sp) 0:1
Kenneth Carlsen (Dä) 0:1
Francisco Clavet (Sp) 0:1
Alex Corretja (Sp) 2:3
Novak Djokovic (Ser) 22:24
Jewgeni Donskoi (Russ) 0:1
Thomas Enqvist (Sd) 1:3
Wayne Ferreira (SA) 1:2
Andrea Gaudenzi (It) 0:1
Markus Hantschk (De) 0:1
Dominik Hrbaty (Slk) 1:2
Jewgeni Kafelnikow (Russ) 2:4
Thanasi Kokkinakis (Aus) 0:1
Gustavo Kuerten (Br) 1:2
Andrij Medwedjew (Ukr) 0:1
Rafael Nadal (Sp) 15:23
Patrick Rafter (Aus) 0:3
James Sekulov (Aus) 0:1
Jan Siemerink (Ho) 0:1
Franco Squillari (Arg) 0:2
Dominic Thiem (Ö) 1:2
Christophe Van Garsse (Be) 0:1
Der Walliser Bundesliga-Trainer sagt, wie er mit dem Doppeladler umgegangen wäre. Und erklärt, wie er sein Herz durchchecken liess, weil er ein Enge-Gefühl in der Brust verspürte.
Es ist warm im «Kaiser Franz», einer kultigen Fussballkneipe im Langstrassenquartier von Zürich. «Kommt’s rein und trinkt's Bier», steht über der Tür. «Nichts für Warmduscher», prangte während der WM über einem Plakat, das Pelé und Franz Beckenbauer nackt unter der Dusche zeigt.
Martin Schmidt (51), der Bundesliga-Trainer, spricht mit Beizer Rudy, einem Tessiner FCZ-Fan. «Ich habe bis zum 28. August dem Personal gesagt, dass alle Feriendaten vorerst blockiert sind.» Dann ist Europa-League-Auslosung, Rudy will mit an jedes Auswärtsspiel. Seine Mitarbeiter müssen sich mit Ferienplänen so lange gedulden, bis die FCZ-Daten feststehen und der Chef seine Reisen geplant hat.
Schmidt schmunzelt. Er kennt Europa-League-Euphorie, erreichte sie einst mit Mainz. Er war damit erfolgreicher als seine Vorgänger Thomas Tuchel und Jürgen Klopp. Doch während die beiden Trainer-Topstars nun Paris SG und Liverpool betreuen, ist Schmidt aktuell ohne Klub. Ende Februar trat er beim VfL Wolfsburg zurück.
Herr Schmidt, was haben Sie die letzten Wochen gemacht?
Martin Schmidt: Ich habe mich erholt und meinen Körper durchchecken lassen. Jeder Bundesliga-Spieler wird Sommer für Sommer auf Herz und Nieren geprüft, seit es plötzliche Todesfälle auf dem Fussballfeld gab. Aber der Trainer wird nie untersucht, obwohl er einen riesigen Stress hat. Das halte ich für einen Fehler.
Warum?
Als Bundesliga-Coach bist du unter unglaublichem Druck. Ich machte innerhalb von zwei Jahren alle Hochs und Tiefs durch: erst Qualifikation für die Europa League, dann Abstiegskampf – mal auf, mal ab. Ich verspürte mal ein Enge-Gefühl in der Brust, als der Druck besonders gross war, und ich fragte mich: Ist das jetzt wirklich normal? Bin ich wirklich gesund?
Was haben Sie gemacht, um das festzustellen?
Ich trug ein Messgerät wie die Spieler am Oberkörper. Das war spannend, ich lief um die 5 Kilometer, also etwa so viel wie ein Torwart. Und die Herzfrequenz war sehr hoch. Und eben, jetzt, während meiner freien Zeit, dachte ich, dass es mit über 50 nun an der Zeit ist, einen Ganzkörper-Check zu machen.
Und, wie sind Ihre Ergebnisse?
Alle hervorragend, ich bin topfit, habe überall Top-Werte.
Damit sind Sie schweizweit wohl der einzige Walliser mit intakten Leberwerten.
(Lacht.) Das muss ich nicht kommentieren, oder? Aber ja, meine Leber- und Nierenwerte sind sehr gut.
Fanden Sie auch Zeit, Ihren 86-jährigen Vater auf der Alp zu besuchen?
Selbstverständlich. Wir verbringen sehr gern Zeit miteinander. Allerdings hatte er ein wenig Sorge, weil der Bub gerade keinen Verein hat. Meine Schwester klärte ihn dann auf, dass man als Bundesliga-Trainer nicht allzu schlecht verdient und diese Pausen auch nötig sind in diesem Geschäft.
Barkeeper Rudy bietet ein Getränk an. «Unser Konzept ist Fussball und Bier», erklärt er. Schmidt bestellt zur Mittagszeit ein Mineralwasser mit Eis, abends würde er sich ein «Blonde 25» aus Sion gönnen, sagt er. «Haben wir nicht», sagt Rudy.
Ein guter Freund von Ihnen ist Raphael Wicky. Wie war Ihr Kontakt nach seiner Entlassung beim FC Basel?
Wir haben viel miteinander gesprochen. Ich kenne eine vergleichbare Situation ja aus Mainz. Es ist sehr schwer, sich von einem Klub, bei dem du acht Jahre dein ganzes Herzblut investiertest, zu lösen. Bei Raphi war es ähnlich, er war in der U16, U18 und U21 beim FC Basel. Das braucht Zeit, sich emotional vom Klub zu trennen.
Ist Wicky zu hoch eingestiegen? Wäre er besser in Vaduz gestartet?
Nein. Man muss die Möglichkeiten im Leben packen. Er ist verantwortlich für die beste Champions League aller Zeiten für den FC Basel. Er ist ein ausgezeichneter Trainer und hat eine grosse Karriere vor sich, die Erfahrung von Basel wird ihn stärker machen.
Sie waren als Kandidat für seine Nachfolge unter den letzten drei.
Davon weiss ich nichts. Es gab weder einen Kontakt noch eine indirekte Anfrage über meinen Berater.
Hätten Sie den Job aus Solidarität zu Wicky abgelehnt?
Ich habe ja immer betont, dass mein Fokus auf der Bundesliga oder einem anderen europäischen Land liegt. Die Super League ist im Moment kein Thema.
Schmidt ist die letzten Monate auch gereist. Immer wieder zieht es ihn nach Italien, nach Deutschland. Und im TV-Studio des Schweizer Fernsehens war er WM-Experte.
Wie beurteilen Sie die WM-Kampagne der Nati?
Sportlich war es in Ordnung, obwohl ich optimistisch auf eine Viertelfinal-Qualifikation tippte. Aber ja, mit dem Vorfall rund um das Serbien-Spiel und dem Aus gegen Schweden wird vieles sehr negativ dargestellt.
Sie selbst sagen, als Trainer sei heute interne und externe Kommunikation das A und O. Wie hätten Sie als Trainer das Serbien-Spiel vorbereitet und wie danach reagiert?
Ich möchte nicht den Doppeladler-Jubel selber kritisieren. Es war eine Aktion aus den Emotionen heraus, sicher nicht ganz durchdacht. Aber wie man damit umging, das hätte man besser lösen können.
Wie?
Es einfach offen ansprechen. Wir haben viele Kroaten, Serben und Kosovaren im Wallis, einige sind Freunde von mir. Sie erklärten mir im Vorfeld des Spiels, warum die Partie so brisant ist. Das hat mir die Augen geöffnet. Wenn beispielsweise ein Granit Xhaka vor dem Spiel öffentlich erklärt hätte, warum ihn so viele Emotionen beschäftigen, hätten viele Menschen dafür Verständnis gehabt.
Der Verband und Vladimir Petkovic schwiegen es tot.
Was Vladimir Petkovic und der Verband im Vorfeld investiert haben, kann ich nicht beurteilen. Aber als Trainer und Verantwortlicher muss man sich vor einem heissen Spiel im Klaren sein, wie man es nach innen und nach aussen moderiert. Damit kann man viel abfedern.
Gefällt Ihnen als Walliser die momentane Ausstrahlung dieser Nati?
Sagen wir es so: Die Doppelbürger gehören zur Schweiz, wir sind ein offenes Land. Früher waren es die Italiener, dann die Ex-Jugoslawen. Sie haben unser Land befruchtet und viel Gutes gebracht. Und wir nehmen doch alle gerne unsere Top-Fussballer, unsere Sprint-Asse in der Leichtathletik, unsere Tennis-Stars wie Stan Wawrinka oder Martina Hingis. Jeder Doppelbürger darf ein Fan seiner ursprünglichen Heimat sein. Ich finde die Diskussion auch doppelzüngig. Hängt ein Schweizer eine Che-Guevara-Fahne über den Balkon, gilt er als cool und weltoffen. Hängt ein Secondo die Fahne seiner Heimat über den Balkon, integriert er sich nicht.
Wollen Sie eines Tages Nati-Trainer werden?
Jeder Schweizer Trainer, der international arbeitet, muss da ehrlich sein: Natürlich wäre es ein Traum, Nati-Trainer zu werden. Wenn man sich vorstellt, diese Energie, mit deinem Land, mit Deinen Fans, mit deinen Landsleuten einen Sieg zu feiern – da bekomme ich schon Gänsehaut. Aber im Moment versuche ich, als Trainer ein Botschafter der Schweiz im Ausland zu sein. Als Kommunikator im Fernsehen, als Trainer, als Mensch mit sozialer Verantwortung. Wenn eines Tages die Konstellation passt, wäre es selbstverständlich eine Ehre, die Nati zu repräsentieren.
Warum traten Sie in Wolfsburg eigentlich zurück?
Weil viele Sachen im Umfeld einfach nicht stimmten. Dabei geht es nicht einmal um Sport. Aber man sieht ja, von den handelnden Personen von damals ist heute kaum jemand mehr da. So, wie der VfL Wolfsburg aufgestellt war, war sportlicher Erfolg nicht möglich. Mehr kann und will ich nicht ins Detail gehen, aber ich wollte den Klub mit meinem Rücktritt wecken.
Was haben Sie falsch gemacht?
Es geht gar nicht um Fehler, sondern um Verantwortung als Trainer. Ich wollte dieser gerecht werden, indem ich die Reissleine ziehe. Das ist wichtig, wenn man von der Konstellation nicht überzeugt ist. Heute würde ich verschiedene Dinge früher ansprechen. Aber das ist auch das Gute daran: Ich habe das für mich aufgearbeitet und kann meine Erfahrungen bei meiner nächsten Station mitnehmen und nutzen.
Warum hat sich Renato Steffen bisher nicht durchgesetzt?
Weil fast jeder Schweizer Spieler ein halbes Jahr Anlaufzeit braucht, um in der Bundesliga reinzukommen. Das hat man bei Granit Xhaka in Gladbach auch gesehen. Steffen wird es schaffen, davon bin ich überzeugt.
Lucien Favre ist nun der einzige Schweizer Bundesliga-Trainer. Was trauen Sie ihm zu?
Er ist für mich ein guter Mix aus Klopp und Tuchel. Die Leidenschaft verbunden mit der taktischen Raffinesse. Das passt mit Dortmund, wo er ein Team mit unglaublichem Potenzial hat. Für mich ist der BVB Bayern-Jäger Nummer 1 – und ich denke, Favre wird in den nächsten Jahren Titel gewinnen.
Über der Tür hängt ein Zitat von Franz Beckenbauer. Es sind legendäre Worte der WM 1990, als Deutschland Weltmeister wurde: «Geht’s raus und spielt’s Fussball.» Worte, die Schmidt bald auch wieder Spielern auf den Weg geben möchte.
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Persönlich: Martin Schmidt (51) aus Naters VS wächst mit fünf Schwestern und einem Bruder auf, die Mutter stirbt früh. Sieben Kreuzbandrisse beim Fussball, Ski und Mountainbike. Als Coach ein Senkrechtstarter: Mit 37 ist er noch Raron-Trainer, 2008 übernimmt er den Thun-Nachwuchs. Zwei Jahre später wird er U21-Trainer bei Mainz, 2015 ist er Chef des Bundesliga-Teams. Nach der Trennung letzten Sommer holt ihn Wolfsburg im September 2017. Ende Februar 2018 tritt er nach seinem 100. Bundesliga-Spiel zurück.
Genf/Catania – Die seit Tagen im Hafen von Catania festsitzenden Migranten sollen in den kommenden Stunden das Rettungsschiff «Diciotti» verlassen können. Nach dem Drama um die festgesetzten Migranten ermittelt nun die Justiz gegen Innenminister Matteo Salvini.
Um den Grossteil der zuletzt 140 Migranten an Bord - nämlich 100 - kümmere sich die italienische Bischofskonferenz, teilte die Regierung in Rom mit. Albanien und Irland - letzteres besucht derzeit Papst Franziskus - nehmen demnach jeweils 20 Menschen auf.
Insgesamt 190 Migranten waren am 16. August aus Seenot gerettet worden, das Schiff der italienischen Küstenwache konnte erst Montag mit 177 von ihnen in Catania einlaufen. Bislang konnten nur Minderjährige und Kranke von Bord gehen.
Die italienische Justiz ermittelt derweil gegen Innenminister Matteo Salvini. Es werde gegen Salvini wegen «Freiheitsberaubung, der illegalen Festnahme und des Machtmissbrauchs» ermittelt, berichteten italienische Medien am Samstagabend. Die Untersuchung schliesse auch Salvinis Bürochef ein.
Salvini kritisierte die Ermittlungen gegen ihn scharf: «Es ist unglaublich, in einem Land zu leben, in dem vor zehn Tagen eine Brücke eingestürzt ist, unter der 43 Menschen gestorben sind, und es keinen gibt, gegen den ermittelt wird», sagte er bei einem Auftritt im norditalienischen Pinzolo.
«Und sie ermitteln gegen einen Minister, der die Grenzen des Landes verteidigt. Es ist eine Schande.» Vor der applaudierenden Menge fuhr er fort, «ihr habt eine Regierung, die die italienischen Bürger bis zum Ende verteidigen wird.»
Die Vereinten Nationen hatten die EU im Streit um die Aufnahme von Flüchtlingen zurechtgewiesen und auf eine rasche Lösung gedrängt. An Italien richtete die Uno-Organisation den Appell, die Menschen «sofort» von Bord gehen zu lassen.
Uno-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi verurteilte die Behandlung der Flüchtlinge auf der «Diciotti» als «gefährlich und unmoralisch». Die Leben von Flüchtlingen würden gefährdet, «während die Staaten einen politischen Kampf um langfristige Lösungen führen», kritisierte er.
Italien erwägt im Migrationsstreit, die Verhandlungen um den neuen EU-Haushaltsentwurf zu blockieren. Nachdem es auf EU-Ebene bisher keine Lösung für die Verteilung von Flüchtlingen gegeben habe, prüfe man, ein Veto in den laufenden Verhandlungen einzulegen, erklärte Premierminister Giuseppe Conte am Samstagabend. Derzeit wird in der EU der Haushaltsrahmen für die Jahre 2021-27 diskutiert. Dieser muss von allen Mitgliedsstaaten gebilligt werden.
«Italien nimmt zur Kenntnis, dass sich der »Geist der Solidarität« kaum in konkrete Taten übersetzt», teilte Conte mit. «Wir können uns nicht mit einem gemeinsamen Wirtschaftsraum zufrieden geben.»
Italien ist mit knapp 20 Milliarden Euro der drittgrösste Netto-Beitragszahler in der EU. Die höchsten Beiträge zahlt Deutschland, gefolgt von Frankreich. Die Regierung in Rom, an der auch die fremdenfeindliche Lega-Partei beteiligt ist, fährt in der Flüchtlingspolitik seit ihrem Amtsantritt im Juni eine harte Linie.
Die 16 Migranten, die am Samstag das italienische Küstenwache-Schiff «Diciotti» verlassen durften, wurden in das Krankenhaus von Catania gebracht. Drei Männer leiden an Tuberkulose, weitere zwei an Lungenentzündung, berichteten italienische Medien.
Auch elf Frauen wurde erlaubt, das Schiff zu verlassen. Sie wurden in die Gynäkologie-Abteilung des Krankenhauses eingeliefert. Zahlreiche Migranten würden ausserdem an Krätze leiden, hiess es in italienischen Medien.
Die Schweiz bietet unzählige Möglichkeiten, die das Leben verschönern, wenn man sie nutzt.
Wann haben Sie zuletzt an einem freien Tag den Zug genommen, sind nach Lausanne gefahren und haben in einem Café – auf Französisch! – ein Croissant aux Amandes bestellt? Fühlte es sich nicht an wie in den Ferien?
Haben Sie diesen Sommer in einem Fluss oder See gebadet? Dabei Wasser geschluckt und geschmeckt, wie sauber unsere Gewässer sind?
Lassen Sie manchmal an einem Freitagabend die rohe Energie der Zürcher Langstrasse auf sich wirken? Wenn Partyvolk und Halbwelt sich mischen, bis man nicht mehr erkennt, wer wer ist. Bei einem dieser Streifzüge sieht man mehr als in einem ganzen Monat im Büro.
Kennen Sie die Stehplätze beim Brünig-Schwinget? Ganz oben bei den Bäumen. Zugegeben: Vom Geschehen im Sägegmehl sieht man nicht so viel. Dafür ist es schattig und die Stimmung umso herzlicher.
Sind Sie einmal auf das Vrenelisgärtli gestiegen, den sagenumwobenen Gipfel im Glärnisch? Ich auch nicht, denn ich habe Höhenangst. Aber die Strecke gilt als Einsteiger-Hochtour, und der Ausblick von dort oben soll unschlagbar sein.
Freuen Sie sich auf die Wintersaison?Haben Sie je bei der Migros-Klubschule versucht, eine neue Fremdsprache zu lernen? Vielleicht sogar eine, mit der Sie vorher nie in Berührung kamen. Wahrscheinlich haben Sie in der Zwischenzeit alles wieder vergessen. Doch das Gefühl für diese unbekannte Kultur ist Ihnen sicher geblieben.
Sind Sie mal im Espace Noir eingekehrt? In dieser kleinen Beiz im Uhrmacher-Städtchen St-Imier im Berner Jura. Und haben Sie sich auch gewundert, wie ausgerechnet in diesem verschlafenen Kaff 1872 die anarchistische Bewegung entstehen konnte – als Gegenidee zur «Diktatur des Proletariats» von Karl Marx?
Und jetzt, wo der Sommer zu Ende geht, bedauern Sie da nicht auch all die Wanderungen, die Sie sich vorge-, aber nie unternommen haben? Freuen Sie sich stattdessen auf die Wintersaison? Wenn die Berge wieder weiss sind und die Pisten glatt und frisch.
Sind Sie nicht immer wieder verblüfft, wie vielfältig unser kleines Land ist? Wie viele Geheimtipps, wie viel Geschichte, wie viel Spektakel und wie viel Natur es zu entdecken und zu erleben gibt? Und dass vieles davon in diesem ansonsten so teuren Land gar nicht so viel kostet, wenn man ein wenig kreativ ist?
Gibt es bei uns überhaupt ein Interesse oder eine Leidenschaft, die sich nicht mit einem passenden Verein, Ort oder Hobby befriedigen liesse? Und ist dieses riesige Angebot nicht unser grösster Luxus?
Einverstanden, uns fehlt der direkte Zugang zum Meer. Aber sonst haben wir hier alles, um das Beste aus der uns geschenkten Zeit zu machen.
Oder nicht?